Der Traum vieler Hausbesitzer: Bei Renovierungsarbeiten in seinem alten Haus stößt man auf einen Schatz. Für ein Paar wurde das im Sommer 2019 wahr. Ihr Haus steht im ostenglischen Ellerby und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Am 13. Juli 2019 widmeten sie sich ihrem Küchenboden, als sie darunter ein Keramikgemäß in der Größe einer Cola-Dose entdeckten. Darin fanden sie keinen historischen Softdrink, sondern 266 Goldmünzen. Es ist einer der größten Goldmünzfunde aus dem 18. Jahrhundert in England.
Der Numismatiker Gregory Edmund des Londoner Auktionshauses Spink erinnert sich genau, wie er das Pärchen in einem Hotel traf und sie Dutzende Münzen aus ihrem Beutel vor ihm ausbreiteten. Edmund war sprachlos. Die Finder hatten die Münzen noch nicht einmal gemeldet. Zunächst untersuchte das Team von Spink die Münzen, dann kontaktierte man mit dem Ergebnis die zuständigen Find Liaison Officers des Portable Antiquities Schemes. Zunächst schien alles klar: ein offizieller Schatz, immerhin bestand er aus Goldmünzen.
Was macht die Münzen des Ellerby Hoards so wertvoll?
Tatsächlich waren die meisten Münzen zwar älter als 300 Jahre und hätten somit sogleich zum Schatz erklärt werden können. Allerdings wurde diese erste Einschätzung bald widerrufen, denn für die rechtliche Bestimmung kommt es nicht auf das Alter einzelner Münzen an, sondern auf das des Schatzes. Und das Alter wurde auf „nur“ 292 Jahre festgesetzt. Lediglich eine brasilianische Münze ging an das British Museum, für alle anderen wurde der Status als Schatz widerrufen. Am 7. Oktober 2022 bot Spink die Münzen in einer Auktion an. Bei einer Gesamtschätzung von £204.770 erzielte der Schatz £754.320! Das ist besonders beachtenswert, weil die allermeisten Münzen in keinem besonders guten Zustand waren. Man sieht ihnen an, dass sie lange Zeit gebraucht wurden. Was also machte sie so wertvoll? Gregory Edmund hat eine Theorie: „Die Münzen waren in einem gewissen Sinn vielleicht sehr gewöhnlich, aber die Story war außergewöhnlich und die hat dieses unglaubliche Ergebnis zustandegebracht … diese völlig unwahrscheinliche und kaum zu glaubende Geschichte macht die Münzen heute so wertvoll.“
Von wann stammt der Ellerby Hoard?
Doch was wissen wir von diesem Schatz? Hier wird die Geschichte erst recht mysteriös. Die Münzen stammen aus dem Zeitraum von 1610 bis 1727. Sicher ist, dass das Haus damals Joseph Fernley und Sarah Maisters gehörten. Joseph hatte 1694 in die Familie Maisters eingeheiratet, eine einflussreiche Kaufmannsdynastie, die seit Generationen dem Parlament angehörten. 1725 starb Joseph, Sarah lebte noch bis 1745 in der Gegend von Ellerby. Dann starb diese Linie der Familie aus, das Wissen um die verborgenen Münzen ging wohl mit ihr verloren.
Für heutige Numismatiker ist der Fund tatsächlich ein Schatz. Es finden sich darin bislang unbekannte Fehlprägungen (z.B. ein Guinea mit falsch geschriebem Namen von Karl II.) und seltene Ausgaben (z.B. eine schottische 6-Pfund-Münze aus dem frühen 17. Jahrhundert).
Wer hat den Ellerby Hoard versteckt?
Die erste Frage, die sich bei solchen Schatzfunden aufdrängt, ist immer die nach dem Besitzer. Wer hat den Schatz wann versteckt und warum? Meist gibt es darauf leider keine eindeutigen Antworten.
Im Fall Ellerby können wir davon ausgehen, dass Sarah Maisters die Münzen verborgen hat. Aber warum? Als Angehörige einer politisch gut informierten Familie, fürchtete sie möglicherweise einen Krieg mit Frankreich und eine Invasion der Feinde. Eine andere Vermutung lautet: Sie misstraute der neu gegründeten Bank of England und dem damals weit verbreiteten Papiergeld – immerhin platzte 1720 die Südseeblase und mit ihm das Vertrauen in Aktien. Viele der Münzen stammen noch aus der Zeit des Bürgerkriegs und handgehämmerte Münzen waren ebenso enthalten wie maschinengeprägte.
Während die Goldmünzen nun in der Spink-Auktion verkauft wurden, hat das glückliche Finderpaar ein Erinnerungsstück für sich behalten: den Becher, in dem der Schatz aufbewahrt war. Er stammte wohl aus der Zeit von Queen Anne und jemand hatte ihn vermutlich in einem Pub mitgehen lassen – vielleicht schon damals als Erinnerungsstück.
Auf der Seite von Spink finden Sie noch den kompletten Onlinekatalog mit den Ergebnissen.
Auf der PAS-Seite ist der Ellerby Hoard gelistet.