Wiedergeburt oder Unsterblichkeit? Münzen schlägt keine Stunde!

Für eine Damenuhr hat man bei Bulgari eine kleinasiatische Tetradrachme verwendet. Foto: Bulgari.
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In Zeiten des iPhones ist eine Armbanduhr schon ein Statement, ähnlich wie ein Vinyl-Hörer gegenüber der Musik streamenden Masse sagt: „Ich kann es mir leisten, meine Musik noch anzufassen.“

Doch schon in den 1960er Jahren fragte sich Nicola Bulgari, der Urenkel des Firmengründers von Bulgari, wie er seine Luxusfabrikate noch exklusiver machen könnte. Sein Ansatz: „Warum nicht etwas Aktuelles schaffen im Zusammenspiel mit etwas Unsterblichem?“ Das Aktuelle musste natürlich eine Uhr sein. Doch was ist unsterblich?

Monete: Antike Münzen schützen die Zeit

Als Antwort stellte Bulgari 1966 seine neue Uhrenserie „Monete“ vor. Der italienische Name ist Programm: Münzen dienen als Deckel, die das Zifferblatt und das darunter liegende sichtbare Präzisionsuhrwerk verschließen. Und damit der Deckel mit dem Innenleben der Bulgari-Schöpfungen mithalten kann, sucht das Unternehmen dafür äußerst seltene antike Gepräge aus.

Seit über 50 Jahren pflegt man bei Bulgari diese Idee mit einem Rhythmus, der der angestrebten Exklusivität keinen Abbruch verleiht. In unregelmäßigen Abständen von mehreren Jahren werden ein oder zwei Unikate angefertigt, so wie zuletzt im Juni 2019 bei der Neuheitenpräsentation auf der italienischen Insel Capri.

Kaiser Constans sorgt für Unsterblichkeit

Die beiden neuen Uhren der Serie Octo Roma Monete sind mit Handaufzug und fliegendem Tourbillon ausgestattet und kommen in Roségold- und Platingehäuse sowie darauf abgestimmtem schwarzem Armband aus Alligatorleder. Also eindeutig kostbar und elegant. Doch die „Unsterblichkeit“ verleihen erst die Deckel. Bei beiden Gehäusen ist eine Silbermünze Kaiser Constans’ eingefasst, die auf Knopfdruck aufspringt. Auf der Außenseite ist jeweils der Kaiser im Porträt zu sehen.

Ein 4-Siliquen-Stück des Constans, das die Eintracht der gemeinsam herrschenden Brüder betont, ist mit einer Octo-Roma-Monete-Uhr in Roségold kombiniert. Fotos: Bulgari.

Den Deckel der Roségold-Variante bildet ein 4 Siliquen-Stück, das innen die drei Söhne Kaiser Constantins auf ihren Thronen zeigt: Constans prominent in der Mitte zwischen seinen beiden älteren Brüdern Konstantin II. und Constantius II. Die drei haben soeben das Reich unter sich aufgeteilt und sitzen noch in völliger Eintracht. Wer in den Genuss kommt, diesen Deckel zu öffnen, der mag daran denken, dass es mit der Eintracht nicht weit her war. Schon nach wenigen Jahren tobte ein Machtkampf, in dem Constans zwar Konstantin II. besiegte, doch von seinem dritten Bruder überlebt wurde.

Die Platinausführung verwendet einen Miliarense, auf dem Constans seine Erfolge gegen die Franken feiert. Foto: Bulgari.

Der wenige Jahre später, in den 340er Jahren geprägte Miliarense der Platin-Ausführung feierte wohl Constans’ Kämpfe gegen die Franken, die er zwangsumsiedelte.

 

 

Die Dame trägt Griechisch

Für Damen hielt man bei Bulgari übrigens eine griechische Münze für passender: Eine Damenuhr an einer Kette mit eingesetzten Diamanten wird mit einem Deckel verschlossen, in den eine Tetradrachme aus dem kleinasiatischen Myrina (Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.) eingelassen ist. Apollos lockenumspielter Kopf ziert die Außenseite, innen steht der Apollo von Grynion in Ganzkörperansicht.

Ein 20 Dollars-Stück des Jahres 1904, wie von Corum Watches benutzt. Aus Auktion Künker 321 (2019), Nr. 6361 

Auch andere Uhrenmarken haben (allerdings moderne) Münzen mit den Schöpfungen ihrer Uhrmacherkunst verbunden. Besonders bekannt ist Corum Watches, deren Münzuhren verschiedene US-amerikanische Präsidenten wie Richard Nixon, Jimmy Carter, Ronald Reagan und Bill Clinton trugen. Und auch aktuell bietet Corum in seiner Heritage-Serie mehrere Stücke an, denen als Zifferblatt ein US Double Eagle dient.

Was kommt als nächstes?

Ähnlich wie bei den traditionell geheimnisumwitterten Apple-Produktpräsentationen darf man auch bei Bulgari gespannt sein, was die nächsten Monete-Uhren für Münzen verwenden. Es gab in der Vergangenheit schon griechische, persische und römische Münzen. Wer die Stücke aussucht und auf dem Markt ankauft ist ebenfalls top secret.

Kein Geheimnis ist hingegen der Verkaufspreis dieser beiden Unikate. Die Unsterblichkeit am Handgelenk hat einen klar bezifferbaren Preis: 530.000 (Roségold) bzw. 550.000 CHF (Platin). Für Liebhaber moderner Münzen sind Corum-Uhren (auch preislich) eine interessante Alternative, diese liegen bei etwas über 20.000 CHF.

 

Exklusivität hat noch einen Preis: Sie finden diese Uhren leider nicht auf der Seite von Bulgari.

Dafür gibt es die Corum Coin Watches direkt im Shop des Herstellers zu kaufen.

Informationen zu den Münzen, die Bulgari verwendet hat, bietet der Interaktive Katalog des Münzkabinetts Berlin. Dort aufgeführt ist sowohl der Miliarense als auch das 4-Siliquen-Stück.

Über die Ursprünge des Miliarense hat Claire Franklin in ihrem Artikel „Geschenke der Kaiser“ geschrieben.