von Björn Schöpe
5. Februar 2015 – Was am Dienstag, dem 27. Januar 2015, mitten in San Francisco passierte, erinnert an den Wilden Westen: Gegen halb 3 in der Nacht rast ein großer Wagen durch die gläserne Drehtür des beliebten Wells Fargo History Museum. Vermummte Männer springen in den Innenraum des Firmenmuseums, einer hält mit einer Waffe den herbeigeeilten Wachmann in Schach.
Der Überfall spielte sich direkt vor dem Prunkstück der Ausstellung ab, einer historischen Postkutsche der Firma Wells Fargo aus den 1860ern. Foto: © BrokenSphere / Wikimedia Commons / http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0
Die Räuber sind wie die Banditen im Wilden Westen an kleineren Objekten interessiert als an der historischen Postkutsche und schnappen sich Goldnuggets aus der Zeit des großen Goldrauschs im Gewicht von etwa 10 Unzen. Dann flüchten sie in einem anderen Wagen. Der Wachmann wurde nicht verletzt, keine weiteren Ausstellungsobjekte beschädigt, die Betroffenheit aber ist groß.
Besonders traurig stimmt es, dass der Überfall nicht etwa einer der zahlreichen Bankfilialen des Finanzdienstleisters gegolten hat, sondern einem Museum. Der Ort versammelt historische Zeugnisse und wurde dort eingerichtet, wo Wells Fargo 1852 seine erste Filiale eröffnete.
Robert Chandler, der ehemalige Historiker von Wells Fargo, gesteht, dass er zunächst Schlimmeres befürchtet hatte. Seine erste Sorge galt der wertvollen Postkutsche, dem noch funktionstüchtigen Telegrafen und einer Goldwaage. Die Nuggets haben auf dem Sammlermarkt zwar einen Wert, der weit über ihrem Edelmetallwert liegt. Ob sie sich aber in den Handel bringen lassen, darf bezweifelt werden. Die Münzhändler in den USA sind wachsam, wie der Experte Don Kagin versichert. Eher werden die Täter das Gold wohl einschmelzen, um die Herkunft zu verschleiern, und zum aktuellen Edelmetallwert veräußern.
Der Überfall ist der letzte in einer ganzen Reihe von Einbrüchen in der Region, die alle nach demselben Schema verliefen. Die Polizei konnte bislang nie das Diebesgut sichern und auch keine Täter überführen. Aber Wells Fargo hat auch auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung einen Ruf: 1883 brachten die Detektive des Unternehmens den Gentleman-Banditen Black Bart zur Strecke, der jahrelang die Postkutschen des Unternehmens überfallen und seinen Opfern selbstverfasste, skurrile Gedichte vorgetragen hatte. Der Historiker Chandler formulierte seine Position in bester Wild-West-Manier: „Ich habe drei Bemerkungen: Das ist persönlich. Hängt die Hunde. Und Wells Fargo vergisst niemals.“
Über den Vorfall informierte die Tagespresse, so SFGate und …
… NBC Bay Area.
Die US-amerikanische Bundespolizei FBI hat Bilder der Überwachungskameras veröffentlicht, auf der die Täter zu sehen sind.
Viele Informationen und Bilder zur Geschichte der Firma bietet die Seite von Wells Fargo.
Zur Ausstellung in San Francisco informieren Sie sich hier.