Shining the Future – Die Vorträge der MDC Mexiko: Plenarsitzungen

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von Ursula Kampmann

8. Juli 2014 – Vom 11. bis zum 14. Mai 2014 tagten die Münzstätten in Mexiko. Es war nicht nur ein großartiges Fest und eine herausragende Gelegenheit, Kollegen wieder zu sehen. Es war vor allem ein arbeitsreiches Treffen, bei dem viele interessante Vorträge gehalten und Diskussionen geführt wurden. Wir geben Ihnen eine kleine Übersicht dazu. Hier finden Sie eine Zusammenfassung aller Vorträge, die in den Plenarsitzungen gehalten wurden.
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Montag, 12. Mai 2014: Ausblicke
Der erste Vortrag der MDC war nicht nur ein Lehrstück dazu, unter welch neuen Gegebenheiten sich die zukünftige Weltwirtschaft abspielen wird, Professor Stephane Garellis Präsentation war gleichzeitig das Musterbeispiel eines rhetorischen Meisterstücks, mit dem er ein um 8.30 noch leicht müdes Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen veranlasste.
Kurz zusammengefasst, warnte Professor Garelli vor allzu großer Selbstzufriedenheit. Er kündigte einen fundamentalen Wandel an, dem es zu begegnen gelte. Der Wohlstand habe zwar in den vergangenen Jahrzehnten auf der Mittelschicht der westlichen Welt beruht, aber die sei nun so gesättigt, dass man in diesem Bereich keinen neuen Zuwachs erzielen könne. Dazu sei diese hoch konsumorientierte Mittelschicht am Verschwinden. Für die Tätigkeiten, die der gut ausgebildete und hoch bezahlte Facharbeiter noch vor wenigen Jahrzehnten mit der Hand ausführen musste, benutze man heute maschinengetriebene Roboter. Auch wenn es einem Teil dieser Schicht durch eine Universitätsbildung gelänge aufzusteigen, sei das nicht die Lösung, da man qualifizierte Hochschulabsolventen nur bis zu einer bestimmten Menge in einer Volkswirtschaft unterbringen könne.
Die echten Wachstumsmärkte lägen heute in Asien und Afrika. Hier entkämen gerade Millionen von Menschen der Armut. Der Zuwachs an Menschen, die zwischen 2 und 10 $ pro Tag verdienen, sei gewaltig. Sie alle hätten erstmals die Chance, sich mehr als das Lebensnotwendige zu leisten. Und da sie noch nichts besitzen, ist die Chance, ihnen etwas zu verkaufen enorm. Für diese Schicht Produkte zu kreieren und zu vertreiben, das sei eine Aufgabe der Zukunft.
Bisher hätten sich die traditionellen Unternehmen kaum um diese neue Mittelschicht gekümmert. Stattdessen seien gerade in Asien gigantische neue Unternehmen entstanden, die man in der westlichen Welt noch nicht einmal mit Namen kenne.
Das wirtschaftliche Überleben des Westens würde also von der Aufmerksamkeit und Innovationsfähigkeit abhängen, mit der diesen fundamentalen strukturellen Veränderungen begegnet würde.

Nach diesem fulminanten Feuerwerk von Rhetorik sprach Sarun Thamrongrat von der Bank of Thailand über die optimale Struktur eines Nominalsystems bestehend aus Banknote und Münze. Er untersuchte zwei Faktoren: 1.) Kosten, wobei er sich auf die direkten Kosten der Produktion und Verteilung beschränkte. 2.) Effizienz im Zahlungsverkehr, also die Möglichkeit für den Kunden, jeden Betrag mit möglichst wenig Nominalen zu zahlen.
Während die Produktionskosten für ein eher kleines Spektrum an Nominalen spräche, wäre es aus Gründen der Bequemlichkeit für den Kunden wünschenswert ein größeres Spektrum mit vielen unterschiedlichen Nominalen anzubieten. Es gäbe also – wie der Redner mit vielen konkreten Beispielen ausführte – unterschiedliche „optimale“ Lösungen, und es sei Aufgabe der Politik, hier Prioritäten zu setzen und einen Kompromiss zu finden.

Der Vortrag von Dr. Robleda Francisco Javier de Jesús Solís von der Banco de México musste leider ausfallen. Sein Material erhielten die Konferenzteilnehmern aber trotzdem. Dem ist zu entnehmen, dass auch in Mexiko die bargeldlosen Transaktionen auf dem Vormarsch sind. Auch hier ist zu beobachten, dass die Kreditkartenzahlungen geradezu explodieren und die elektronischen Überweisungen einen überwältigenden Zuwachs erzielen, während der Scheck als Zahlungsmittel jedes Jahr an Anhänger verliert, und das Lastschriftverfahren von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend stetig gestiegen ist.

Dienstag, 13. Mai 2014: Corporate Culture
Traditionell beginnt und endet die MDC mit einer Plenarsitzung. Für den Abschluss wurde ein bisher völlig neuer Themenschwerpunkt festgelegt: Corporate Culture. Alle Vorträge kreisten um die Frage, wie man es bewerkstelligen könne, die Belegschaft zu motivieren, verantwortlich im Sinne der gemeinsamen Ziele zu wirken.

Es begann Ross MacDiarmid mit seinem Vortrag zur Verbesserung der Gesundheit von allen Mitarbeitern der Royal Austrialian Mint.
Studien beweisen, dass gesunde Mitarbeiter bis zu dreimal so produktiv sind wie chronisch kranke. Nun hat die Royal Australian Mint einen hohen Risikofaktor durch einen großen Anteil an älteren Mitarbeitern. 51 % der Belegschaft sind darüber hinaus mit wiederholten manuellen Arbeiten beschäftigt. Kein Wunder, dass 49 % über Rückenprobleme oder ähnliches klagen, wenn man bedenkt, dass 42 % der Beschäftigten keinerlei Sport treiben. Es war also eine echte Herausforderung für das Management der Royal Australian Mint, die Mitarbeiter zu einem gesünderen Leben anzuhalten.
Die Antwort darauf lautete WellMint, ein gut kommuniziertes Programm, das die Mitarbeiter zu einem aktiveren und gesünderen Leben anleiten sollte. Im Mittelpunkt stand eine gesunde Arbeitsumgebung sowie der Versuch, die Mitarbeiter zu mehr Sport und gesünderem Essen zu motivieren. Nicht vergessen wurden auch Aktivitäten, die das soziale und emotionale Klima im Betrieb verbessern sollten.
Das Resultat: Schon im Pilotprogramm nahmen 60 % der Teilnehmer durchschnittlich 20 Kilogramm ab!

In der Royal Mint von Großbritannien denkt man, wie Leighton John berichtete, darüber nach, wie es gelingen könne, ständig besser zu werden. Dafür sei zunächst einmal ein Umdenken des Managements notwendig gewesen. Es könne nicht darum gehen, Vorgaben festzulegen und die Mitarbeiter bei ihrer Umsetzung zu kontrollieren. Vielmehr müsse man die Arbeiter am Platz dabei unterstützen, ihr Bestes zu geben und Probleme zu lösen.
Zu diesem Zweck gäbe es Teams, die sich genau dieser Aufgabe widmen und vor Ort, direkt am Arbeitsplatz, systemische Schwierigkeiten in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten lösen. Man habe ein Verfahren entwickelt, um Probleme sichtbar zu machen und zu charakterisieren. Außerdem gäbe es ein dreistufiges Vorgehen, um Probleme genau auf der Ebene zu lösen, auf der sie gelöst werden müssen: am Arbeitsplatz, in der Abteilung oder manchmal auch auf höchster Ebene, in der gesamten Produktionsstätte.
Lösungen werden von den Betroffenen besser akzeptiert, wenn Standards gesetzt werden. Dazu muss die Hauptursache gefunden werden, und zu ihrer Vermeidung das Zusammenwirken von Führungskräften und Angestellten gesichert sein.
Tatsächlich konnte in den vergangenen Jahren viel erreicht werden: 10 bis 95 % der Mitarbeiter engagieren sich im Verbesserungsprozess. Unfälle konnten um 71 %, entstandener Abfall um 88 % reduziert werden. Um die 95 % der Belegschaft fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz sicher und haben keine Angst, Sicherheitsbedenken vorzubringen.
Besonders beachtlich sind die Steigerungen hinsichtlich Qualität und Liefergeschwindigkeit. Die Ausfallkosten für mangelhafte Produkte konnten um 60 % gesenkt werden! Und die Durchlaufzeit eines Produkt-Containers ist von 9 Wochen auf 9 Tage gefallen! Leighton John versichert, hier gäbe es noch weitere Einsparmöglichkeiten!

Sirpa Kuusirati von der Mint of Finland sprach über Verantwortung, über die Verantwortung eines Unternehmens für die Gesellschaft und darüber, wie es das damit verbundene Verantwortungsgefühl auch auf seine Mitarbeiter übertragen könne.
Es gehe nicht mehr nur um das Produkt an sich, sondern auch um Umwelt und Gesellschaft – für jeden einzelnen Angestellten, aber auch für das große Ganze. Das fange im Großen an: Beim Neubau der Produktionsstätten habe man auf einen perfekten Arbeitsablauf geachtet, gehe aber auch im Kleinen weiter, so sei in der Mint of Finland das Rauchen jetzt verboten und Abfälle würden sorgfältig getrennt.
Als Arbeitgeber achte die Mint of Finland sorgfältig darauf, niemanden bei der Anstellung zu benachteiligen und ihren Mitarbeitern ein gesundes, durchdachtes Arbeitsumfeld zu bieten. Sie fördere den gemeinsamen Einsatz für die Gesellschaft und biete jedem Arbeitnehmer Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung.

Dr. Claus Fischer von der Münze Österreich stellte eine Umfrage vor, in wie weit die Beschäftigten der österreichischen Münzstätte mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden seien. Er begann mit der Definition eines idealen Arbeitsplatzes: Man finde ihn dort, wo Menschen demjenigen vertrauen, für den sie arbeiten, diejenigen mögen, mit denen sie arbeiten, und stolz darauf sind, was sie tun.
Aus diesem Bereich stammten die Fragen, die den Arbeitern gestellt wurden. Und so siedelten die Befragten die Glaubwürdigkeit ihrer Firmenführung bei 65 % an, den gegenseitigen Respekt bei 71 %, die Fairness bei 69 %, den Stolz bei 83 % und die Kameradschaft untereinander bei 68 %.
Besonderes Vertrauen hatten die Mitarbeiter in die Arbeitsplatzsicherheit sowie in die Sicherheit am Arbeitsplatz (was ja nicht ganz das gleiche ist). Sie schätzen darüber hinaus die Chancengleichheit und die Leistungsfähigkeit des Betriebs. Tatsächlich möchten 92 % der Mitarbeiter für die Münze Österreich so lange arbeiten wie irgendwie möglich.
Dr. Claus Fischer erklärt diese starke Verbundenheit mit der hauseigenen Firmenkultur, mittels der es gelungen ist, eine starke Identifikation des Einzelnen mit dem Ganzen und ein großes Wir-Gefühl zu erzeugen.

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