Am 21. August 2019 feiert Dr. Walter Grasser seinen 80. Geburtstag. Im Hauptberuf war er ab 1975 Stadtdirektor im Direktorium der Landeshauptstadt München, bis 1992 als Leiter der Rechtsabteilung, anschließend als rechtskundiger Stadtdirektor im Baureferat. 1998 ließ er sich als selbständiger Rechtsanwalt in München nieder.
Abseits des Berufslebens galt und gilt die besondere Vorliebe des Juristen und promovierten Historikers in besonderer Weise den Münzen und Medaillen, Büchern und Antiquitäten. Von 1969 bis 1999 führte er als Lehrbeauftragter der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Studierende in die süddeutsche und speziell bayerische Geld- und Münzgeschichte ein. Von der Regierung von Oberbayern wurde Grasser 1969 zum Sachverständigen für den Bereich „Wissenschaftliche und finanzielle Beurteilung europäischer Münzen des Mittelalters und der Neuzeit“ bestellt. Auch als offizieller Preisrichter bei Wettbewerben für Kurs- und Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland ist er in Erscheinung getreten.
In seinen numismatischen Aktivitäten verstand sich Walter Grasser vor allem als Mittler zwischen Museen, Händlern und Sammlern, als Bindeglied zwischen der „ernsten“ Wissenschaft und, wie man es früher nannte, dem „Münzvergnügen“ der privaten Sammler. Grassers „Münz- und Geldgeschichte von Coburg“, der Heimatstadt seiner Vorfahren, bildete Jahrzehnte lang das Standard- und Zitierwerk für die betreffenden Gepräge. Die 1971 veröffentlichte Arbeit „Deutsche Münzgesetze 1871–1971“ stellt bis heute ein unentbehrliches und vielbenütztes Quellenhandbuch dar. Gleichermaßen an Münzfreunde wie an ein breiteres, allgemeingeschichtlich interessiertes Publikum richteten sich die Bände „Bayerische Münzen“ und „Bayerische Geschichtstaler“ von 1980 bzw. 1982. Die bewusst populär gehaltenen Taschenbücher „Münzen des Altertums“, „Münzen des Mittelalters und der Neuzeit“, „Medaillen und Plaketten“ und „Antiquitäten als Hobby“ erreichten in den späten 1970er Jahren jeweils hohe Auflagen. Mit über 300 Artikeln in Tageszeitungen wie der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Münchner Stadtanzeiger“ gelang es Walter Grasser, in weiten Leserkreisen Aufmerksamkeit für antiquarische und numismatische Themen zu wecken.
An zwei neueren, aufwendig produzierten Buchpublikationen war Walter Grasser als Initiator und Autor maßgeblich beteiligt: In Zusammenarbeit mit dem Juwelier Franz Hemmerle und dem Kunsthistoriker Dr. Alexander Eugen Herzog von Württemberg brachte er 1999 in München einen Band über „Kostbare Krawattennadeln“ heraus, jenes in der Biedermeierzeit aufgekommene, heute nur noch wenig gebräuchliche Modeaccessoire. Dasselbe Autoren- und Expertenteam präsentierte 2016 das zweisprachig verfasste Werk „Kostbare Manschettenknöpfe – Precious Cufflinks“. Anhand ausgewählter Exemplare wird gezeigt, wie dieser Herrenschmuck gegen Ende des 19. Jahrhunderts in weiten Kreisen populär wurde, zeitweilig aus der Mode zu geraten schien, aber seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert eine Renaissance erlebt. Wo Walter Grasser mitwirkt, dürfen Münzen nicht fehlen: Antike griechische Obole, römische Denare oder Kremnitzer St. Georgstaler, in Gold gefasst und zu prächtigen Manschettenknöpfen umgearbeitet, werden in Wort und Bild vorgestellt. Einige dieser eindrucksvollen Schmuckstücke stammen aus dem Hause Fabergé in St. Petersburg.
Dem nach wie vor rührigen und vielseitig interessierten Jubilar gratuliert die MünzenWoche herzlich und wünscht für die Zukunft nur das Beste.