von Ursula Kampmann
3. Dezember 2015 – Vom 21. bis zum 23. Oktober 2015 fand in Madrid die Coin Conference statt. In sieben Sitzungen wurden neue Trends für Umlaufmünzen diskutiert. Logistik, Sicherheit, Kosteneffizienz, die Fortschritte des bargeldlosen Zahlens und das nachhaltige Management von Münzstätten standen im Mittelpunkt. Die MünzenWoche bringt eine kurze Zusammenfassung der in diesem Rahmen gehaltenen Vorträge.
Im vierten Teil berichten wir über konkrete Projekte, bei denen Zentralbanken eng mit der Öffentlichkeit zusammenarbeiten, um kosteneffizienter zu sein.
Sitzung 6: Kosteneffizienz
Jon Cameron, United States Mint: Stakeholder Involvement and the Search for Low Cost Materials for US-Coinage
Am 14. Dezember 2010 wurde der Coin Modernization Act mit der Unterschrift des Präsidenten gültig. Darin beschloss die Regierung nach günstigeren Alternativen für die kostenintensiven Kleinnominale der Umlaufmünzen zu suchen. Zu diesem Zweck wurde 2013 das Office of Coin Studies gegründet, das im Auftrag des Secretary of the Treasury alle zwei Jahre über die Kosten der und Alternativen zu den sich heute im Umlauf befindlichen Münznominale berichtet. Jon Cameron ist der Vorsitzende des Office of Coin Studies. Er berichtete über die Ergebnisse der jüngsten Studie, die im Dezember 2014 publiziert wurde.
Darin enthalten sind zunächst die Kosten für die Nominale.
- 1 Cent: 1,66 Cent
- Nickel (= 5 Cent): 8,09 Cent
- Dime (= 10 Cent): 3,91 Cent
- Quarter (= 25 Cent): 8,95 Cent
- Dollar (Schein): 5,4 Cent
Damit sind die Kosten leicht zurückgegangen, was nicht nur auf Einsparungen von Seiten der Münzstätten beim Prozess zurückzuführen ist, sondern vor allem auf die stark gesunkenen Materialkosten.
Zahlreiche weitere Materialien wurden auf ihre Tauglichkeit und ihren Preis hin getestet. Begleitet wurden diese Versuche von einer Reihe von Gesprächen mit Vertretern der freien Wirtschaft. Diese meldeten schwere Bedenken an gegen eine Umstellung der Münzprägung, bei der Gewicht und EMS der Nominale geändert würden. Vor allem für den Quarter mit seinen derzeitigen Produktionskosten von 8,39 Cent wäre eine Veränderung der Parameter mit kostspieligen Umstellungen verbunden. Die freie Wirtschaft schätzt die bei einer Münzumstellung anfallenden Kosten auf 2,4 bis 6 Milliarden Dollar. Die von der Münzstätte errechneten Sparpotentiale in Höhe von 46 bis 57 Millionen Dollar nehmen sich dagegen bescheiden aus.
Aus diesem Grund enthält der Report von 2014 keine konkreten Änderungsvorschläge. Der nächste Report ist für 2016 vorgesehen.
Alvon Moore, Central Bank of Barbados: From Charity to Withdrawal
Auch Barbados hatte das Problem, dass die Kleinstnominale überdurchschnittlich viel Arbeitsaufwand und Kosten bei der Münzprägung verursachten. Zwischen 2004 und 2012 waren die Kosten für das 1 Cent-Stück von 2 auf 5 Cent gestiegen. Im Jahr 2010 wurde fast das gesamte Budget der Münzstätte für die Herstellung von 1 Cent-Münzen (ca. 80 %) und 5 Cent-Münzen (ca. 20 %) verwendet, während es für diese Münzen kaum einen Rücklauf gab.
Um die im privaten Haushalten gehorteten Münzen zurück zu bringen, entwickelte die Zentralbank in Zusammenarbeit mit den Rotary Clubs von Barbados und der Alzheimer Association eine Aktion, bei der Cent-Stücke zwischen dem 21. September und Jahresende 2012 an zentralen Sammelpunkten gespendet werden konnten. 5 Millionen Cent-Stücke wurden so gewonnen. Für die Zentralbank brachte diese Wohltätigkeitsaktion einen großen Zuwachs an Sympathie.
2013 entschloss sich die Zentralbank, die Prägung von 1 Cent-Stücken ganz einzustellen. Gründe dafür waren der große Vorrat an 1 Cent-Münzen im Tresor, für den es keine entsprechende Nachfrage gab, und die daraus resultierende Erkenntnis, dass die meisten Cent-Stücke nicht wieder in den Umlauf eingespeist, sondern in den Familien gehortet werden. Denkt man zusätzlich an die hohen Produktionskosten und die hohen Kosten, die bei der Geldlogistik durch das Kleinstnominal entstehen, wird die Entscheidung der Zentralbank von Barbados verständlich.
Der Entschluss zur Aufgabe des Nominals fiel im November 2013. Im Februar 2014 entwickelte man einen Leitfaden, wie die alten Preise beim täglichen Einkauf gerundet werden sollten. Dieser Leitfaden wird seit Februar 2014 der Öffentlichkeit kommuniziert. Am 7. Mai 2014 endete die Prägung der 1 Cent-Stücke.
Diese verlieren nicht ihre Gültigkeit und können von Kunden durchaus in Zahlung gegeben werden, so lange sie noch kursieren. Händler und Banken dürfen allerdings keine Cent-Stücke mehr herausgeben, sondern müssen sie direkt an die Zentralbank abführen. Für diejenigen, die diese Vorschriften übertreten sind Strafen in Höhe von 500 $ oder 3 Monate Gefängnis festgesetzt. Bei virtuellen Zahlungen wird nicht gerundet genauso wie bei der Berechnung von Steuern.
Alvon Moore wies darauf hin, dass man auf jeden Fall wegen der sehr stark schwankenden Kurse vorsichtig damit sein müsse, die Erlöse aus dem Verkauf des Altmetalls in die Kalkulation miteinzubeziehen. Die Spekulation mit dem Altmetall sei nicht die Aufgabe einer Nationalbank und solle dem freien Markt überlassen werden.
Jovent C. Rushaka, Bank of Tanzania: Lessons learned from the introduction of 500 Shillings Circulation Coin in Tanzania
2012 beschloss die Bank of Tanzania die 500 TZS-Banknote durch eine Münze zu ersetzen. Grund dafür war vor allem die kurze Laufzeit des Scheins von nur sieben Monaten. Auf den ersten Blick erscheint dessen Produktion teurer als die einer vergleichbaren Münze. Kosteten 1.000 Banknoten bisher 32,32 EUR, werden jetzt für 1000 Münzen 31,10 GBP (44,18 EUR) bezahlt. Rechnet man aber die Tatsache hinzu, dass diese Münzen durchschnittlich nur alle 20 Jahre ersetzt werden müssen, ergeben sich für die Zentralbank hohe Ersparnisse.
Man entschloss sich für eine aufwendig produzierte 500 TZS-Münze aus 94 % Stahl mit einer Auflage aus 6 % Nickel im Gewicht von 9,5 g. Damit ist die Münze selbst im feuchten Klima von Tansania korrosionsfrei. Als Sicherheitsmerkmal wurde ein Hologramm mitgeprägt.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der neuen Münzen wird die Öffentlichkeitsarbeit sein, mit der diese Prägung bekannt gemacht wird. Dabei steht die Bank of Tanzania besonders großen Herausforderungen gegenüber: Sie muss auch die ländlichen Gebiete erreichen. Keine einfache Aufgabe bei einer Größe des Landes von 947.303 Quadratkilometer mit einer durchschnittlichen Besiedelung von 52 Einwohner pro Quadratkilometer.
Sitzung 7: Die Öffentlichkeit
Lydia Yip, Hong Kong Monetary Authority: HKMA’s Coin Collection Program – Challenges and Lessons Learned
Ganz anderen Problemen steht man in Hongkong gegenüber. Dort ist wegen der drängenden Enge des Staatsgebiets der Quadratmeterpreis derart hoch, dass Banken sich weigern, eine Münzzählmaschine aufzustellen. Deshalb wird die Dienstleistung, größere Mengen an Kleingeld umzutauschen, für den privaten Bürger kaum angeboten. So ist auch in Hongkong das Horten von Kleingeld in Privathaushalten ein großes Problem. Und wegen der hohen Mieten kann es sich die Hong Kong Monetary Authority auch nicht leisten, einfach zentrale Stellen für den Münzumtausch einzurichten. Deshalb musste man eine andere Lösung finden.
Die Lösung heißt Coin Cart und ist seit einem Jahr ein Erfolgsmodell. Als mobile Stelle für den Münzumtausch dienen derzeit zwei umgebaute Lastwagen, die nach einem öffentlich publizierten Fahrplan regelmäßig in die verschiedenen Stadtteile fahren, und dort den Bürgern die Möglichkeit bieten, ihr angesammeltes Kleingeld entweder in Scheine umzutauschen oder auf einer Geldkarte gutzuschreiben. Bis jetzt wurden 110 Millionen Umlaufmünzen eingesammelt mit einem Gesamtwert von 15 Millionen Dollars. Über 127.000 Bürger haben die Coin Carts besucht. Die Aktion hat ein großes Echo in der nationalen und internationalen Presse gefunden.
Mit Hilfe der Coin Carts konnte trotz der hohen Raummieten in Hong Kong eine praktikable Lösung gefunden werden, wie die Bürger ihre Kleingeldvorräte eintauschen können.
Wenn Sie andere Themen, die im Rahmen dieses Kongresses behandelt wurden, interessieren, werfen Sie einen Blick auf die vorangegangenen Teile des Artikels.
- Teil 1 beschäftigte sich mit Trends und neuen Münzserien,
- Teil 2 mit der Geldlogistik,
- Teil 3 mit Sicherheitsmerkmalen und sozialer Verantwortung.
Hier geht es zur Homepage der Coin Conference.
Einen guten Überblick zum Geschehen erhalten Sie hier.
Unter diesem Link können Teilnehmer der Konferenz sogar die Powerpoints der meisten Referenten herunterladen.
Auf dieser Seite lernen Sie den Veranstalter der Coin Conference kennen.