19. Dezember 2013 – Am 22. und 23. November 2013 fand im Rahmen des Forschungsclusters 6 „Connecting Cultures“ des Deutschen Archäologischen Instituts an der Römisch-Germanische Kommission eine Tagung statt: „Geld eint, Geld trennt. 1: Ikonographie und Ideologie überregionaler Währungen“.
An der Veranstaltung nahmen insgesamt 14 Personen teil, von denen 11 Vorträge hielten.
Nach einer Begrüßung durch die Erste Direktorin der RGK, Prof. Dr. Eszter Banffy, und die beiden Organisatoren, Prof. Dr. Johannes Nollé (AEK München) und Dr. David Wigg-Wolf (RGK Frankfurt), wurde die Tagung mit zwei thematisch übergreifenden Beiträgen eröffnet.
Prof. Dr. Fleur Kemmers (Goethe Universität, Frankfurt), „United images, divided meanings“, sprach über die Mechanismen, mittels derer Bildinhalte transportiert und übernommen werden, sowie über den Bedeutungswechsel von Inhalten bei der Übernahme fremder Bildmotive. Sie demonstrierte ihre theoretischen Überlegungen an einem konkreten Beispiel, nämlich der Ikonographie der Münzprägung von Emporion / Spanien. Dabei zeigte sie, wie im Kontext der Ausbreitung des Münzgeldes im westlichen Mittelmeer geläufige Bilder übernommen wurden, die, wie es scheint, bei diesem Prozess allerdings neue Bedeutungen und Wertigkeiten erhielten.
Dr. Stefan Krmnicek (Universität Tübingen), „I spy with my little eye: literacy and numismatic imagery“, beschäftigte sich mit der Problematik, inwieweit Legenden auf Münzen tatsächlich gelesen und verstanden wurden und ob ihre Bedeutung an die von Münzbildern herankommen konnte.
Nach der Mittagspause folgten drei Beiträge, die sich mit der Münzprägung des klassischen bzw. frühhellenistischen Griechenlands auseinandersetzten. Dr. Hertha Schwarz (München), „Von der Notwendigkeit einer gemeinsamen Währung. Die athenische Geld- und Wirtschaftspolitik während des 1. Delisch-attischen Seebundes (5. Jh. v. Chr.)“, untersuchte, weshalb Athen es im sogenannten Münzgesetz unternommen hat, das Prägerecht der Bundesgenossen einzuschränken und die attische Drachme als einziges gemeinsames Zahlungsmittel durchzusetzen. Die Vortragende sah in dieser Geldpolitik einen entscheidenden Faktor für die Abwendung der Bundesgenossen von Athen und den endgültigen Zusammenbruch Athens und seiner Reichsvorstellungen im Peloponnesischen Krieg.
Prof. Dr. Katerini Liampi (Universität Ioannina, Griechenland), „Der Umlauf von äginetischen Stateren in Thessalien und ihr Einfluss auf die lokalen Prägungen“, skizzierte die bedeutende Rolle der äginetischen Statere für die Entwicklung des Geldwesens in Thessalien. Offensichtlich im Rahmen ihrer Getreideeinkäufe im fruchtbaren Thessalien monetarisierten äginetische Handelsherren diese Region: Geldzahlungen in Thessalien bedienten sich äginetischer Statere. Die thessalischen Städte ergriffen schließlich die Eigeninitiative und prägten eigene Halbstücke des äginetischen Staters – Drachmen, die alle den Stierbezwinger, der allem Anschein nach mit Thessalos zu identifizieren ist, abbilden, kombiniert mit stadtspezifischen Motiven.
Prof. Dr. Johannes Nollé (AEK München), „Alexanders Geld: einende Reichswährung, Wirtschaftsmaßnahme oder etwas anderes?“ diskutierte die unter Alexander dem Großen einsetzende Prägungen von Alexandertetradrachmen und Goldstateren. Er zeigte auf, dass der von Kleiner verwendete Begriff „Reichsgeld“ höchst problematisch ist, da die von Alexander vorgenommene Ausprägung der vom persischen Großkönig gehorteten Edelmetalle lediglich praktischen Bedürfnissen – Deckung der Kriegskosten und Bezahlung der Kombattanten – diente und weniger die makedonische Machtgewinnung Alexanders als die panhellenische Gemeinschaft propagierte. Dabei konnte er auch zeigen, wie Alexander auf den Erfolg der athenischen „Eulen“ als international akzeptierten Kurants aufbauen konnte, aber nicht die Fehler der Athener machte, Münzen als Herrschaftsinstrument zu nutzen. Darauf basierte schließlich die Beliebtheit dieses Geldes, seine weitere Nutzung und die fortgesetzte Prägung durch verschiedene Städte.
Nach einem gemeinsamen Abendessen in der Apfelweinwirtschaft Schreiber Heyne, Sachsenhausen, wurde am Samstag das Programm von Michael Krupp (Jerusalem), „Problemstellungen beim Beginn der autonomen Münzprägung durch die Hasmonäer“, fortgesetzt. Hier ging es nicht um das Durchsetzen einer überregionalen Währung, sondern darum, wie in einem bis zu einem gewissen Grad unabhängig geworden Teil des Seleukidenreichs eine eigene Münzprägung eingeführt wurde und wie diese neue Währung sich in den regionalen Münzumlauf einfügte. Hebräische Schrift und das Ankersymbol der Seleukiden finden sich nebeneinander auf diesen Münzen.
Mit dem östliche Mittelmeerraum befassten sich drei Beiträge, in denen es um die Städteprägungen des Osten während der römischen Kaiserzeit ging.
Dr. Katharina Martin (Universität Münster), „Lokales Geld – überregionale Bilder. Demos und Boule in der Provinz Asia“ zeigte, wie in vielen Städten der römischen Provinz Asia „pseudo-autonome“ Münzen mit den Darstellungen von Bule und Demos auf den Obversen geprägt wurden. Offensichtlich hatten die gemeinsamen Obversbilder aber keinen Einfluss auf den Umlaufradius dieser Münzen. Wie bei den sonstigen Städteprägungen war auch ihre Verwendung auf die nähere Umgebung des Prägeorts beschränkt. Wie die anscheinend stärkere Herausstellung des Demos gegenüber der Bule zu erklären ist, bedarf noch eingehenderer Untersuchungen.
Die Modalitäten des Umlaufs von Städteprägungen stand ebenfalls im Mittelpunkt der Ausführungen von Prof. Kevin Butcher (Warwick University, UK), „Provincial coinage and money supply“. Ausgehend von den Münzfunden von Zeugma fragte er, warum Geld anderer Städten andernorts im lokalen Münzumlauf vorkommt bzw. nicht vorkommt. Das Prägen von Münzen durch die Städte des östlichen Mittelmeers sah er eher als Zeichen einer gewollten Selbstpropagierung als durch wirtschaftliche Notwendigkeiten begründet.
Das Ende der Städteprägungen analysierte Dr. Ragnar Hedlund (Universität Uppsala, Schweden), „Cities and empire: provincial and imperial coin imagery in the later 3rd cent. AD“. Reflektierten die letzten Emissionen der 270er Jahre die oft martialischen Inhalte der kaiserlichen Münzprägung und sind aus den Münzbildern dieser Zeit Hinweise auf die Krise des 3. Jhdts. zu gewinnen? Der Vortragende kam zu dem Schluss, dass zumindest den Münzbildern nach die Krise des 3. Jhdts. in Kleinasien relativ wenig spürbar gewesen sei, was in der nachfolgenden Diskussion nicht von allen Anwesenden akzeptiert wurde.
Schließlich folgten zwei Beiträge, die der Spätantike gewidmet wurden. Ausgehend von einer außergewöhnlichen Gruppe von Imitationen römischer Goldmünzen, die nach der Mitte des 3. Jhdts. entstanden, zeigte Prof. Dr. Aleksander Bursche (Universität Warschau, Polen), „Gold barbarian imitations of Roman coins: type Ulów“, wie die germanischen Völker Nordeuropas den Gebrauch von Münzen übernahmen und der eigenen sozialen und kulturellen Umwelt anpassten. Vor allem die Rolle der Gruppierungen, die in der Geschichtsschreibung der Antike als Goten bezeichnet werden, wurde herausgestellt.
Nicht die Beziehungen zwischen Rom und seinen Nachbarn, sondern die zwischen den Nachbarn im östlichen und westlichen Reichsteil waren Gegenstand der Ausführungen von Dr. David Wigg-Wolf, (RGK Frankfurt), „East and West: the Roman Empire in Late Antiquity“. Obwohl die Münzemissionen der östlichen und westlichen Reichshälfte durchaus eigene Identitäten mittels ihrer Ikonographie propagierten, gab es durchaus Phasen des Kontakts und Austausches. Aber während östliche Elemente häufig im Westen zu beobachten sind und mit Phasen des verstärkten politischen Einflusses des Ostens korrelieren, ist westlicher Einfluss im Osten kaum zu verzeichnen.
Ein Kerngruppe wird sich im Rahmen des Gesamtreffens von Cluster 6 2014 in Berlin treffen. Für 2015 wird angestrebt – wie ursprünglich für 2014 geplant –, das Treffen der Teilgruppe zusammen mit dem Forschungsschwerpunkt „Connecting Cultures“ der Universität Warwick (Prof. Kevin Butcher) zu veranstalten.
Die Seite der Römisch-Germanischen Kommission finden Sie hier.
Auf der Seite der Universität Warwick finden Sie Informationen zu dem Forschungsschwerpunkt „Connecting Cultures“.