Das Grazer Kindermuseum zeigt im Ausstellungsjahr 2019/20 eine neue Ausstellung in Kooperation mit der Steiermärkischen Sparkasse. Die neue Ausstellung „Was kost’ die Welt?“, die sich an Kinder ab 8 Jahren richtet, beschäftigt sich mit dem Thema Geld, seiner Geschichte, seiner Funktion als allgemeines Tauschmittel, seiner Herstellung und Verteilung. Kinder kommen schon sehr früh mit Geld in Berührung. Viele bekommen bereits von Großeltern oder anderen Verwandten Geldgeschenke. Die meisten Schulkinder erhalten Taschengeld, haben somit bereits Erfahrung im Umgang mit kleineren Geldmengen. Kinder sollten daher schon früh mit den Grundbegriffen des Geld- und Finanzwesens in Berührung kommen, um sie für den verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren.
Der österreichische Lehrplan schreibt fest, Kinder in ihrer Urteils- und Kritikfähigkeit, Entscheidungs- und Handlungskompetenz zu fördern. Diese Fähigkeiten sind im Leben (nicht nur im Geldleben) von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen von Bedeutung und können im Rahmen der Ausstellung unterstützt werden.
Thematische Schwerpunkte
In der Nationalbank erfahren die Kinder, wo das Geld gedruckt wird und lernen wie man echte von falschen Euro-Scheinen unterscheidet. Im „Hochsicherheitstrakt“ werden „Spielgeld“-Scheine in mehreren Druckvorgängen gedruckt und mit Sicherheitsmerkmalen versehen.
Im Museum erfahren Kinder Interessantes über den Tauschhandel und über Geld in früheren Zeiten. Sie können selber nach Gold schürfen oder beim Quartettspiel in die Rolle eines Münzensammlers oder einer Münzensammlerin schlüpfen.
In der Bank wird Geld durch Sparen und Zinsen vermehrt, Kinder können aber auch einen Teil ihres Geldes in Aktien anlegen. Dabei erfahren sie, dass das Spekulieren an der Börse nicht immer zu Gewinnen führt, sondern ein Risiko birgt. In der Bank kann ausprobiert werden, wie blinde Menschen die verschiedenen Euro-Münzen erkennen. Im Rollenspiel arbeiten die Kinder als BankbeamtInnen oder erfahren, was ein Kredit ist.
Das kritische Konsumverhalten wird im Geschäft erprobt: warum kosten manche Waren mehr als andere? Was sagen uns Gütesiegel über die Qualität und Herkunft von Produkten? Im Geschäft können Kinder mit ihrem erarbeiteten Geld selber entscheiden, welche Waren sie einkaufen möchten. Dabei erfahren sie auch, wie sich zum Beispiel der Preis eines Turnschuhes zusammensetzt und wer alles daran verdient.
Dass man lernen muss, mit einem gewissen Geldbetrag auszukommen, erfahren die BesucherInnen im Ausstellungsbereich, der sich mit dem Budget beschäftigt. Wer einkaufen möchte, muss lernen zu planen, besonders wenn es um größere Anschaffungen geht. Die Kinder erfahren, dass sich manche Bedürfnisse und Wünsche nicht sofort erfüllen lassen, sondern das Geld dafür angespart werden muss. Das gilt für Kinder und ihr Taschengeld genauso wie für Erwachsene und ihr Einkommen: Was geht sich alles um einen monatlichen Fixbetrag aus? Gibt man lieber Geld fürs Wohnen, Autos oder Freizeit aus? Es wird schnell klar, dass die Wünsche meist größer sind als der zur Verfügung stehende Betrag.
Welche Berufsgruppen verdienen viel Geld? Worauf müssen diese Menschen aber häufig verzichten (Freizeit, Zeit für die Familie, …)? Kinder können sich darüber Gedanken machen und diese in Form von Kurzvideos aufnehmen.
Die Ausstellung thematisiert aber auch, dass es wichtige Dinge im Leben gibt, die man sich mit Geld nicht kaufen kann: Freundschaft, Zuneigung, gute Laune … denn Geld ist nicht alles!
Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung „Was kost’ die Welt“ ist der Bereich „Arm und Reich“. Die meisten Schulkinder wissen, dass es auch in Österreich arme Menschen gibt – so begegnen viele Grazer Kinder Menschen auf ihrem Schulweg, die für ihr tägliches Brot betteln müssen.
Warum Menschen in Not geraten können, erfahren die BesucherInnen in der Ausstellung und haben die Möglichkeit, einen Teil ihres erarbeiteten Geldes für ein konkretes Projekt zu spenden. In Zusammenarbeit mit IKEA Graz und der Caritas wird nach Abschluss der Ausstellung eine in Not geratene Familie ausgewählt und das gespendete Geld in Form von IKEA-Sachleistungen an die ausgewählte Familie weitergegeben. Kinder sehen also in der Ausstellung, wie sie mit ihrer Spende anderen Menschen helfen können.
Und was bedeutet Armut für Kinder? Hörgeschichten mit Interviews lassen Kinder selbst zu Wort kommen.
Zu großen Zahlen und Beträgen gibt es im Millionenstudio anschauliche und lustige Vergleiche. Wer hat sich schon überlegt, dass man 23 Tage nonstop zählen müsste, bis eine Million erreicht ist, oder wie hoch der Münzenturm ist, wenn man eine Million Cent übereinander stapelt?
Hat man dann Millionen auf seinem Konto, könnte man sich dafür ein bisschen Luxus gönnen. Doch was bedeutet Luxus für Kinder?
Vermittlungsziele
Die Ausstellung „Was kost‘ die Welt?“ soll …
- ermöglichen, sich historisches Wissen über das Thema Geld anzueignen.
- einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld vermitteln (moralische Prägung).
- vermitteln, dass Menschen unterschiedlich viel Geld haben (abhängig vom Verdienst, sozialen Umfeld, …).
- vermitteln, dass man sich mit Geld viel kaufen kann, aber nicht alles.
- die Abstraktheit von Geld sichtbar machen.
- den Wertbegriff erläutern.
- verdeutlichen, dass Leben Geld kostet und zeigen, wofür wie viel Geld ausgegeben wird.
- deutlich machen, dass Geld allein nicht glücklich macht.
- vermitteln, dass Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und Geld diese Bedürfnisse manchmal erfüllen kann.
- aufzeigen, dass Spenden anderen Menschen helfen können.
- verdeutlichen, dass Lebensqualität Geld kosten kann, aber nicht muss.
- darlegen, dass es manchmal unumgänglich ist, Geld zu haben.
- zeigen, dass in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Geldmittel (Währungen) eingesetzt werden.
- Berufe rund ums Geld bekannt machen.
- vermitteln, dass Geld ein Tauschmittel, ein Werterhaltungsmittel und ein Rechenmittel ist.
- deutlich machen, dass Geld und Arbeit zusammenhängen.
- zeigen, dass man nur so viel Geld ausgeben kann, wie man auch besitzt.
- vermitteln, dass ein guter Umgang mit Geld bedeutet, den Überblick zu behalten, Ziele zu verfolgen und schlussendlich Entscheidungen zu treffen.
Specials der Ausstellung – Die Sparkarte…
- erlaubt es den Kindern, sich während der Dauer ihres Ausstellungsbesuchs mit dem Budgetieren auseinander zu setzen, indem sie laufend Überblick über das Geld, das sie verdienen und ausgeben, haben.
- visualisiert den Kontostand mit Hilfe von Münzen und Scheinen.
- informiert darüber, wie viel Geld bei einer Station verdient werden kann.
- dokumentiert das Antwortverhalten bei den Quizstationen. Bei korrekter Beantwortung der Fragen wird Geld auf die Karte geladen.
- zeigt nach jeder Aktion den aktuellen Kontostand an.
Die Abstraktheit des Geldes wird durch die visuellen Kombinationen von Zahlenwerten und Münzabbildungen entschärft. Am Beginn des Ausstellungsbesuchs erhalten die Kinder die Sparkarte mit einem Startguthaben von 10 EURO. Es ist nicht möglich ins Minus zu kommen.
Specials der Ausstellung – Der Kontoauszug…
Anhand des Kontoauszugs reflektieren Kinder ihren Besuch in der Ausstellung. Mit dem Kontoauszug wird sichtbar, wie viel Geld sie verdient haben.
Der Kontoauszug…
- wird am Ende des Ausstellungsbesuchs gedruckt.
- zeigt eine Auflistung der Ausstellungsbereiche, die besucht wurden.
- verdeutlicht, welcher Betrag verdient wurde.
- visualisiert die einfachste Form eines Kontos.
- addiert Startgeld und Einnahmen und subtrahiert Ausgaben.
Ausstellungsgestaltung
„Was kost’ die Welt?“ präsentiert sich als Stadtlandschaft, wo Geld in all seinen Facetten thematisiert wird. Um das Phänomen Geld greifbar zu machen, wurde von einer comichaften Darstellungsweise ausgegangen: Die reale Präsenz des Geldes im Alltag wird überzeichnet, seine virtuelle Omnipräsenz im Bildhaften verankert. Die Ausstellungsgestaltung bietet eine glänzende, fantasievolle und ästhetische Spielumgebung.
Eine ca. 100m lange Stadtsilhouette mit metallischer Oberfläche gliedert den Ausstellungsraum in einen Außen- und Innenraum: Im Außen-/Straßenraum befinden sich – neben Litfaßsäulen und Schildern – Stationen wie „Arm und Reich“, „Budget“, „Millionenstudio“ oder „Geld ist nicht alles“. Die Innenräume sind farblich und atmosphärisch akzentuiert und beherbergen das Museum, die Bank, die Nationalbank, das Geschäft und die Station Luxus. Die Stadtsilhouette ist auch Informationsträger der Ausstellung: Vitrinen, Infotafeln und Bildschirme sind in sie integriert bzw. auf ihr angebracht.
Mehr Informationen zu der Ausstellung gibt es auf der Webseite des Kindermuseum Frida & freD.
Bis Februar 2020 ist die Ausstellung noch in Graz zu sehen, danach wandert sie weiter. Interessierte können hier mehr Informationen über die Leihbedingungen erhalten und hier können Sie Informationsmaterial als PDF runterladen.
Frida und Fred hat übrigens einen eigenen Youtube-Kanal.
Auch das Berliner Kindermuseum ZOOM veranstaltete 2010 eine Ausstellung über „Moneten, Kies und Kröten“ speziell für Kinder.
Wenn Sie wissen wollen, wie der Bildungsstand von Kindern und Jugendlichen in finanziellen Angelegenheiten ist, lesen Sie unseren Bericht.