Um es ganz klar auszusprechen: Es gibt Corona. Man kann sich an Corona anstecken und man kann daran sterben. Corona verbreitet sich, ist neu und unerforscht und macht deshalb Angst. Nichtsdestotrotz steht die Panik, die diese Krankheit derzeit auslöst, nüchtern betrachtet nicht mit dem realen Gefahrenpotential in Verbindung. Jedenfalls in Ländern mit einem funktionierenden Gesundheitssystem.
Aber ob wir uns nun vor Corona fürchten oder nicht, die Maßnahmen die zur Bekämpfung dieser Krankheit getroffen werden, haben Auswirkungen auf unser Leben, auch als Münzhändler. Corona dürfte sogar die Entwicklungen auf dem internationalen Münzenmarkt nachhaltig beeinflussen. Dieser Beitrag wagt den Blick in die Kristallkugel und überlegt, welche Folgen Corona für den Münzhandel haben könnte.
In Krisenzeiten boomt der Münzhandel
Zunächst das Erfreuliche – jedenfalls aus der Sicht von Münzhändlern: Wann immer die Aktienkurse sinken, steigt der Goldpreis und die Nachfrage nach Anlageobjekten im Bereich der klassischen Numismatik. Für den Münzhändler heißt das eine größere Nachfrage und höhere Auktionsergebnisse. Für den Sammler bedeutet das mehr Konkurrenz von Seiten der Investoren. Die Münzpreise könnten also durchaus steigen, wenn wir uns nicht Sorgen machen müssten um den chinesischen Markt.
Was passiert in Asien?
Momentan fällt China und Hongkong für den deutschen und Schweizer Münzhandel aus. Nicht etwa, weil chinesische Kunden schon keine Münzen mehr bestellen würden, sondern weil zahlreiche Münzhändler nicht mehr in der Lage sind, nach China zu liefern. Die deutsche Post hat den Versand von Paketen und Päckchen nach China eingestellt. Die Schweizer Post ist noch gründlicher: Hier nimmt man nicht einmal mehr Briefe an. Fedex liefert derzeit – am 3. März 2020 – noch. Hier fliegt man mit eigenen Fliegern und ist nicht auf die Fluglinien angewiesen, die aus Rentabilitätsgründen ihre regelmäßigen Flüge nach China eingestellt haben.
Wenn diese wohl eher kurzlebigen Maßnahmen einen Münzhändler schon nerven, ist noch bedenklicher, was geschieht, wenn die Folgen der langen Betriebsschließungen in China dessen wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. Während in anderen Ländern Unternehmen selbst entscheiden (können), wie sie wirtschaftlich verträglich ihre Mitarbeiter schützen, legt in China der Staat die Regeln fest. Und die chinesische Regierung hat zur Zeit andere Prioritäten als den finanziellen Gewinn ihrer Bürger. Es dürfte also über die nächsten Monate das Einkommen chinesischer Münzkäufer drastisch sinken und diese heute so aktive Käufergruppe erst einmal in den Hintergrund treten.
Erinnern wir uns an den Verfall des Rubels in den Jahren 2013 und 2014. Er entzog dem russischen Sammler die Mittel, Münzen zu kaufen. Auch wenn besonders seltene Stücke immer noch Rekordpreise erzielen, im Bereich der Massenware haben sich die Preise für russische Münzen nie mehr erholt.
Für chinesische Münzen steht eine ähnliche Entwicklung zu erwarten. Wir wissen nicht, wie es im Hochpreisbereich sein wird. Die Massenware aber wird auf jeden Fall schwerer verkäuflich. In China wird die Entwicklung nämlich noch dadurch verschärft, dass Münzen und Banknoten nicht nur als Sammelobjekte, sondern zu einem großen Teil als Geschenke gekauft werden. Und wo wird bei einem Rückgang des Einkommens schneller gespart als in diesem Bereich?
Betroffen ist durch die Krise übrigens nicht nur China, sondern auch Japan, traditionell ein sehr wichtiger Markt für den europäischen und amerikanischen Münzhandel, wenn es um hochpreisige Objekte geht.
Eine Beschleunigung hin zum digitalen Münzenmarkt
Erschütternd ist vor allem, wie anfällig die Münzbörsen in Zeiten von Corona sind. Zahlreiche Münzbörsen vor allem in Asien wurden mitsamt den gleichzeitig stattfindenden Auktionen verlegt.
Während die Münzbörse als Treffpunkt zwischen Münzhändlern immer noch von existentieller Bedeutung und nicht wegzudenken ist, wird sie als Markt, auf dem sich Händler und Kunde begegnen, immer mehr durch das Internet ersetzt. Corona fördert also die Digitalisierung des Münzhandels und damit eine Entwicklung, gegen die sich alle, die am traditionellen Münzenmarkt hängen, vehement zur Wehr setzen. Aus dem von Börse zu Börse reisenden Münzhändler, zu dessen Berufsbild es gehörte, mit Menschen umgehen zu können, wird ein einsamer Internet-Freak, der in seinem Stübchen bleibt und für den der Computer das wichtigste Arbeitswerkzeug ist.
Wie sehen Sie das?
Jede Einschätzung hängt von dem Autor und seiner Umgebung ab. Auch dieser kleine Bericht. Und natürlich sind wir uns nur zu bewusst, dass man in anderen Ländern zu ganz anderen Einschätzungen kommen kann. Wir würden gerne von Ihnen hören, was Sie denken. Wird der Corona-Virus Einfluss haben auf den Münzhandel? Und wenn ja, welchen?
Wir veröffentlichen an dieser Stelle gerne auch Ihre Einschätzungen.