von Annika Backe
10. August 2017 – Dass Hunde zum Aufspüren von Drogen eingesetzt werden, ist nicht neu. Jetzt könnte für die vierbeinigen Ermittler in den Vereinigten Staaten von Amerika ein neues Einsatzgebiet hinzukommen: Die Suche nach illegal eingeführten Antiken, vor allem aus Irak und Syrien. Damit will man den unrechtmäßigen Handel mit Antiken eindämmen, den man als Haupteinnahmequelle des IS ansieht.
Ähnlich wie dieser Drogenspürhund im Dienst der U.S. Navy sollen demnächst Hunde auch auf antike Objekte abgerichtet werden. Foto: Wikipedia.
Im Rahmen des Projekts „K9 Artifact Finders“ sollen speziell abgerichtete Hunde an amerikanischen Grenzübergängen wie Häfen und Flughäfen eingesetzt werden. Also an jenen Orten, an denen Antiken – auch illegal – ins Land kommen.
Verantwortlich für das mit Crowdfunding betriebene Projekt ist „RED ARCH Cultural Heritage Law & Policy Research“. Laut seiner Webseite handelt es sich um einen Verbund von Fachleuten aus den Bereichen Recht und Polizei, Museen, Kunst und Medien. RED ARCH mit Sitz in Pennsylvania hat es sich zur Aufgabe gemacht, Politiker, Anwälte, Einsatzkräfte, Kuratoren, Auktionshäuser und Sammler im In- und Ausland beim Schutz des Kulturguts der Welt zu unterstützen. Für „K9 Artifact Finders“ wurden das Penn Vet Working Dog Center, die Universität von Pennsylvania und dessen Museum für Archäologie und Anthropologie mit ins Boot geholt.
Das Training der Hunde
Vorerfahrungen für diese Art des Einsatzes gibt es keine. Wie die Spürhunde für Drogen werden die Antikenspürhunde auf Geruchsstoffe abgerichtet. In einer ersten Phase des Projekts werden die Hunde mit Artefakten trainiert, denen noch Erde anhaftet. Die Initiatoren weisen explizit darauf hin, dass diese Artefakte aus legalen jüngsten Ausgrabungen im Irak stammen.
Zeigen die Hunde, dass sie die Antiken sicher erkennen können, soll in Phase II der Praxistest erfolgen. Verläuft auch dieser erfolgreich, könnten sie dann ihre zweibeinigen Kollegen an den Grenzen unterstützen.
Ein vielversprechender Ansatz?
Erscheint das in der Theorie schlüssig, kommen bei näherem Hinsehen Zweifel. Wie will man Hunde auf den Geruch aller verschiedenen Erdsorten der Länder trainieren, aus denen Antiken in die USA eingeführt werden? Kann ein Hund bei sorgfältig gereinigten Antiken unterscheiden, ob sie legal oder illegal ergraben wurden? Und ist es überhaupt sinnvoll, Ressourcen einzusetzen auf der Basis einer Annahme, die mehrere Untersuchungen als unrichtig widerlegt haben?
Für die Betreiber des Projekts scheinen solche Fragen irrelevant. Und so kann sich der USA-Reisende wohl schon jetzt auf den Anblick von Supernasen einstellen, in ihrem praktischen Einsatz für den Kulturgutschutz.
Mehr zum Projekt lesen Sie bei RED ARCH.
Und von der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Spürhund und Archäologie erzählt dieser Artikel auf Spiegel online.