Warum eine Münze ausschaut, wie sie ausschaut

Hanskarl von Neubeck, Aus Gips wird Gold. Friedrich Brenner und das zeitgenössische Münzgeschehen. Battenberg Gietl Verlag, Regenstauf 2019. 128 S., farbige Abbildungen. Paperback, 16,9 x 20,5 cm. ISBN: 978-3-86646-185-7. 14,90 Euro.
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„Aus Gips wird Gold“ so hat Hanskarl von Neubeck sein Büchlein über den Gestalter Friedrich Brenner genannt. Es ist dessen Entwürfen gewidmet, die der gelernte Bildhauer bei den Wettbewerben eingereicht hat, die veranstaltet werden, um die Motive der deutschen Gedenkmünzen zu finden. Dass Hanskarl von Neubeck den Stil seines Protagonisten mag, ist ja wohl selbstverständlich. So liefert er dem Leser eine sehr emotionale, nichtsdestotrotz höchst informative Zusammenstellung dieses Werkbereichs von Brenner. Sie gibt jedem, der sich für die zeitgenössische Numismatik interessiert, einen guten Eindruck, wie ein Münzbild entsteht und welchen Vorgaben sich sein Schöpfer zu beugen hat. Sie liefert darüber hinaus ein paar grundsätzliche Gegebenheiten, nach denen sich die Gestalter staatlicher Münzen heute richten müssen. Das Büchlein sollte deshalb vor allem von denjenigen gelesen werden, die zeitgenössische Münzen doof finden, ohne eigentlich zu wissen, was dahinter steht.

Einige biographische Notizen

Zunächst eines: Friedrich Brenner hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. An der Akademie der Bildenden Künste in München erhielt er seine Ausbildung als Bildhauer. Während seiner Ausbildungszeit gehörte er zu den Schülern von Karl Roth, jenem Medailleur, der u. a. wohl für die bekannteste Münze der BRD verantwortlich zeichnete, für das „Germanische Museum“.

Erstmals nahm Friedrich Brenner 1966 an einem der deutschen Münzwettbewerbe teil. Er erreichte einen beachtlichen 2. Platz, auch wenn damals die Gedenkmünze mit ihrer technisch vorgegebenen geringen Reliefhöhe so gar nicht zu seinen Lieblingsmedien zählte. Nach einem Zwischenspiel als Lehrbeauftragter für Münzgestaltung an der Münchner Akademie ausgerechnet während der 68er und nach längerer Tätigkeit für ein Architekturbüro entschied sich Brenner für die unsichere, aber dennoch wesentlich befriedigendere Tätigkeit als freier Künstler. So war er z. B. wesentlich an der Rekonstruktion des Goldenen Saals in Augsburg nach alten Fotographien beteiligt.

Und immer wieder nahm Brenner am Münzwettbewerb teil, erreichte Achtungserfolge mit 2. und 3. Plätzen, bis er – endlich – 2008 den Siegerentwurf stellte: Die Ludwigskirche zu Saarbrücken, die im Rahmen der Bundesländerserie auf einer 2 Euro-Münze zu sehen ist.

Mittlerweile sind es sechs Entwürfe von Friedrich Brenner, die in klingende Münze umgesetzt wurde.

Leidenschaft – des Autors und seines Protagonisten

Man liest es in einem Rutsch durch, das Büchlein, das der Autor Hanskarl von Neubeck dem Künstler Friedrich Brenner gewidmet hat. Es ist süffig geschrieben und voller Leidenschaft. Dabei ist der Autor durchaus bereit, Position zu beziehen. Man merkt ihm seinen Ärger an, wenn er eine Bemerkung des Altmeisters Peter Berghaus zitiert, mit der dieser vor vielen Jahren Brenners Entwurf zur Gedenkmünze Leibniz kritisierte.

Es ist gerade diese Leidenschaft, durch die das Buch lebt. Denn nur so wird verständlich, dass es bei Münzen eben nicht um gleichgültige Objekte geht, sondern dass die Künstler, die hinter den Stücken stehen, mit all ihrer Begeisterung, all ihrem Denken und Fühlen, mit ihrem Können – und natürlich auch ihren Grenzen – dabei sind, wenn sie sich über einen siegreichen Entwurf freuen oder einen durchgefallenen Entwurf hinnehmen müssen.

Auch wenn heute die Vermarktung der Gedenkmünzen und die Kritik daran zumeist im Mittelpunkt der Diskussion stehen: Bücher wie das von Hanskarl von Neubeck machen klar, dass das, was heute so viele Numismatiker mit einem Naserümpfen verachten, irgendwann zum greifbaren Zeugnis unserer Zeit wird und deswegen Aufmerksamkeit und Beachtung verdient.

 

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