von Ursula Kampmann
11. Juni 2015 – Eigentlich hatte sich das Verhältnis zwischen Gold und Silber im 19. Jahrhundert ziemlich genau eingependelt. Es lag bei 1:15 oder vielleicht 1:15,5. Doch etwa seit der Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann dieses Verhältnis sich drastisch zu verändern. Es stieg erst auf 1:16, dann auf 1:18 und Ende des 19. Jahrhunderts war es bei 1:32 angekommen. Wer – wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Japan – rechtzeitig auf eine Goldwährung umgestiegen war, war im Vorteil. Denn man konnte in Ländern, die sich – wie Indien oder China – weiterhin mit einer Silberwährung behalfen, zu einem Bruchteil der früheren Preise einkaufen. Die eigene Ware hatte sich dagegen im Preis fast verdoppelt. Was früher 15.5 g Silber gekostet hatte, kostete jetzt 30 g Silber, kein Wunder, dass die westlichen Industriemächte immer härter um ihre Absatzmärkte kämpften.
Was diese Geldkrise mit den europäischen Nationen machte, ist ziemlich gut erforscht. Was aber in Asien geschah, damit haben sich nur wenige westliche Wissenschaftler beschäftigt. Dies liegt natürlich zum großen Teil an der Sprachhürde, die es bisher nicht möglich gemacht hat, die ausführlichen Akten, die diese Entwicklung dokumentieren, zu konsultieren. Hier setzt DAMIN zunächst ein. Eine unglaubliche Vielzahl an Büchern ist in den letzten Jahren erschienen, in denen die relevanten Quellen, zumeist ins Englische übersetzt, publiziert wurden. Für Japan zum Beispiel wurden in den vergangenen fünf Jahren neun Bücher veröffentlicht; für Indien sieben, für China und Hong Kong vier, für Frankreich zehn und für Großbritannien eines. Dazu kommen die Akten der großen internationalen Geld-Konferenzen, die im 19. Jahrhundert abgehalten wurden. Hier sind es noch einmal 12 Bände. Das macht also insgesamt 41 dicke Bücher für die vergangenen fünf Jahre, im Durchschnitt zwischen acht und neun Quelleneditionen pro Jahr!
Und dabei sind noch nicht einmal die vier Bände mit Kongressakten mitgerechnet. Denn DAMIN veranstaltet außerdem noch jedes Jahr eine internationale Konferenz zu einem Thema, das sich um das eigentliche Forschungsgebiet rankt. Da geht es zum Beispiel ergänzend um das kupferne Kleingeld von der Antike bis zur Gegenwart oder um das Aufeinandertreffen von Orient und Okzident. Dieses Jahr standen Münzstätten, ihre Technologie und ihr Münzausstoß im Mittelpunkt. 2016 wird es dann um Gold- und Silberminen gehen. Zu jeder Konferenz ist ein dicker Textband erschienen. Der Textband zur Juni-Konferenz wird Mitte Juli 2015 beim Verlag erhältlich sein.
Das Besondere an DAMIN geht aber weit über die historische Forschung hinaus. Georges Depeyrot, Koordinator und Spiritus Rector des Programms, unternimmt es, ein wirklich internationales Forschungsteam aufzustellen, in das er viele engagierte, junge und ältere Wissenschaftler aus aller Welt integriert. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Man findet unter ihnen – natürlich – Numismatiker, aber dazu kommen Wirtschaftshistoriker, Ökonomen und Archäologen. Um ihnen allen die Möglichkeit zu geben, auf dem Laufenden zu bleiben, auch wenn sie nicht alle Konferenzen besuchen können, stehen alle Vorträge im Internet zur Verfügung. In einer strikten Disziplin, die mit freundlichen, aber nachdrücklichen E-Mails ständig angemahnt wird, sendet jeder Konferenz-Teilnehmer bereits ein halbes Jahr vorher sein Abstract ein, das dann innert Stunden auf der Seite von DAMIN allen zur Verfügung steht. Die schriftlichen Beiträge müssen etwa zwei Monate vor dem Kongress abgegeben sein, damit die Kongressakten zwei Tage nach Ende der Veranstaltung tatsächlich in Druck gehen können.
Die Resultate, die das Forschungsprojekt DAMIN in den letzten Jahren gebracht hat, sind bemerkenswert. Es bleibt zu hoffen, dass es trotz seines offiziellen Endes im Dezember 2015 eine Fortsetzung findet.
DAMIN hat eine eigene Website.
Dort finden Sie, nach Ländern geordnet, alle bereits erschienenen Publikationen.
Bestellen können Sie alle Bücher über Moneta.
Zu den Videos der bei Konferenzen gehaltenen Reden kommen Sie hier.
Georges Depeyrot hat selbst eine lesenswerte Einführung in „sein“ Projekt verfasst.
Einen Bericht zur letzten Konferenz von DAMIN finden Sie hier.