von Björn Schöpe
18. Juli 2013 – Jeder kann alles erreichen, wenn er nur will. Gemäß diesem Credo des American Way of Life kann auch jeder den Schatz finden, den der ehemalige Kunsthändler Forrest Fenn angeblich irgendwo in den Rocky Mountains nördlich von Santa Fe versteckt hat – jeder, der nur will und die Hinweise versteht, die Fenn in einem Gedicht verschlüsselt hat.
Schon vor rund zwanzig Jahren packte Forrest Fenn eine Kiste und packte Dinge hinein, die ihm besonders teuer waren. Damals hatte ihm ein Arzt eröffnet, er werde nur noch kurze Zeit zu leben haben. Fenn beschloss, sich mit dieser Kiste in die Wildnis zurückzuziehen, damit irgendwann neben seiner Leiche ein Schatz gefunden werde sowie persönliche Notizen von ihm selbst.
Doch Fenn wurde geheilt. Die Kiste blieb. Der Kunsthändler packte immer wieder um, manches nahm er heraus, anderes gab er hinein. Neben alten Goldmünzen findet sich auch ein goldener Aztekenarmreif und andere amerikanische Altertümer. Der Wert: irgendwo zwischen einer und drei Millionen US-Dollar. Genau weiß das niemand, da der Inhalt ja geheim ist. Aber selbst der ehemalige Eigentümer dürfte nichts Genaueres sagen können, weil viele Stücke ja einen Sammlerwert besitzen, der erheblich über dem reinen Edelmetallwert liegen dürfte.
Vor ein paar Jahren, das genaue Datum ist nicht bekannt, nahm Fenn diese Kiste, fuhr mit seinem Wagen in die Rocky Mountains nördlich von Santa Fe und versteckte den Schatz irgendwo dort draußen. Dann rief er zur Schatzjagd. Seine Hinweise versteckte er in einem selbstgeschriebenen Gedicht, das er ins Internet stellte. Später verfasste er eine Autobiografie, in der er weitere Hinweise versteckte. Seine Motivation: Leute sollen begeistert rausgehen und etwas erleben, das vielleicht auch ihr Leben verändert. Der Erfolg: durchschlagend!
Das Internet ist voll von Seiten zu „The Thrill of the Chase“ (Der Nervenkitzel der Jagd), wie dieses Projekt getauft wurde. Blogs von Schatzjägern geben Hinweise, das Gedicht wird in einer Intensität analysiert, diskutiert und mit bekannten Orten abgeglichen, deren geradezu religiöse Hingabe an Bibelexegese erinnert.
Es kam bei all der Leidenschaft allerdings auch schon zu „Unfällen“. Eine Frau konnte gerade noch gerettet werden, sie hatte sich in der Wildnis verloren. Ein anderer Schatzsucher grub an einem geschützten Ort historische Gräber um und konnte nur von der Polizei davon abgehalten werden.
Auf seiner Seite schreibt Fenn, dass „der Schatz nicht an einem gefährlichen Ort“ versteckt sei. Die Fans werden aufgefordert, sich umsichtig zu verhalten, Verpflegung und ein GPS-Gerät mitzuführen.
Einer der hartnäckigsten Teilnehmer ist Dal Neitzel, der sich früher schon als Schatzsucher betätigte. Sein Blog gilt als eine der seriösesten Informationsquellen im Netz. Doch auch er hat den Schatz – soweit man weiß – noch nicht gefunden. Letzten Endes wird man die Kiste jedenfalls nicht im www finden, sondern nur draußen. Irgendwo in den Rocky Mountains, einer Fläche etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Falls ihn überhaupt jemand findet, bleibt nur zu hoffen, dass weiterhin viele Menschen Freude an der Suche haben, die ihr Leben positiv verändert – und nicht alles andere vergessen lässt oder gar ins Verderben stürzt. Dann könnte das wirklich ein schöner Einfall von Forrest Fenn gewesen sein.
Egal ob Sie sich an der Suche beteiligen oder einfach nur mal im Internet etwas dazu lesen wollen, ein paar Seiten sind interessant.
Old Santa Fe Trading ist das Kunsthaus von Forrest Fenn. Dort können Sie seine umfangreiche Sammlung amerikanischer Altertümer bewundern, seinem Blog folgen und aktuellste Tipps zur Suche finden.
Eine Zusammenfassung der Informationen zur Schatzsuche bietet auch The Thrill of the Chase …
… und eine Facebook-Seite.
Von großer Autorität bei dem Projekt ist Dal Neitzels Blog.
Und das Buch von Forrest Fenn finden Sie hier.