Überall zu Hause? Eine Ausstellung zur globalisierten römischen Welt

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von Björn Schöpe

28. Juli 2016 – Das Römermuseum Aventicum im schweizerischen Avenches zeigt in seiner Ausstellung „Überall zu Hause? Migration und Integration im Römischen Reich“, wie man schon in der Antike mit Migrationsproblemen umging. Denn selbstverständlich waren auch in der Antike die Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und woanders zu Fremden zu werden.

Plakat der Ausstellung. © Site et Musée romains d’Avenches.

Besucher erfahren in der Ausstellung zunächst, wie man in der römischen Antike zu Wasser oder zu Lande reiste. Es werden Menschen vorgestellt, die in der Fremde lebten: Soldaten, Athleten, Schauspieler.

Grabstele aus Muschelsandstein des Marcus (…)us Niger, der in der Colonia Claudia Aprensis (Türkei) geboren wurde, Soldat in der Legio I Adiutrix war und in Aventicum gestorben ist. Höhe 144 cm. Avenches. Foto: Anjo Weichbrodt, Site et Musée romains d’Avenches.

Die Grabstele eines Marcus Niger illustriert das Schicksal vieler Soldaten: geboren auf dem Gebiet der heutigen Türkei war der Mann später fern seiner Heimat stationiert und in Aventicum gestorben. Aber auch Kriegsgefangene, Händler oder Diplomaten lebten zumeist in der Fremde. Obwohl es im Lateinischen kein Wort für Heimweh gibt, zeugen Briefe davon, dass das Gefühl auch damals bekannt war.

Graffito auf einer Terra-Sigillata-Keramik mit der Nennung eines „Rheinländers“, was darauf schließen lässt, dass ein solcher die Inschrift verfasst hat. Avenches. Foto Andreas Schneider, Site et Musée romains d’Avenches.

Möglicherweise deutet auf die Verbindung mit der Heimat eine Inschrift hin, die auf eine Keramikscherbe geritzt ist: „Rhenanus“, also der „Rheinländer“ ist zu lesen.

Grab einer aus den östlichen Alpen stammenden Frau unter dem Heiligtum von En Chaplix. Avenches. Foto: Andreas Schneider, Site et Musée romains d’Avenches.

Im Grab einer Frau fanden sich neben lokaler Keramik auch zwei Fibeln aus dem östlichen Alpenraum und der Donauregion. Von dort stammte die Frau vielleicht.

Das Römische Reich war multikulturell, die Römer interpretierten mit ihren Begriffen die Welt ihrer Reichsbewohner: Gallische Götter erhielten römische Namen, das Fremde wurde in die eigenen Vorstellungen „integriert“.

Bronzene Votivhand für den Sabazioskult mit dem Segensgestus, reich verziert mit Köpfen, Tieren und verschiedenen glücksbringenden Attributen. Höhe 14,5 cm. Avenches. Foto: Paul Lutz, Site et Musée romains d’Avenches.

In der Spätzeit erlebten orientalische Kulte eine Blütezeit, als sie sich im ganzen Reich großer Beliebtheit erfreuten – vielleicht auch gerade wegen ihrer Exotik und Fremdheit. Der Mithraskult und die Verehrung des Sabazios sind im ganzen Imperium belegt.

Die Objekte der Ausstellung verweisen auf viele Einzelschicksale, auf die Geschichte von Menschen im Römischen Reich, die ähnlich wie wir mit Migration, Integration, religiöser Vielfalt, Globalisierung und Multikulti konfrontiert waren. Die Ausstellung ist noch bis 8. Januar 2017 zu sehen. Ein Teil der Präsentation findet im Museum Aventicum statt, ein anderer im Römermuseum Vallon.

Die Konzeption der Ausstellung ist angelehnt an eine Ausstellung des Vindonissa-Museums von 2012. Diese war auch in Xanten zu sehen, wir berichteten davon.

Zum Museum Aventicum informieren Sie sich ausführlich auf dessen Internetseite.

Und dies ist die Webseite des Römermuseums Vallon.