von Ursula Kampmann
13. Juni 2013 – Es ist eine ziemlich durchschnittliche Münze, die da in der online-Version einer der wichtigsten ägyptischen Tageszeitungen publiziert ist. Es handelt sich um eine Bronzemünze von Ptolemaios IV., Noeske Nr. 148ff, in durchschnittlicher Erhaltung. Vergleichbare Stücke wurden zum Beispiel bei Rauch in Wien für 95 Euro oder bei Grün in Heidelberg für 115 Euro verkauft. Doch Ahmed El-Rawi, Direktor der Zentralverwaltung der Altertümer, beschreibt das Stück anders: „Die Münze ist ein einzigartiges Graeko-römisches Artefakt. Es trägt ein bärtiges königliches Antlitz auf einer Seite und zwei stehende Vögel, auf einem Olivenzweig stehend auf der anderen Seite. Die Münze trägt außerdem griechische und ptolemäische Schrift.“
Auch wenn wir auch einem so hohen Beamten natürlich nicht gerne widersprechen, handelt es sich bei dem „königlichen Kopf“ doch eher um den Kopf eines Gottes, nämlich Zeus Ammon. Die zwei stehenden Vögel sind wie normalerweise üblich auf ptolemäischen Münzen Adler – und vor allem handelt es sich nicht um zwei Vögel, sondern um einen, der durch den Doppelschlag einen Schatten hat. Natürlich steht das Tier nicht auf einem Olivenzweig, sondern auf einem Blitzbündel – und von einer ptolemäischen Schrift hat bis heute niemand etwas gehört, was vielleicht daran liegen könnte, dass die Ptolemäer griechische Wurzeln hatten – weswegen die Umschrift in schönstem Griechisch geschrieben wurde.
Aber natürlich kann hier der Zeitung ein Fehler passiert sein. Immerhin zeigt der Computer, dass es sich bei der abgebildeten Münze lediglich um ein Archivbild handelt. Wenn das so ist, dürfen wir nach der Beschreibung des Direktors der Altertümer-Verwaltung gespannt sein. Die beschlagnahmte Münze wird nämlich unsere Kenntnis der ptolemäischen Münzprägung, ja sogar der Epigraphik grundlegend revolutionieren – vielleicht genauso wie es 2009 der Münzfund aus der Zeit des israelischen Einzugs in Ägypten in den Kellern des Ägyptischen Museums in Kairo getan hat.
Den ursprünglichen Artikel finden Sie hier.
Den Artikel zu den „ältesten“ Münzen der Welt finden Sie natürlich in der MünzenWoche.