Schein-bar neues Geld für Ägypten

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von Annika Backe

19. Januar 2017 – Für weltweite Bestürzung sorgte jüngst die Meldung, dass das ägyptische Pfund um 48 % abgewertet wurde. Auch die Abkopplung vom Dollar erweist sich als nicht eben förderlich für die lokale Wirtschaft. Gegen die gedrückte Stimmung lanciert die Druckerei Secure Print Net einen Design-Wettbewerb auf Facebook. Unter dem Hashtag „Egyptian currency design challenge“ sind alle grafischen Künstler und Illustratoren des Landes dazu eingeladen, ihre Banknoten neu zu entwerfen. 

Büste der Nofretete. Neues Museum, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Magnus Manske / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0.

Motive

Als Motive für die Noten im Wert von 25 Piaster bis 200 Pfund finden sich in den Facebook-Postings vor allem die kunsthistorischen Highlights des Alten Ägypten, und da besonders die weltberühmte Büste der Nofretete. Das ist insofern bemerkenswert, weil sich dieses Kunstwerk seit mehr als 100 Jahren nicht mehr in Ägypten befindet. Es wurde 1912 während einer vom Berliner Mäzen James Simon finanzierten Grabungen im mittelägyptischen Amarna gefunden. Deshalb gelangte die Büste – wohl ein Bildhauermodell – im Rahmen der Fundteilung nach Deutschland. Nach Interimsquartieren ist sie seit 2009 wieder im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel zu sehen.  

Zahi Hawass im Jahre 2009. Foto: The White House Stream / Wikipedia.

Ausgerechnet Nofretete

Warum wählen viele Ägypter gerade die Nofretete als nationale Identifikationsfigur und nicht eines der großen Kunstwerke in den Museen ihres Landes? Viel spricht dafür, dass es das „Verdienst“ von Zahi Hawass ist. Der promovierte Archäologe und Ägyptologe musste 2011 als ägyptischer Minister für Antiken zurücktreten. Zu laut waren die Vorwürfe der Gewährung von Wettbewerbsvorteilen bis hin zur Beteiligung am illegalen Handel mit ägyptischen Kulturgütern gegen ihn geworden. Obwohl zu einer Geld- und Haftstrafe sowie Zwangsarbeit verurteilt, war er wenig später wieder im Amt. Und nutzte es medienwirksam, um bei wirklich jeder Gelegenheit auf eine Rückgabe der vermeintlich illegal nach Deutschland verbrachten Nofretete zu drängen. 

Dass dies nach den Maßgaben der Fundteilung bei archäologischen Grabungen völlig rechtmäßig geschah, interessiert den 2011 ein zweites Mal geschassten Hawass wenig. Er, der sich auf seiner Website rühmt, den verstaubten ägyptischen Museen neues Leben eingehaucht zu haben, findet offenbar breites Gehör bei den jungen Kreativen. Erfolgreich hat er ihnen einzelne Objekte ihres Landes bekannter gemacht hat als deren wissenschaftliche Aussage.

Zur erwähnten Facebook-Seite mit den Neuentwürfen kommen Sie hier.

Dies ist die Website des Berliner Neuen Museums. 

Die ägyptischen Geldscheine in ihrem offiziellen Design sehen Sie hier.

Zur Seite der James Simon-Stiftung gelangen Sie hier.

Eine ganze Reihe von Beiträgen zu Zahi Hawasss publizierten wir bereits in der MünzenWoche.

Zu Zahi Hawass‘ Internetseite kommen Sie hier.

Er hat auch einen Eintrag bei Wikipedia.

Und aufschlussreiche Einblicke in die ägyptische Altertümerverwaltung gewährt ein Buch von Waafa El Saddik, das wir Ihnen hier vorstellen.