von Shanna Schmidt
übersetzt von Christina Schlögl
13. Oktober 2016 – Ich verstehe, dass es Beschränkungen geben muss. Der Erhalt von archäologischen Fundorten ist extrem wichtig für Münzsammler. Der wichtigste Streitpunkt ist, dass die meisten Leute, die mit Sammeln oder Handeln zu tun haben, argumentieren, dass Münzen nicht als wertvolle Kulturgüter klassifiziert werden können. Meistens sind die Regierungen der Länder, aus denen die Münzen stammen, an der Mehrheit der Münzen gar nicht interessiert. Ja, es gibt Einzelstücke, die in die Kategorie Kulturerbe fallen, aber das ist mehr die Ausnahme als die Regel. Die große Mehrheit der Münzen jedoch sind allgegenwärtige Objekte und werden darüber hinaus typischerweise nicht zusammen mit anderen Objekten gefunden, sondern von anderen Objekten unabhängig in umfangreichen Hortfunden. Darüber hinaus ist es das Wichtigste bei Hortfunden, dass diese ordentlich katalogisiert werden. Nur dann kann wissenschaftliche Erkenntnis erwachsen und Geschichte neu geschrieben werden kann. Dies bedeutet, dass eine Kooperation zwischen Regierung, Handel, Museen und letztendlich Sammlern bestehen muss. Sammeln ist ein Teil menschlicher Natur und zu glauben, dass Menschen aufhören werden, weltweit zu sammeln, weil ihnen eine Regierung sagt, sie dürfen nicht, deckt sich nicht mit wirklichem Verhalten.
Nichtsdestotrotz versteht jeder, dass das, was vor zwanzig oder mehr Jahren akzeptabel war, sich verändert hat. Die ethisch vertretbarste Lösung wäre es, das britische Modell des Treasure Acts und des PAS (Portable Antiquities Scheme, also dt. Programm zur Erfassung privat gefundener Altertümer) zu übernehmen. Dieses Modell scheint für alle Beteiligten einen gangbaren Kompromiss darzustellen. Kooperation bedeutet jedoch, als Team zusammen zu arbeiten und genau das ist der Punkt, an dem die Dinge auseinanderlaufen. Das ist zwar bedauernswert, aber ich glaube, dass rationale Leute früher oder später einen Weg finden werden. Es gibt mehrere Wege, dort hinzugelangen, doch zuerst müsste das PAS Modell in allen Herkunftsländern eingeführt werden, was ein schwieriges Unterfangen ist. Danach müsste es noch von jedem aufgegriffen werden. Das wäre jedenfalls für mich der Maßstab.
Eine alternative ethische Lösung ist in den Vereinigten Staaten bereits in Planung. Der US-amerikanische Handel hat damit begonnen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mehrmals getroffen hat um Richtlinien zu etablieren, nach denen sich alle Händler richten könnten. Eine Mitgliedschaft in dieser Gruppe würde ein offizielles Statement bedeuten, sich an diese Richtlinien zu halten, und somit die aktuellen Mandate der CPAC und anderer US-amerikanischer Behörden zu erfüllen. Diese Richtlinien werden zwar bereits jetzt schon von jedem verantwortlichen Händler befolgt, aber nun werden sie formell eingeführt.
Die Richtlinien sind einfach:
1. Seinen Verkäufer kennen
Aufzeichnung und Aufbewahrung von Informationen über Verkäufer, die bezahlten Beträge und was gekauft wurde. Darunter fallen auch die Dokumentation der Kontaktdaten aller Anbieter und das Aufbewahren von Fotos von allen gekauften oder übersandten Münzen mit einem Marktwerkt von etwa 1.000$ oder mehr.
2. Informationen zur Provenienz
Aufbewahrung und Übertragung von Informationen zur Herkunft vor dem letzten Verkauf, falls bekannt. Mitglieder versuchen, Sammler für die Wichtigkeit, Angaben zur Provenienz aufzubewahren, zu sensibilisieren.
3. Datenbanken überprüfen
Obwohl es immer noch ernsthafte praktische Schwierigkeiten dabei gibt, setzen sich Mitglieder für die Entwicklung von Datenbanken ein, die Angaben zur Provenienz von historischen Münzen offenlegen.
4. Echtheit von Münzen
Garantieren Sie dem Käufer die Echtheit aller angebotenen Objekte in Ihrem ureigenen Interesse als verkaufendes Unternehmen.
5. Aufbewahrung von Nachweisen
Mitglieder bewahren die Nachweise von allen Käufen und Verkäufen mindestens sieben Jahre nach dem Transaktionsdatum auf.
6. Garantie eines guten Titels
Mitglieder garantieren, dass bei allen Münzen, die sie verkaufen, der Besitzanspruch geklärt ist, und sie niemals wissentlich mit einem numismatischen Objekt handeln, das aus einer öffentlichen oder privaten Sammlung gestohlen wurde, oder als direktes Produkt von Plünderung vermutet wird.
7. Ordnungsgemäßer Import und Export
Mitglieder halten sich an alle US-amerikanischen Gesetze, die sich auf den Import von Kulturgütern beziehen, so wie sie sich auch an alle Exportgesetze der Länder, in denen sie Geschäfte machen, halten.
Wieso es sinnvoll wäre, einen ethischen Leitfaden einzuführen?
Es ist sinnvoll, weil Sammeln nicht aufhören wird und alle gegenteiligen Behauptungen absurd sind. Ideologische Stimmungsumschwünge sind schwer zu verändern, und so es verständlich, dass sich die beiden Seiten schwer tun, eine Brücke zueinander zu bauen. Letzten Endes müssen wir uns in der Mitte treffen und Lösungen finden. Ursprünglich sollte das MOU den Herkunftsländern Hilfestellung leisten auf ihrem Weg, ihre internen Probleme zu lösen. Leider sind die USA größtenteils alleine in ihrem Handeln und MOUs dadurch einseitig und nicht effektiv genug.
Ich denke, wenn wir zurückgehen und betrachten, wie alle Museen ihre Sammlungen aufgebaut haben, wären wir überwältigt von der Tatsache, dass keines davon ohne die Freigebigkeit von Sammlern existieren würde. Wir sollten diese Tradition respektieren und einen Weg finden, für ein besseres System zusammen zu arbeiten, anstatt zu streiten und etwas zu ignorieren, das auf vielen Ebenen eine wunderbare Sache sein kann. Geschichte zu bewahren ist das Ziel aller verantwortungsbewussten Sammler.
Mehr Informationen zu Shanna Schmidt finden Sie in unserem Who’s who.