5. Juli 2012 – Die Österreichischen Museen stellen derzeit in einer groß angelegten Werbeaktion 100 Objekte aus 100 Museen vor. Mittlerweile gehören dazu auch numismatisch interessante Objekte wie diese Rekonstruktion der revolutionären Walzenprägemaschine aus Hall. Die unter dem Tiroler Erzherzog Ferdinand II. entwickelte Walzenprägemaschine aus dem 16. Jahrhundert ermöglichte erstmals die industrielle Massenprägung von Silbermünzen.
Der Initiator der Walzenprägemaschine war Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, hier in einem Gemälde möglicherweise von Francesco Terzio nach 1557, Kunsthistorisches Museum Gemäldegalerie, Wien. Quelle: Wikipedia.
Die Walzenprägemaschine – eine technische Sensation: Das Silberbergwerk in Schwaz, welches von der deutschen Bankfamilie der Fugger betrieben wurde, ließ die Nachfrage nach Silbertalern sprungartig in die Höhe schnellen. Der Bedarf an neuen Talern konnte durch die damals noch übliche händische Hammerprägung längst nicht mehr gedeckt werden. So begann man nach Wegen zu suchen, um die Prägung zu automatisieren. Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529-1595) war ein großer Freund technischer Neuerungen. Unter ihm wurde nicht nur die Münze Hall von der Innenstadt in die Burg Hasegg verlegt, sondern auch die Walzenprägung eingeführt.
Der Nachbau der historischen Walzenprägemaschine im Münzerturm in Hall. Foto: Münze Hall.
Die Walzenprägemaschine, welche mit Wasserkraft angetrieben wurde, kam erstmals 1571 in Hall zum Einsatz und ermöglichte die Massenprägung von Silbermünzen. Diese Form der Prägung war äußerst effizient und verschaffte dem Münzherrn einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil. Hall hatte somit als erste Münzstätte der Welt den Wechsel von einem Handwerksbetrieb hin zu einem Industriebetrieb vollzogen. Aufgrund der weitreichenden Beziehungen des damaligen Tiroler Erzherzogs Ferdinand II. wurde das geheime technische Wissen an Ausgewählte weitergegeben. Historische Datenquellen belegen, dass die Münzstadt Segovia in Spanien eine derartige Walzenprägemaschine mit dem dazugehörigen Fachpersonal von Hall erhalten hat.
Dem Haller Drechslermeister Werner Nuding gelang es in jahrelanger, akribischer Arbeit und mit Hilfe von Experten eine derartige Walzenprägemaschine nachzubauen und am Originalschauplatz in der Münze Hall aufzustellen. Dieser Koloss mit 8 m Länge, 5 m Breite und 2,5 m Höhe gilt weltweit als Unikat und beeindruckt nicht nur durch seine Größe sondern auch durch seine korrekte Umsetzung.
Objektdaten:
Material: Holz (Lärche, Buche, Hainbuche)
Erfinder: Hans Vogler (1564, Schweiz)
Technik: Antrieb mit Wasserkraft
Vorkommen: erstmals in Hall in Tirol, dann in Segovia, Mantua, Ferrara, Luzern, Graz, Kemnitz und Schemnitz
Ein Besuch in der Münze Hall ist äußerst lohnenswert. Davon können Sie sich auf der Internetseite des Museums überzeugen.
Alle bisherigen Objekte der Aktion zeigt die Seite insMuseum.
Wie revolutionär die maschinelle Herstellung von Münzen zu ihrer Zeit war, zeigt die Darstellung der Münzproduktion im 16. Jahrhundert auf einer Wappenscheibe in Schaffhausen.