Wie Frauen die Jagd prägten

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Unter dem Titel „Die Jagd ist weiblich. Diana und Aktäon“ zeigt das Jagdmuseum Schloss Stainz erstmals in Österreich eine Sonderausstellung zum Thema „Frauen in der Jagd“ – ergänzt durch einen Gemäldezyklus des steirischen Künstlers Gerald Brettschuh. Seit dem 1. Juli 2020 können Besucherinnen und Besucher das Museum wieder besichtigen.

Die Jagd war und ist nicht das alleinige Betätigungsfeld der Männer. Forscht man in der Geschichte, so war die Jagd sehr wohl auch von Frauen geprägt. Diese Art des Zeitvertreibs war ein Mittel, sich aus den Zwängen des adeligen Gesellschaftslebens zu befreien, man konnte etwa lockerer mit Kleidungsvorschriften umgehen, „Frau“ war dabei. Die historische Entwicklung dieses Themas beginnt aber schon in der Urgeschichte, setzt sich in der Mythologie bei der Jagdgöttin Diana und dem von ihr verwunschenen Aktäon fort und zeigt uns anhand von ausgewählten Persönlichkeiten, wie sich die Jagd entwickelt hat.

Eine kulturhistorische Betrachtung bis zur Gegenwart rückt die weibliche Seite der Jagd in den Fokus: Frauen auf der Jagd, bei höfischen Jagdschauspielen wie dem Fuchsprellen, der Reiherbeize oder hoch zu Ross im Damensattel – eine Reitkunst, die Kaiserin Sisi perfekt beherrschte.

Künstlerische Darstellungen und historische Betrachtungen

Zahlreiche Künstler, wie z. B. der Renaissance-Maler Lucas Cranach d. J. (1515–1586) porträtierten Jagdszenen, wo jagende, mit der Armbrust schießende Frauen als Pendant zur männlichen Jagdgesellschaft dargestellt werden. Eine Jagdart, die aufgrund des Spannvorganges dieser lautlosen Waffe allerdings immer in männlicher Begleitung abgehalten wurde. Diese Waffenart und das dafür notwendige Spanngerät aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts sind in „Die Jagd ist weiblich“ ebenso zu besichtigen wie unterschiedliche Reitsättel für Damen bei der Jagd im Seit-Sitz oder die amourösen Darstellungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Postkarten mit augenzwinkernden Texten durch die Lande geschickt wurden. Nicht nur Frauen aus dem Adel war das Thema Jagd ein gesellschaftliches Anliegen. Das Jagdmuseum zeigt in der neuen Sonderausstellung Bilder und Filme über Frauen im 20. Jahrhundert als „Wildschützinnen“, aus Leidenschaft und auch der Not gehorchend –Themen, die den gesellschaftlichen Wandel in der Jagd aufzeigen.

Die heutige Situation

In der Steiermark sind derzeit ca. 10 % aller Jagdkartenbesitzer/innen Frauen, Tendenz steigend. Der Anteil von Frauen in den Vorbereitungskursen für die Jagdprüfung liegt bereits bei 30% und insgesamt gibt es von Jahr zu Jahr mehr Jägerinnen. Steht diese Entwicklung für einen Erfolg der Frauenemanzipation, wenn sie ein derart männlich dominiertes Terrain erobern? Ordnen sie sich dabei dem männlichen Habitus unter und versuchen sie zu zeigen, dass sie ebenso gut sind wie Männer? Oder bringen sie eigene weibliche Qualitäten mit und bereichern die Jagd mit diesen Facetten? Die Schau geht auch der Frage nach, ob und inwiefern Männer und Frauen aus verschiedenen Motiven der Jagd nachgehen oder ob es keinen Unterschied gibt.

Das weibliche Wild

Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich dem in der Jagd oft vernachlässigten Thema des weiblichen Wildes, dem in Bezug auf Fortpflanzung, Elterninvestment, Partnerwahl und Jungenaufzuchtviel zu wenig Beachtung zukommt. Fast alle Weibchen, aber längst nicht alle Männchen pflanzen sich fort – nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil sie von der Fortpflanzung abgehalten werden. Die sexuellen Strategien im Tierreich sind vielfältig, aber meist sind es die Weibchen, die quer durch alle Arten ihren Partner auswählen. Sie haben keinen Selektionsdruck, besonders attraktiv zu sein. Um es noch genauer zu definieren: Die Weibchen sind die Hüterinnen des „Fortpflanzungspotenzials“. Gerade diese Thematik wird in der Schau anhand verschiedenster Tierarten erklärt. Ob Auerwild, Steinmarder, Hirsch, Reh oder Schwarzwild, unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien prägen unsere Wildtiere. Aktuelle Entwicklungen und Diskussionen abseits von Hochsitz und Wildtierlebensräumen runden das Thema ab.

Gerald Brettschuh, „Diana und Aktaeon“, Reproduktion: Croce & Wir.

Umrahmt wird diese Sonderausstellung vom Zyklus Diana und Aktäon des steirischen Künstlers Gerald Brettschuh. In seinen monumentalen Gemälden des Zyklus Diana und Aktäon zeigt Gerald Brettschuh den Spannungsbogen zwischen weiblicher Macht und Verletzlichkeit durch den Frevel des Jägers.

 

Mehr erfahren Sie auf der Website des Jagdmuseums Schloss Stainz.

Vor allem im Barock war die Jagd ein zentrales Thema auf Münzen – Fürsten ließen sich nur zu gern in diesem Kontext porträtieren. Warum das so war? Das erfahren Sie in diesem Artikel.