Siamesische Porzellantoken. Vom Spielgeld zum Kleingeld

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22. März 2012 – Am Donnerstag, 22. März 2012, um 19.00 Uhr findet in der Hauptstelle der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, Wormser Str. 39, die offizielle Eröffnung einer neuen Ausstellung statt. „Siamesische Porzellantoken. Vom Spielgeld zum Kleingeld“ ist von der Numismatischen Gesellschaft Speyer organisiert und zeigt südostasiatische Porzellanmarken aus der Sammlung Köhler-Osbahr in Duisburg. Nach einer Begrüßung durch Michael Bug, Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer spricht Dr. Rainer Albert, 1. Vorsitzender der Numismatischen Gesellschaft Speyer. Ralf H. Althoff M.A., Stellvertretender Museumsdirektor im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg – Sammlung Köhler-Osbahr, führt in das Thema ein.

Token sind geldähnliche Marken, die von Privatpersonen ausgegeben werden und zumeist nur für einen engen Zirkulationsbereich gedacht sind. Ausgestellt werden solche Token aus Porzellan, die in Siam (Thailand) benutzt wurden.

Token aus rotem Glas, Vs. Schriftzeichen „Ts’ai-Yüan Kuang-Chin“ = „Unerschöpflich große Geldquellen“, Rs. Wertzeichen „Ch’ien“.

Die Ausstellung und der Katalogband sind auf der Grundlage eines 3300 Stücke umfassenden Bestandes von Token, zumeist Porzellantoken aus Siam in der Sammlung Köhler-Osbahr, entstanden.

Glücklicherweise konnte der ursprüngliche Bestand von 2300 Stücken vor einigen Jahren noch mit den 1000 Stücken aus der ehemaligen Sammlung Scheuch erweitert werden, womit eine der größten Tokensammlungen Europas entstanden ist. Mit Hilfe von Wissenschaftlern, Übersetzern und Sammlern ist auch ein Bestandskatalog erarbeitet und publiziert worden.

Seit 1995 ist er der umfangreichste Katalog zu diesem doch recht exotischen Thema geblieben.

Ein Teil der Faszination für dieses Sammelgebiet geht sicher auch von dem ungewöhnlichen Material „Porzellan“ aus, doch mehr noch von der reichen Formen- und Farbenvielfalt, die diese Token zeigen. Und natürlich von dem exotisch-unheimlichen Flair, hervorgerufen durch allerlei Geschichten rund um das verruchte Spielen mit Geldeinsätzen in „Opiumhöhlen“ und der vermeintlichen Benutzung der Token als Bordellmarken.

Siamesische Porzellantoken

Die ersten Siamesischen Token entstanden ca. 1760 und bestanden aus Lack, später folgten Kaurischneckenimitationen aus Blei und andere Metalltoken, Token aus Glas und Token aus Ton.

Ein komplizierter Würfelbecher aus Metall.

Erst ab 1821 setzten sich die typischen Porzellantoken durch, die aber im Gegensatz zu ihren Vorläufern aus anderen Materialien nun nicht mehr vor Ort, d.h. in Siam, hergestellt, sondern aus China eingeführt wurden. Sie dienten den vielen in Siam eingewanderten Chinesen als Spielgeld in den „Hongs“ (Spielhäusern), die sich hauptsächlich in Bangkok befanden. Die Token sind demnach mit den „Chips“ heutiger Casinos vergleichbar.

Doppelmünzen-Token / Glücksmünze, Vs. Schriftzeichen „Ho-Hoh“ = „Geeinter Friede“ bzw. „Harmonie“, Rs. Wertzeichen „Ch’ien“.

Gespielt wurde z. T. nur auf Bastmatten auf dem Fußboden. Es handelt sich dabei um Schätzspiele, „Fantan“ („schnelle Spiele“), die z. T. mit dem sogenannten „Hütchenspiel“ (unter welchem Hütchen liegt die Erbse?) zu vergleichen sind.

Gespielt wurde um sehr geringe Einsätze in den Hauptwerten von einem „Salung / Ch’ien“, einem „Fuang / Fang“ oder einem „Songpei / SungP’ai“ (jeweils siam.-chin. Wertbezeichnung), die nur 1/4, 1/8 und 1/16 eines Tikals (siam. Kugelmünzen aus Silber zu ca. 15,3 g) entsprachen. Diese Wertgleichstellung mit den gängigen siamesischen Münzen hatte zur Folge, dass die Token in Zeiten großer Kleingeldknappheit nach 1850 in den öffentlichen Zahlungsverkehr gelangten.

Doppelfisch-Token (Glückssymbol), Rs. Wertzeichen „Hung-Ch’ien“ = „Glücks-Ch’ien“ (Rotes Ch’ein.

Weil die Token in den Spielhäusern wieder gegen Silbergeld eingetauscht werden konnten, war die Verwendung als Kleingeldersatz unproblematisch. Ab 1875 durften keine Porzellantoken mehr herausgegeben werden, die noch vorhandenen Stücke liefen aber z. T. noch lange (bis ca. 1917) um. Aus Profitgier der Spielhauspächter oder aber aus Gründen des Fälschungsschutzes wurden die Token immer wieder eingezogen und durch neue Serien ersetzt. Alle ca. 500 Spielhäuser gaben eigene Token heraus, so dass uns heute ca. 10.000 verschiedene Typen überliefert sind. Jede neue Ausgabe wurde in Form und Farbe etwas komplizierter gestaltet, als die eingezogenen Stücke, so dass die jüngsten Stücke zumeist auch die schönsten sind.

Token in Form einer Erdbeere, Rs. Schrift- und Wertzeichen „I-Ho“ = „Gerechtigkeit und Wunscherfüllung – ein Fang“.

Die meisten Token tragen den Namen des ausgebenden Spielhauses und den Wert, doch lässt sich auch ein weit gefächertes Spektrum von Bildmotiven festhalten. Alle Motive stehen in der alten chinesischen Tradition der glückbringenden, erfolgversprechenden Symbolverwendung.

Sammlung Köhler-Osbahr

Vor rund 60 Jahren erwarb das Duisburger Ehepaar Dr. Herbert W. Köhler und Ingeborg Köhler, geborene Osbahr, die ersten antiken Objekte für ihre später immer größere werdende Sammlung von antiken Kunst- und Gebrauchsgegenständen aus aller Welt. In relativ kurzer Zeit wurde aus der anfänglich kleinen Sammlung ohne genauen Schwerpunkt eine der größten Sammlungen Nordrhein-Westfalens.

Heute befinden sich über 1300 Kunst- und Gebrauchsgegenstände, viele hundert Schmuckstücke und an die 70.000 Zahlungsmittel in der Sammlung, in der nach ihrem Wunsch alle „Hochkulturen“ der Welt vertreten sein sollten.

Porzellantoken mit karikiertem Kopf eines Chinesen mit Hut, Rs. Wertzeichen „Yü-Ch’ien“ = „Jade-Ch’ien“.

Zu einem mehr oder weniger übergeordneten Thema wurde im Laufe der Zeit das „Antlitz des Menschen“, das sich zwar gut in der Sammlung wiederfinden lässt, aber nicht generell verpflichtend gesehen werden muss. Die Plastiken, Gefäße und Schmuckstücke der Sammlung zeigen den Alltag in der Geschichte, die Gesichter der Menschen in all ihrer Vielfalt, während die Münzen sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Ereignisse ihrer Zeit vergegenwärtigen.

Jedes Stück der Ausstellung erzählt seine eigene spannende Geschichte.

Die Sammlungsbestände lassen sich in folgende fünf große Bereiche gliedern:
1. Münzen / Zahlungsmittel
2. Schmuck
3. Antike Kunst- und Gebrauchsobjekte
4. Ostasiatika
5. Altamerika

Innerhalb der numismatischen Bestände liegen die Schwerpunkte bei „Griechenland“, „Rom“, „Byzanz“, „Südostasien“, „Indien“ und „China“. Als herausragende Einzelbestände sind die Münzen von „Anemurion“, die „Siamesischen Porzellantoken, der „Schmuck“ und seit 2010 „Altamerikanische Keramik“ zu nennen.

Zur Ausstellung

Häufig sind Zwillingspärchen, Kopfdarstellungen, Fische, Fledermäuse, Papageien, Kraniche, Tiger, Drachen, Affen sowie die „Acht Kostbarkeiten des chinesischen Lebens“ und die „Acht buddhistischen Symbole“ abgebildet. In der Ausstellung wird die Vielfalt der Materialien und Formen präsentiert, darüber hinaus auch außergewöhnlich seltene Begleitobjekte …

Eine Geldtruhe.

… z. B. eine Geldtruhe, ein Würfelbecher und eine Tokenform. Für einige der außergewöhnlichen Exponate und Token gilt der Dank dem Sammler Christian Hamöller, der diese freundlicherweise für die Abrundung der Ausstellung zur Verfügung stellt.

Näheres zur Stiftung Köhler-Osbahr erfahren Sie hier.

Das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg präsentiert sich hier.

Dies ist die Seite der Numismatischen Gesellschaft Speyer.

Kontakt Sammlung
Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg
Ralf H. Althoff M.A.
Johannes-Corputius-Platz 1
47051 Duisburg
Tel. (0203) 2 83 26 47
Fax (0203) 2 83 56 80
E-Mail

Ausstellungsdauer:
23. März bis 13. April 2012
Montag bis Freitag 8.00-12.00 Uhr und 13.30-16.00 Uhr
Donnerstag 8.00-12.00 Uhr und 13.30-18.00 Uhr
Eintritt frei

Kreis- und Stadtsparkasse Speyer
Wormser Str. 39
67346 Speyer

Ansprechpartner:
Albert Schlarp
Telefon (0 62 32) 1 03-3 28
Telefax (0 62 32) 1 03-4 20

www.sparkasse-speyer.de