20. September 2018 – Im Herbst 2017 führte die Schweizerische Nationalbank (SNB) erstmals eine Zahlungsmittelumfrage durch. Ziel der Umfrage war es, repräsentative Informationen zum Zahlungsverhalten und zur Bargeldnutzung der privaten Haushalte in der Schweiz zu erhalten sowie die zugrundeliegenden Motive zu ermitteln.
Das Gebäude der SNB in Zürich. Foto: SNB
Im Rahmen der Umfrage gaben rund 2000 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz in einem Interview Auskunft zu ihrem Zahlungsverhalten im Allgemeinen und zur Bargeldnutzung im Besonderen. Anschließend erfassten die Personen in einem Zahlungstagebuch die von ihnen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen getätigten Zahlungen, wobei Betrag, Ort und Zahlungsmittel anzugeben waren. Regelmäßig wiederkehrende Zahlungen wie Auslagen für Miete oder Versicherungsprämien waren im Tagebuch einmalig separat in aggregierter Form als monatlicher Gesamtbetrag zu notieren. Insgesamt wurden in den Tagebüchern über 22 500 Transaktionen festgehalten.
Insgesamt gibt die Umfrage das Bild einer vielfältigen Zahlungsmittelnutzung durch die privaten Haushalte in der Schweiz wieder. Die Ergebnisse implizieren ein gut funktionierendes Nebeneinander von Bargeld und bargeldlosen Zahlungsmitteln sowie eine hohe Zufriedenheit der privaten Haushalte mit den bestehenden Zahlungsmöglichkeiten.
Die an den meisten Zahlungsorten gebotene freie Zahlungsmittelwahl ermöglicht es der Bevölkerung, jeweils das aus individueller Perspektive optimale Zahlungsmittel zu wählen. Damit ist ein bedeutender volkswirtschaftlicher Nutzen verbunden. Die Tatsache, dass das Publikum im Einzelfall meistens das jeweils bevorzugte Zahlungsmittel wählen kann, ist gleichzeitig Beleg dafür, dass die SNB die beiden gesetzlichen Aufgaben erfüllt, die Bargeldversorgung zu gewährleisten sowie das Funktionieren bargeldloser Zahlungssysteme zu erleichtern und zu sichern.
Im Detail kommt die Zahlungsmittelumfrage 2017 zu folgenden Erkenntnissen:
In der Schweiz wohnhafte Personen ab 15 Jahren nehmen pro Tag durchschnittlich 1,6 Zahlungen vor, wobei sich der Transaktionsbetrag im Durchschnitt auf 41 Franken beläuft. Bei einer Mehrheit der erfassten Transaktionen handelt es sich um Zahlungen unter 20 Franken, während lediglich 2% der Zahlungen einen Wert von mehr als 200 Franken aufweisen.
Bargeld stellt das von den privaten Haushalten in der Schweiz meistgenutzte Zahlungsmittel dar. Von den erfassten Zahlungen werden 70% bar abgewickelt. Am Wert gemessen werden demgegenüber 45% der Ausgaben mit Bargeld getätigt. Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass Bargeld gerade für die Bezahlung kleiner Beträge von besonders großer Bedeutung ist. Bargeld wird aber auch immer wieder für größere Beträge eingesetzt: 35% der nicht regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen von mehr als 1000 Franken werden bar beglichen.
Die privaten Haushalte greifen für Zahlungszwecke sowohl auf die kleinen als auch die großen Notenstückelungen zurück. Namentlich die 10er- und 20er-Note werden dabei sehr häufig genutzt, aber auch die beiden größten Stückelungen sind in der Schweiz verbreitet: 40% der Befragten geben an, innerhalb der vergangenen zwei Jahre mindestens eine 1000er- Note besessen zu haben, bei der 200er-Note beträgt dieser Anteil 66%. Die beiden großen Noten sind in erster Linie für weniger oft anfallende, teurere Anschaffungen von Bedeutung – wie beispielsweise Autos, Elektroartikel oder Möbel – sowie für das Begleichen von Rechnungen am Postschalter.
Neben einem durchschnittlichen Bargeldbestand im Portemonnaie von 133 Franken besitzt die Schweizer Bevölkerung rund zwei verschiedene bargeldlose Zahlungsmittel. Dabei dominieren die Debit- und die Kreditkarte. Neuartige Bezahlverfahren wie Bezahl-Apps sind im Vergleich dazu noch wenig verbreitet.
Die Debitkarte (Maestro/EC-Karte, Postcard) ist in der Schweiz das mit Abstand meistgenutzte bargeldlose Zahlungsmittel. Von den erfassten Transaktionen werden 22% damit abgewickelt, während der entsprechende Anteil bei der Kreditkarte 5% beträgt.
Bei neuartigen Bezahlverfahren wie Bezahl-Apps oder kontaktlosen Kartenzahlungen bewegen sich die Nutzungszahlen dagegen auf sehr tiefem Niveau. Weil diese Bezahlverfahren vor allem für Kleinbeträge eingesetzt werden, könnten sie über die Zeit eine interessante Alternative zu Bargeld darstellen. Dem steht jedoch gegenüber, dass rund die Hälfte der Befragten in den nächsten Jahren weiterhin gleich oft bar zahlen will wie heute. Dies könnte zur Folge haben, dass nicht Bargeldzahlungen, sondern vielmehr bestehende bargeldlose Zahlungsmittel durch die neuartigen Verfahren abgelöst werden.
Die Eigenschaften von Bargeld und Debitkarten als Zahlungsmittel werden als gut bis sehr gut wahrgenommen. Konkret wird Bargeld insbesondere hinsichtlich Akzeptanz und Kosten geschätzt, während die Debitkarte bei der Sicherheit – in Bezug auf mögliche finanzielle Schäden bei Verlust oder Diebstahl – sehr gut abschneidet. Beide Zahlungsmittel werden von den Befragten als ähnlich einfach und zeitsparend im Einsatz bewertet.
Die Wahl des Zahlungsmittels wird zum einen vom Zahlungsbetrag beeinflusst. Bargeld und Bezahl-Apps werden namentlich für die Zahlung von kleinen und mittleren Beträgen eingesetzt, während Debitkarten für Beträge ab 50 Franken und Kreditkarten für Beträge ab 200 Franken vermehrt genutzt werden. Dies zeigt, dass sich die verschiedenen Zahlungsmittel gut ergänzen.
Zum anderen unterscheidet sich das bevorzugt gewählte Zahlungsmittel je nach Zahlungsort. Faktoren wie Präferenzen für eine bestimmte Zahlungsweise (bar oder bargeldlos) oder die subjektive Bewertung der Einfachheit des Zahlungsvorgangs prägen die Zahlungsmittelwahl. Gerade die Bewertung der Einfachheit hängt wesentlich vom Zahlungsort ab. Je nach Ergebnis dieser Bewertung bevorzugen die privaten Haushalte daher bei den verschiedenen Zahlungsorten ein anderes Zahlungsmittel. Dank der hohen Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel sowie der guten Verfügbarkeit von Bargeld können die privaten Haushalte in der Schweiz an den meisten Zahlungsorten auch tatsächlich ihr bevorzugtes Zahlungsmittel einsetzen.
Die aus dem Ausland bekannten Unterschiede im Zahlungsverhalten zwischen Gruppen mit unterschiedlichen soziodemografischen Merkmalen zeigen sich auch in der Schweiz. Insbesondere die Merkmale Alter und Haushaltseinkommen sind von Bedeutung für Unterschiede in der Präferenz bestimmter Zahlungsmittel sowie für die Wahl des Zahlungsmittels in bestimmten Situationen. Eine überdurchschnittliche Bargeldaffinität weisen besonders Personen ab 55 Jahren und Befragte aus Haushalten mit niedrigem Einkommen auf. Personen im Alter von 15 bis 34 Jahren und aus Haushalten mit hohem Einkommen setzen häufiger auf Kartenzahlungen. Als regionaler Unterschied innerhalb der Schweiz zeigt sich zudem eine höhere Bargeldneigung im Tessin.
Die Bevölkerung in der Schweiz weist insgesamt ein ähnliches Zahlungsverhalten auf wie die Bevölkerung der Eurozone im Durchschnitt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zwischen den Ländern der Eurozone markante Unterschiede im Zahlungsverhalten zu beobachten sind. So weisen die deutschsprachigen und südeuropäischen Länder eine deutlich höhere Bargeldnutzung auf als die frankophonen und nördlichen Euroländer. Die Schweiz liegt im Vergleich dazu im Mittelfeld.
Bargeld erfüllt für die privaten Haushalte in der Schweiz neben seiner Funktion als Zahlungsmittel auch eine wichtige Rolle als Wertaufbewahrungsmittel. Es wird von 37% der Schweizer Haushalte zu diesem Zweck eingesetzt. Eine Mehrheit dieser Befragten gibt an, einen Betrag von unter 1000 Franken aufzubewahren und dabei vorwiegend auf die 100er- Note zurückzugreifen. Als Motiv für den Einsatz von Bargeld zur Wertaufbewahrung steht die unmittelbare Verfügbarkeit bei Bedarf im Vordergrund. Eine eigentliche Krisenvorsorge oder das anhaltende Tiefzinsumfeld spielen demgegenüber als Motive gegenwärtig eine deutlich untergeordnete Rolle.
Den vollständigen Bericht zur Zahlungsmittelumfrage 2017 und weitere Informationen zur SNB finden Sie auf der Internetseite der Nationalbank.
Aufgaben und Tätigkeitsfelder der SNB erklärt dieses Video.
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