Warum es auf den Philippinen nicht genug Kleingeld gibt

50 Millionen Münzen fanden die philippinischen Behörden in einer Lagerhalle. Dabei fehlt dem Land seit Jahren das Kleingeld. Daher sollte ein Gesetz schon 2014 das Horten von Geld verbieten. Doch warum ist das Gesetz noch nicht umgesetzt? Foto: Olya Adamovich / Pixabay.
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Rund 50 Millionen 1-Peso-Münzen fand die Polizei Anfang Oktober 2021 in einem Lagerhaus in Barangay Laging Handa, Quezon City auf den Philippinen. Der Fund sorgte für Furore, denn seit Jahren mangelt es in dem südostasiatischen Land an Kleingeld. Kein Wunder, mag man denken.

Bei der gemeinsamen Aktion der Polizei, des Zolls, der Küstenwache und der Zentralbank der Philippinen (Bangko Sentral ng Pilipinas, BSP) waren die Miteigentümer des Lagerhauses und ein Anwalt zugegen. Medienwirksam zeigte die Polizei die Unzahl von großen Säcken, prallgefüllt mit Münzen im Wert von rund 840.000 Euro. Warum jemand mit einer solch enormen Menge an Kleingeld eine ganze Lagerhalle gefüllt hat, ist noch unklar.

Wie die BSP erkärte, stammen die Münzen aus unterschiedlichen Serien. Momentan werde stichprobenhaft geprüft, ob es sich um echtes Umlaufgeld oder um Fälschungen handele. Die Zentralbank hat nach dem Fund eine gesetzliche Regelung gefordert, das Horten großer Mengen von Münzen unter Strafe zu stellen.

Münzhorten auf den Philippinen: ein Déja-vu

Tatsächlich ist das Problem nicht neu. 2012 führten die Philippinen ein Programm ein, durch das gehortete Münzen wieder in den Umlauf gelangen sollten. Anfangs sprach man von einem Erfolg, doch offenbar reichte das nicht. Noch im selben Jahr verlangte der Senator Manuel „Lito“ Mercado Lapid, das Münzhorten unter Strafe zu stellen. Er hatte bemerkt, dass in seinem Land überproportional viele Münzen pro Kopf in Umlauf waren – oder eben gerade nicht mehr umliefen. Denn schon damals klagte die BSP über eine ständige Knappheit an Kleingeld. Senator Lapid brachte eine Gesetzesvorlage ein, die regelte, dass jeder nur noch so viele Münzen besitzen dürfe, wie er oder sie im Alltag vermutlich benötigte. Bei Zuwiderhandlung sollten bis zu einem Jahr Gefängnis drohen und eine Geldstrafe von 100.000 Philippinischen Pesos pro 1.000 gehorteten Münzen.

Das dürfte dem entsprechen, was die BSP jetzt vehement fordert. Kurioserweise zeigt ein Blick auf die Website des Repräsentantenhauses der Philippinen, dass das Repräsentantenhaus genau einen solchen Gesetzesentwurf am 17. Juni 2014 in dritter Lesung angenommen hat. Wer Münzen hortet, hätte demnach mit bis zu 300.000 Pesos Geldstrafe und 8 Jahren Gefängnis bestraft werden können. Die gehorteten Münzen sollten übrigens der Staatskasse zufließen. Es sollte Ausnahmen geben für Wohltätigkeitsorganisationen und Banken. Genauere Regeln, ab welcher Anzahl oder welchem Gewicht von gehorteten Münzen das Gesetz greift und wie zwischen Privatpersonen und Institutionen bzw. Unternehmen getrennt wird, sollte die Zentralbank ausarbeiten.

Wo ist das Gesetz geblieben?

Eigentlich war also 2014 die BSP am Zug. Wurde die Zentralbank vom Repräsentantenhaus nicht informiert oder hat sie die Umsetzung der Regeln bis heute nicht geliefert? Die MünzenWoche bat die BSP um eine Stellungnahme und erhielt die Erläuterung, dass der Gesetzesentwurf, den Senator Serge Osmeña im Senat als Gesetzentwurf 2452 eingebracht hatte, keine Mehrheit fand. Der Entwurf erlangte also nie Gesetzeskraft. Da wundert es nicht, dass das Land den Kleingeldmangel offenbar nicht in den Griff bekommt. Ob das Gesetz dann das Allheilmittel sein wird, wäre die nächste Frage. Aber ein Schritt nach dem anderen.

 

Hier finden Sie die Erklärung zum angenommenen Gesetz auf der Seite des Repräsentantenhauses.

Das ist die Seite der Bangko Sentral ng Pilipinas.

Hier sehen Sie in einem Film, wie die Polizei den Münzfund vorführt.

Auch in Sri Lanka fehlten immer wieder Münzen. In einem Artikel erklärte Richard Giedroyc, wie verschiedene Akteure sich in dem Land die Schuld gegenseitig zuschoben.

Auch in Indien gab es ähnliche Probleme.