Seit 1999 leitet Ute Wartenberg-Kagan als Executive Director die American Numismatic Society. In der aktuellen Ausgabe des ANS Magazine gab sie offiziell bekannt, dass sie zum 1. November 2019 von ihrem Amt zurücktritt. Ihr Nachfolger wird der bisherige Deputy Director der ANS, Gilles Bransbourg. Neben seinem profunden Wissen im Bereich der Numismatik bringt er einen Hintergrund in Betriebswirtschaft und Verwaltung mit, Vorkenntnisse, die er als Executive Director einer so großen Vereinigung mit derart vielen Angestellten durchaus wird brauchen können.
Ute Wartenberg bleibt der ANS erhalten. Sie übernimmt eine Stelle als Research Curator, so dass sie ihre gesamte Arbeitskraft der Forschung vor allem im Bereich der griechischen Numismatik widmen kann.
20 Jahre als Executive Director der ANS
Dr. Ute Wartenberg-Kagan stammt aus dem deutschen Saarland, wo sie ihre erste Ausbildung erfuhr. Sie studierte an der Universität von Saarbrücken Alte Geschichte mit Schwerpunkt Numismatik, Griechische Philologie und Klassische Archäologie. 1987 ging sie als Rhodes Scholar an die Oxford University, wo sie 1990 mit einem Thema aus dem Bereich der Papyrologie promoviert wurde.
1991 ergab sich für sie die Gelegenheit, nach dem plötzlichen Tod von Martin Price die Stelle als Kuratorin für griechische Münzen im British Museum zu übernehmen. In dieser Funktion profilierte sie sich nicht nur unter Wissenschaftlern, sondern auch in der internationalen Welt der Auktionshäuser und Münzhändler. Die umfangreiche Sammlung des British Museums diente ihnen nämlich als optimale Möglichkeit, um zweifelhafte Münzen mit sicher echten Originalen zu vergleichen. Bald machte sich Ute Wartenberg einen Namen als kompetente Ansprechpartnerin, die vor allem nicht davor zurückscheute, auch missliebige Wahrheiten auszusprechen und wortgewaltig zu vertreten.
Genau diese Fähigkeit war es, die den Vorstand und führende Unterstützer der ANS dazu veranlasste, sie zu fragen, ob sie bereit sei, als Executive Director die Leitung der ANS zu übernehmen. Damals erlebte die Traditionsgesellschaft einen rasanten Mitgliederschwund. Die Kosten fraßen die Spendeneinnahmen auf. Wirtschaftliche Folgen waren vorhersehbar. Ute Wartenbergs erste Aufgabe war es, die Gesellschaft zu sanieren, neue Einkommensquellen zu erschließen und die veralteten Strukturen fit für das 21. Jahrhundert zu machen.
Auch wenn sie zu Amtsbeginn durchaus umstritten war, hat Ute Wartenberg es geschafft, die Gesellschaft zu öffnen und ihr eine Zukunft zu sichern. Sie musste dafür eine Reihe von mutigen Entscheidungen treffen. Aber an Mut, Phantasie und Weitsicht hat es ihr noch nie gefehlt.
Dass die ANS heute kein ständiges Museum mehr besitzt, dafür aber präsent im Internet ist, dass kaum eine große Ausstellung in den Vereinigten Staaten ohne Leihgaben der ANS auskommt, dass in der ANS nicht nur antike Münzen, sondern auch die Forschung zu US-Münzen und modernen Prägungen daheim ist, das alles sind Verdienste von Ute Wartenberg.
Ute Wartenberg bleibt der Welt der Münzen als aktives Mitglied erhalten. Gerade hat sie das Amt als Chair von ICOMON übernommen. Sie freut sich darauf, gerade im Bereich der frühen griechischen Münzprägung und der Fälschungserkennung wieder mehr Zeit für ihre Forschungen zu haben.
Wenn Sie die Laudatio von Bernhard Weißer auf Ute Wartenberg lesen wollen, als sie mit dem Ehrenpreis der GIG ausgezeichnet wurde, dann lesen Sie unseren Bericht darüber.
2014 war die MünzenWoche zu Gast bei der ANS.
Teil der Politik von Ute Wartenberg ist es, auch der modernen Medaillenprägung Raum zu geben. So brachte sie den Ankauf des Archivs der Medallic Art Company auf den Weg.