10. Dezember 2015 – In der anstehenden Auktion SW1017 Aktien und Wertpapiere aus aller Welt bietet das Auktionshaus Spink am 16. Dezember 2015 in Lugano eine Aktie der AG zur Goldwäsche a.d. Edder an. Dieses Dokument erzählt anschaulich die Geschichte der Goldgewinnung aus hessischen Flüssen im 19. Jahrhundert.
Hessisch-Waldeckische Compagnie zur Gewinnung des Goldes aus dem Edder-Flussgebiete. Los: 50 Actie 100 Thaler preussisch Courant. Cassel 1.5.1832. #664. Gründeraktie. Vor mehr als 10 Jahren im Erbe einer süddeutschen Adelsfamilie gefunden. Schätzpreis: 12.000-16.000 CHF.
Wilhelm Ludwig von Eschwege (1777-1855) war zwischen 1803 und 1830 für den König von Portugal auf verschiedenen Posten im Montanwesen tätig. 1809 folgte er diesem ins Exil nach Brasilien. Nach der Revolution von 1830 kehrte er für eine Zeit nach Hessen zurück, 1834 beauftragte ihn Ferdinand II. von Portugal mit dem Bau des berühmten Schloss Palácio Nacional da Pena Sintra.
Die Eder und ihre Nebenflüsse. Quelle: Lencer / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en.
Während seines Aufenthaltes in Hessen beschloss Wilhelm Ludwig Freiherr von Eschwege, das goldführende Flussgebiet der Eder (damals noch „Edder“ geschrieben) auszubeuten. Zu diesem Zweck gründete er am 1. Mai 1832 die „Hessisch-Waldeckische Compagnie zur Gewinnung des Goldes aus dem Edder-Flussgebiete“ mit einem vorgesehenen Kapital von 400.000 Talern. Es stellte damit das damals größte Unternehmen der Goldwäscherei in Mitteleuropa dar. Gezeichnet wurden rund 1.500 Aktien zu 100 Talern, auf die jährlich maximal 5 Taler Einzahlung erfolgen sollte.
Als Aktionäre beteiligten sich der Fürst von Waldeck und der Kurprinz-Mitregent von Hessen als „höchste Protektoren“, viele Mitglieder des Hofes, hessische und waldecksche Adelige sowie angesehene Bürger der Region.
Die Aktien zeigen links das Wappen von Kurhessen und rechts von Waldeck. Im Bildfeld sind Arbeiter beim Goldwaschen zu sehen. Auf den Aktien stehen außerdem die Originalunterschriften der Verwaltungsratsmitglieder Wilhelm Ludwig Eschwege (2. v.l.), Carl Anton Henschel (3. v.l.), Lange (Wasserbaumeister, 4. v.l.), Schomburg (Bürgermeister von Kassel, 5. v.l.) und Staatsminister von Trott (6. v.l.).
Nach erfolglosen ersten Waschversuchen im Jahr 1832, wurde ein Jahr später ein riesiger mit über 60 Mann belegter maschineller Betrieb mit Pumpen zur Entwässerung von Gruben eingerichtet. Für deren Konstruktion gewann man den Oberbergrath und Verwaltungsrat der Gesellschaft, Carl Anton Henschel (1780-1861) aus Kassel. Henschel stammte aus einer alten Glockengießerfamilie in Kassel. 1817 war er in die von seinem Vater und seinem jüngeren Bruder geführte Firma Henschel & Sohn eingetreten, hatte jedoch auch seine Anstellung im Bauwesen für den hessischen Kurfürsten beibehalten.
Da Edergold, entgegen den Erwartungen der Initianten, meist nicht als Klumpen, sondern nur in Form von fein verteilten Flittern auftritt, stellte sich der erhoffte hohe Ertrag nicht ein. Aus insgesamt 2.500 Kubikmetern ausgewaschenem Sand wurden nur rund 330 g Waschgold gewonnen.
Eine der von der Gesellschaft hergestellten Goldmünzen.
Daraus ließ der Verwaltungsrat 127 Münzen prägen, die Aktionären zum Preis von einem Taler angeboten wurden. Die Gesellschaft ging im Mai 1835 in Liquidation.
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Die vorgestellte Aktie finden Sie hier.