von Ursula Kampmann
6. Oktober 2016 – „Ich möchte wieder mit Münzen zu tun haben, Sammler sehen und mit ihnen über Numismatik diskutieren. Ich möchte eine altmodische Münzhandlung haben, die ihren Kunden ein großes Lager bietet, in dem sie Münzen von bester Qualität finden. Wir werden zu gegebener Zeit sicher wieder Auktionen machen, aber weniger Quantität, dafür größere Qualität.“ So beschreibt Ian Goldbart seine Pläne, wenn er von Sovereign Rarities spricht, der Münzhandlung, die er im April 2016 gegründet hat.
Ian Goldbart mit einer kleinen Münzhandlung in Verbindung zu bringen, das verblüfft viele Kenner des internationalen Münzenmarkts. Immerhin hat dieser ehemalige Börsenmakler das traditionelle Auktionsgeschäft ziemlich aufgemischt. Seine Idee war eine Börsennotierte Gesellschaft, die eine Reihe von erstklassigen Auktionshäusern verschiedener Sparten unter ihrem Dach versammelte. Seine Gründung, Noble Investment, kaufte 2005 das englische Traditions-Auktionshaus Baldwin für 4,5 Mio. GBP und deckte damit die Numismatik ab. 2008 folgte Apex Philatelics für 1,25 Mio. GBP als Auktionshaus auf dem Briefmarkenmarkt. 2012 erwarb Noble Numismatics The Fine Art Auction Group für 5,5 Mio. GBP. Damit wurde die Gruppe auf dem Kunstmarkt aktiv. Ein beeindruckendes Portfolio, doch wie Ian Goldbart verrät, „Es ging nicht anders. Wir waren ein börsennotiertes Unternehmen. Da erwarten die Investoren, dass wir expandieren. Auf dem Münzmarkt war das nicht möglich, also haben wir andere Sparten gesucht.“
Der Anlegermarkt fand das Konzept tatsächlich überzeugend. 2013 kaufte die Stanley Gibbons Group Noble Investments für beeindruckende 42 Mio. GBP. Sie erhielten dafür den „Deal of the Year“ Award.
Allerdings hatten mit Stanley Gibbons Menschen die Leitung des Firmenkonglomerats übernommen, die nicht mit den Leidenschaften und Imponderabilien vertraut waren, die der Sammlermarkt so mit sich bringt. Sammler lassen sich nur schwer in Quartalsvoraussagungen pressen. Und die Angestellten bei Baldwins sahen sich plötzlich mit der Frage konfrontiert, wie viel sie glaubten, im nächsten Quartal ankaufen zu können und welcher Zuschlag für die kommende Auktion zu erwarten sei. Nun zählte die Erwartung potentieller Aktionäre, und denen dürfte es nur schwer zu vermitteln gewesen sein, dass der Sammlermarkt anders funktioniert als eine Bank oder eine Automobilmarke.
Das Resultat ist ein Wechsel im Personal, von dem manche zurückkehren zu kleinen, überschaubaren Einheiten. Ian Goldbart ist nur ein Beispiel, Stephan Ludwig ein zweites. Stephan Ludwig war Gründungsmitglied von „The Fine Art Auction Group“, einem auf unterschiedliche Gruppen von Kunstobjekten spezialisierten Auktionshaus. „The Fine Art Auction Group“ war 2012 von Noble Investment gekauft worden, Stephan Ludwig blieb bis 2015 bei Stanley Gibbons, um im Mai 2016 unter dem Namen Forum Auctions wieder ein eigenes, unabhängiges Auktionshaus zu eröffnen – genau wie Ian Goldbart es getan hat.
Die Frage stellt sich, ob der Sammlermarkt für Investoren ohne Leidenschaft für eben diesen Sammlermarkt geeignet ist. Ian Goldbart ist da zuversichtlich: „Ich denke, es gibt Platz für die Baldwins des Münzmarkts und für kleine Firmen wie Sovereign Rarities. Ich wünsche meinen Kollegen bei Baldwin viel Erfolg. „Es wäre sehr traurig, wenn traditionsreiche Firmen wie Baldwin nicht erfolgreich sein könnten. “