von Ursula Kampmann
26. November 2015 – Vom 21. bis zum 23. Oktober 2015 fand in Madrid die Coin Conference statt. In sieben Sitzungen wurden neue Trends für Umlaufmünzen diskutiert. Logistik, Sicherheit, Kosteneffizienz, die Fortschritte des bargeldlosen Zahlens und das nachhaltige Management von Münzstätten standen im Mittelpunkt. Die MünzenWoche bringt eine kurze Zusammenfassung der in diesem Rahmen gehaltenen Vorträge.
Im dritten Teil berichten wir über die neuesten Sicherheitsmerkmale für Umlaufmünzen und die Verantwortung von Münzstätten für ihre Umwelt und die eigenen Mitarbeiter.
Stuart Wilson, The Royal Mint. Foto: Reconnaissance.
Sitzung 4: Neue Sicherheitsmerkmale
Stuart Wilson, The Royal Mint: Der globale Kampf gegen Fälschungen
Stuart Wilson präsentierte die Royal Mint als Partner für Zentralbanken im Prozess der Abwägung zwischen Produktionskosten auf der einen Seite, Sicherheit und Lebensdauer einer Münze auf der anderen.
Ein großes Potential, Kosten zu sparen, sah der Referent in der Tatsache, dass viele Länder immer noch kostspielige Buntmetalllegierungen für ihre Münzronden verwenden. Durch den gestiegenen Wert dieses Materials auf dem Rohstoffmarkt könne man beim Austausch eines Nominals durch eine modernere, fälschungssicherere Variante – vor allem galvanisierte Ronden aus rostfreiem Stahl eignen sich zu diesem Zweck – den Gewinn zur Finanzierung der Münzreform benutzen.
Stuart Wilson wies darauf hin, dass im Bereich der verborgenen Sicherheitsmerkmale die kostspielige High-Tech-Lösung nicht unbedingt die effizienteste sein müsse, vor allem wenn es sich um extrem langlebige Münzen handle. Durch die lange Zeitspanne hätten Fälscher sowieso die Möglichkeit, ihre Fälschungen über die Jahrzehnte zu optimieren.
Es gelte also, im Einzelfall den optimalen Kompromiss zwischen Sicherheit, Lebensdauer und Kosteneffizienz zu finden.
In einem letzten Teil seiner Präsentation stellte Stuart Wilson die von der Royal Mint angewandten Sicherheitsmerkmale vor: Im für den Benutzer leicht erkennbaren Bereich sind das Form, Randbeschriftungen und andere Randbearbeitungen, Latentbilder, zweifarbige oder bimetallische Münzen, Mikroschrift und feinste Gravierungen; im für den Benutzer verborgenen Bereich sind das eine möglichst genau festgelegte Elektromagnetische Signatur, Zusatzstoffe in der Legierung und andere intelligente, für Sensoren erfassbare Sicherheitsmerkmale.
Gerd Wagner, Reischauer. Foto: Reconnaissance.
Gerd Wagner, Reischauer: Neue Sicherheitsmerkmale für Münzen aus rostfreiem Stahl
Viel zu reden gab der Vortrag von Gerd Wagner, der eine völlig neue Technologie vorstellte, mit der die Elektromagnetische Signatur von plattierten Münzen mit Stahlronde genau und fälschungssicher festgelegt werden kann.
Voraussetzung dafür ist die Pudermetallurgie, bei der die Ronde nicht auf traditionelle Weise aus dem Coil ausgestanzt wird, sondern aus Metallpuder einzeln mittels Druck und Sintern produziert wird. Diese Methode bietet die Voraussetzung dafür, verschiedene Arten von Stahl miteinander so zu durchmischen, dass die Ronde ein einzigartiges und fälschungssicheres Elektromagnetisches Signal erzeugt.
Ferner können durch diese Methode vorgeformte Ronden erzeugt werden, die bei der Prägung an vorher definierten Stellen ein höheres Relief erlauben, als es mittels traditionell hergestellter Ronden prägbar wäre. Es könnte sich dabei zum Beispiel um einen besonders hohen Rand oder ein Zentralmotiv in besonders hohem Relief handeln. Im Bereich der Edelmetallprägung ist diese neue Technologie mittlerweile praxiserprobt.
Für die Anwendung im Umlaufmünzenbereich wird derzeit eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Klaus Meyer-Steffens von Crane Payment Innovations ist für die Vending Industrie an der Entwicklung beteiligt. Dr. Georg Veltl vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung IFAM ist ebenfalls involviert.
Eugenio Gomes, Fabrica Nacional de Moneda y Timbre. Foto: Reconnaissance.
Eugenio Gomez, Fabrica Nacional de Moneda y Timbre: Latentbilder als Sicherheitsmerkmale
Eugenio Gomez berichtete über Fortschritte im Bereich der Latentbildprägung auf Gedenkmünzen. Er hob hervor, dass das Latentbild zweierlei Funktionen erfüllt. Es ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern dient gleichzeitig als ein Sicherheitsmerkmal, das für jeden Nutzer einer Münze sofort erkennbar ist.
Mittlerweile kann die spanische Münzstätte mittels der Latentbildtechnik die unterschiedlichsten Effekte erreichen. Neben dem „gewöhnlichen“ Latentbild, das bei unterschiedlichem Blickwinkel unterschiedliche Bilder zeigt, ist es zum Beispiel möglich, eine Art Bewegungseffekt einzubauen.
Neueste Entwicklung in der Latentbildtechnologie ist die Herstellung eines Latentbildes, das unter vier verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, vier verschiedene Bilder zeigt. Dafür werden die vier Bilder mittels Lasergravur auf die vier Seiten einer winzigen Pyramide graviert. Das Verfahren ist mittlerweile patentiert.
Carl DelSorbo, Jarden Zinc. Foto: Reconnaissance.
Mark Blizard und Carl DelSorbo, Jarden Zinc: Materialien aus plattiertem Zink – eine erprobte Sicherheitstechnologie
Carl DelSorbo stellte das mittlerweile lange erprobte Verfahren ZincSecure vor. Dies erlaubt ein äußerst genaues Elektromagnetisches Signal, das von Fälschern nur schwer nachgeahmt werden kann.
Seit 34 Jahren im Umlauf sind nach diesem Verfahren produzierte Münzen mit einer Zink-Kupfer-Plattierung. Seit 2005 wird dieses Verfahren auch für Zink-Kupfer-Bronze angewendet und seit 2006 für Zink-Kupfer-Nickel. Der Einfluss auf das EMS durch Verschleiß im Umlauf ist dabei marginal.
Ferner wies Carl DelSorbo auf die gute Prägbarkeit von mit ZincSecure hergestellten Ronden hin sowie auf deren Korrosionsbeständigkeit und die geringere Abnutzung im Umlauf. Und er vergaß nicht, die gute Kostenbilanz zu erwähnen, wenn man nicht die nominellen, sondern die tatsächlichen Kosten für eine Emission berechne.
Sitzung 5: Die Verantwortung einer Münzstätte für Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt
Sirpa Kuusirati, Mint of Finland: Die verantwortungsvollste Wahl: ISO26000 CSR Standard
Mint of Finland hat in den vergangenen Jahren verschiedenste Zertifikate erworben. Seit 2014 wendet sie ISO26000 an. Damit versucht sie, das Gefühl ihrer Mitarbeiter für gesellschaftliche Verantwortung zu schärfen. Dies ist eine neue Stufe in einer Entwicklung, die bereits 2009 begonnen hat, als der Vorstand der finnischen Münzstätte ethische Richtlinien für das Gesamtunternehmen beschloss. Im Halbjahreszyklus werden nun anhand der Vorgaben von ISO26000 neue Themen-Schwerpunkte gesetzt, bis 2018 die gesamte Norm, soweit überhaupt möglich, implementiert ist. Denn ISO26000 ist kein Zertifikat im traditionellen Sinne, es versteht sich eher als ein Weg, komplexe Themen adäquat anzugehen.
Folgende Kernthemen setzt die neue Norm:
- Organisationsführung,
- Menschenrechte,
- Arbeitspraktiken,
- Umwelt,
- faire Betriebs- und Geschäftspraktiken,
- Konsumentenanliegen,
- Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft.
Anhand des aktuellen Themas „Menschenrechte“ zeigte Sirpa Kuusirati, wie man dieses große Thema auf alltägliche Gegebenheiten herunterbrechen könne. Zunächst brauche es ein Problembewusstsein, um mit der gebotenen Sorgfalt Verantwortlichkeiten zu entwickeln. Wo in der komplexen Kette vom Rohstoff bis zum Endprodukt werden Konfliktgebiete berührt? Wird durch den eigenen Verbrauch, das eigene Produkt die Umwelt geschädigt? Leiden Menschen unter der Rohstoffbeschaffung, bei der Herstellung bzw. unter dem fertigen Produkt? Sind an irgendeinem Punkt der Wertschöpfungskette Kinder involviert? Gibt es eine Kultur der Bestechlichkeit? Sind alle Menschen, die an dem Produkt mitwirken, an ihrem Arbeitsplatz gesetzlich geschützt? Ist die größtmögliche Sicherheit aller Beteiligten garantiert?
Ziel der Fragen ist es, mögliche Konflikte aufzudecken, um direkte oder indirekte Komplizenschaft auszuschalten. Wichtig ist dafür vor allem der Umgang mit Beschwerden. Können sich Beschwerdeführer darauf verlassen, dass ihre Anliegen einem transparenten, klar festgelegten Verfahren unterzogen werden?
Erst nachdem all diese Fragen gestellt sind, kann man die konkreten Probleme angehen.
Die Mint of Finland erwartet sich von der Umsetzung von ISO26000 einen klaren Wettbewerbsvorteil. Verantwortliches Handeln, so Sirpa Kuusirati, bringt nicht nur eine Verbesserung der Reputation des Unternehmens mit sich, sondern auch eine größere Attraktivität als Arbeitgeber für qualifizierte Mitarbeiter.
Scott Hutchings, Global Coin Solution: Wie man Spendenaktionen unterstützt, indem man Münzen in ihre Länder repatriiert
Scott Hutchings stellte ein sehr spezielles Thema aus dem Bereich der Geldlogistik vor: Wie geht man mit Kleingeld aus den unterschiedlichsten Nationen um? Fluglinien bieten immer öfter ihren Gästen an, lästiges Kleingeld aus dem Ausland zu entsorgen, indem man es für einen guten Zweck spendet. Die gleiche Funktion erfüllen Sammelboxen an Flughäfen in der ganzen Welt.
88 verschiedene Währungen landen durchschnittlich in so einer Flughafen-Sammelbox. 2014 hatte Global Coin Solution mit insgesamt 129 verschiedene Währungen zu tun, von denen ein großer Teil repatriiert werden kann, allerdings oft mit hohen Transportkosten. Global Coin Solution hat sich darauf spezialisiert, diese unterschiedlichen Währungen in die Ursprungsländer rückzuführen, um so den optimalen Erlös für einen guten Zweck zu erzielen.
Sean Byrne, Royal Canadian Mint: Galvanisierung ohne Zyanid
Auch die Royal Canadian Mint lebt ihre soziale Verantwortung. Dazu gehört in erster Linie ihre Rolle als identitätsstiftende Institution, die über Gedenkmünzenprogramme die kanadische Gesellschaft enger zusammenführt.
Ferner ist der RCM wichtig, einen möglichst großen Teil der Nachfrage nach Münzen mit Hilfe bereits existierender Münzen zu decken. So werden lediglich 8 % des jährlichen Münzbedarfs neu geprägt. Werkzeug dafür ist eine effiziente Münzlogistik.
Dank der Umstellung der Währung auf galvanisierte Stahlmünzen konnten rund 12.000 metrische Tonnen an Buntmetallen recycelt werden. Und für die Galvanisierung hat die Royal Canadian Mint ein Verfahren entwickelt, bei dem kein Zyanid eingesetzt wird.
Sean Byrne stellte abschließend fest, dass soziale Verantwortung für die Royal Canadian Mint von existentieller Bedeutung sei.
Den letzten Teil der Vorträge der Coin Conference zum Thema Kosteneffizienz und Öffentlichkeitsarbeit publizieren wir nächste Woche.
Wenn Sie andere Themen, die im Rahmen dieses Kongresses behandelt wurden, interessieren, werfen Sie einen Blick auf die vorangegangenen Teile des Artikels. Teil 1 beschäftigte sich mit Trends und neuen Münzserien, Teil 2 mit der Geldlogistik.
Hier geht es zur Homepage der Coin Conference.
Einen guten Überblick zum Geschehen erhalten Sie hier.
Unter diesem Link können Teilnehmer der Konferenz sogar die Powerpoints der meisten Referenten herunterladen.
Auf dieser Seite lernen Sie den Veranstalter der Coin Conference kennen.