Wilhelm Wickert (1934-2019)

Wilhelm Wickert (1934-2019). Foto: Martina Wickert.
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Wilhelm Wickert wurde am 3. Februar 1934 als älterer von zwei Söhnen einer Bauernfamilie in Torschau geboren, einem donauschwäbischen Dorf in der flachen, fruchtbaren Landschaft der Vojvodina (heute Serbien). Seine Vorfahren waren Ende des 18. Jahrhunderts aus der Pfalz aufgebrochen, um in das nach den Türkenkriegen brachliegende Land zu ziehen und es für die Landwirtschaft zu erschließen. Bis zum 1. Weltkrieg gehörte es zum großen Habsburger Reich; danach zum Königreich Serbien. Neben seiner Muttersprache Deutsch beherrschte Wilhelm Wickert daher auch noch Serbisch und sogar ein wenig Ungarisch.

Ende des 2. Weltkriegs gewannen die Tito Partisanen die Oberhand und für die deutsche Bevölkerung begann ein Leidensweg. Wilhelm Wickert und seine Familie durchliefen mehrere Arbeitslager; er arbeitete u a. als Holzfäller, als Elektriker, im Bergwerk oder aber als Dolmetscher für einen deutschen Tierarzt, der in Kriegsgefangenschaft geraten war. Die letzte Station für Wilhelm Wickert in dem nun neu gegründeten Staat Jugoslawien sollte ein Ziegelofen sein, wo die ganze Familie ab 1948 Arbeit gefunden hatte. Gleich daneben gruben Archäologen der Universität Novi Sad prähistorische Grabstellen der Glockenbecherkultur aus. Mit großem Interesse verfolgte Wilhelm Wickert in seiner Freizeit, wie die Archäologen ans Werk gingen. Sein Interesse für Geschichte war geweckt.

1952 hatte die Familie Wickert genügend Geld zusammengespart, um sich aus der jugoslawischen Staatsbürgerschaft freizukaufen und mit Hilfe eines Bürgen nach Deutschland überzusiedeln. Nach Stationen in Piding und Traunstein gelangte Wilhelm Wickert nach Ulm. Er fand schnell Arbeit als Rohrzieher bei der Firma Wieland. Seine Faszination für Münzen als „Geschichte zum Anfassen“ blühte in diesen ersten Jahren in Deutschland auf und sollte ihn ein Leben lang begleiten.

So kannten und mochten wir Wilhelm Wickert: Immer auf der Jagd nach Münzen. Foto: Martina Wickert.

Aus unbändigem Wissensdurst für das Fachgebiet Numismatik las, sammelte und lernte er zeitlebens alles, was er darüber finden konnte. Sein enormes Fachwissen teilte er dabei stets auch gerne mit Kollegen.

1975 wagte er dann zusammen mit seiner Frau Ruth den Schritt in die Selbständigkeit und gründete ein Ladengeschäft. Es sah es als ein großes Glück an, dass er das Geschäft 20 Jahre später an seinen Sohn Heinrich übergeben konnte, der es bis heute erfolgreich weiterführt. Münzen haben Wilhelm Wickert ein Leben lang nicht losgelassen und so unterstützte er im Ruhestand tatkräftig seinen Sohn und begleitete ihn auf Messen.

Im Herbst 2018 meldete sich eine schweren Erkrankung zurück, die er 15 Jahr zuvor noch besiegen konnte und der er sich erneut tapfer – solange es ihm möglich war – entgegen stemmte. Am 16. August 2019 ist Wilhelm Wickert im Alter von 85 Jahren in Ulm verstorben.

Die MünzenWoche trauert mit Ehefrau Ruth und Wilhelm Wickerts Kindern Martina und Heinrich um einen wunderbaren Menschen, der die Numismatik und das Leben liebte. Er gehörte zu den Menschen, die unser Fach so wunderschön und anders machen.