31. August 2017 – Während sich Geld in der Moderne zunehmend von seiner materiellen Komponente löst und immer wieder Diskussionen um eine generelle Abschaffung des Bargeldes durch die Medien gehen, waren seine Verbindung zum Material (Edelmetall) und die Funktion als Kommunikationsmittel (Mediencharakter) bis in die Neuzeit für den Wert und die Akzeptanz von Zahlungsmitteln im Warenverkehr von entscheidender Bedeutung.
Die Verbindung von Bild- und Schrift- sowie teilweise Zahlinformation ist der materiellen Form des Geldes dabei in nahezu allen Zeiten ihres Gebrauchs in unterschiedlich stark ausgeprägter Form eigen gewesen. Sie diente sowohl der herrschafts-politischen als auch der monetär-ökonomischen und sozio-kulturellen Kommunikation. Der vom 25.-27.09.2017 an der Universität Osnabrück stattfindende und von der Fritz Thyssen Stiftung geförderte Workshop „INschrift-ABschrift-TRUGschrift“ untersucht das wechselseitige Verhältnis von Bild-, Schrift- und Zahlinformationen in Bezug auf die Legitimation, Akzeptanz und Dominanz von Zahlungsmitteln in antiken und vormodernen Gesellschaften. Auch wird ein Blick auf das mediale historische Umfeld der jeweiligen Zahlungsmittel und dessen Beeinflussung bei der Gestaltung des Geldes geworfen werden.
Im Fokus steht dabei die Frage, inwieweit schrift-symbolische Kommunikation im Zusammenhang mit ikonographischen und numerischen Informationen als Mittel einer obrigkeitlich-verordneten und/oder sozial-anerkannten Akzeptanz eigener und Toleranz fremder Geldsorten diente und bewusst gelenkt wurde. Das Zusammenspiel von Materialität und Medialität wird epochenübergreifend von Vertretern verschiedener Fachdisziplinen – u.a. der Wirtschaftsgeschichte, der Kunstgeschichte, der Medienwissenschaften und der Numismatik – untersucht und diskutiert. Auch wird der Betrachtungshorizont neben den reinen Zahlungsmitteln (Münzen und Banknoten) auf andere bildliche und narrative Medien beispielsweise der Kunstgeschichte vergleichend ausgeweitet, um die Entwicklung von materieller Visualität im Zusammenhang mit Geld genauer analysieren zu können. Die Beiträge sind jeweils als Fallstudien der einzelnen Disziplinen angelegt, von deren Erkenntnissen aus die verschiedenen Abstraktionsebenen der ikonographisch-epigraphischen Medialität des Geldes in unterschiedlichen Epochen untersucht und diskutiert werden können.
Programm
Montag, 25.09.2017
Veranstaltungsort: Universitätsbibliothek Osnabrück, Zimeliensaal, Alte Münze 16, Raum 09/114
19:00 Uhr – Öffentlicher Abendvortrag. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Bonn): Bischof Bernward von Hildesheim und sein Umgang mit Bild und Schrift
Dienstag, 26.09.2017
Moderation: Thomas Vogtherr (Osnabrück)
Veranstaltungsort: Universität Osnabrück, European Legal Studies Institute, Süsterstraße 28, Raum 44/E03
9:00 Uhr – Begrüßung und Eröffnung
9:15 Uhr – Sebastian Steinbach (Osnabrück): Schriftbilder und Buchstabenzauber. Dimensionen und Formen monetärer Bild- und Schriftlichkeit am Beispiel europäischer Münzen des Frühmittelalters
10:00 Uhr – Gottfried Gabriel (Jena): Politische Ikonographie des Geldes
10:45-11:15 Uhr – Kaffeepause
11:15 Uhr – Judith Ellenbürger (Hamburg): Bausteine zu einer Medialität des Geldes
12:00 Uhr – Lutz Ilisch (Tübingen): Bild, Motto oder Namensnennung als Alternativen der Personenbezeichnung in der frühen islamischen Münzprägung des 7./8. Jahrhunderts
12:45-14:00 Uhr – Mittagspause
Moderation: Jan Keupp (Münster)
14:00 Uhr – Bernhard Weisser (Berlin): Buchstaben und Bild. Funktionen von Schrift auf antiken griechischen Münzen
14:45 Uhr – Christiane Kunst (Osnabrück): Materialität und Medialität. Zur Akzeptanz römischen Silbers im 3. Jahrhundert
15:30-16:00 Uhr – Kaffeepause
16:00 Uhr – Michael Grünbart (Münster): Reduplizierte Autorität. Das kaiserliche Stempelwesen und der kontrollierte Warenaustausch in Byzanz
16:45 Uhr – Harald Derschka (Konstanz): Zur Ikonografie stauferzeitlicher Brakteaten in Süddeutschland
Mittwoch, 27.09.2017
Moderation: Sebastian Steinbach (Osnabrück)
Veranstaltungsort: Universität Osnabrück, European Legal Studies Institute, Süsterstraße 28, Raum 44/E03
9:00 Uhr – Torsten Hiltmann (Münster): Zwischen Individualität und Autorität. Visuelle Differenzierungsprozesse auf hoch- und spätmittelalterlichen Münzen (12.-15. Jh.)
9:45 Uhr – Philipp R. Rössner (Leipzig): Schlechte Münze, böses Geld? Soziale, ökonomische und kulturelle Spannungsfelder in Marktgesellschaften der Vormoderne (c. 1400-1900)
10:30-11:00 Uhr – Kaffeepause
11:00 Uhr – Hendrik Mäkeler (Uppsala): Inschriften als intrinsische Werte. Wie Papier einen Materialwert erlangt
11:45 Uhr – Ruth Wolff (Florenz): Falscher Text, falsches Bild, falscher Mensch? Zu Problemen der Siegelfälschung im italienischen Mittelalter
12:30 Uhr – Zusammenfassung und Abschlussdiskussion
13:00 Uhr – Ende der Veranstaltung
Anmeldungen bitte spätestens bis zum 15.09.2017 telefonisch oder per Mail.
Der Workshop wird gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.
Veranstalter und Kontakt:
PD Dr. phil. Sebastian Steinbach
Historisches Seminar
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Universität Osnabrück
Kolpingstraße 7
48074 Osnabrück
Tel.: +49 541 969-4260
Fax: +49 541 969-4397
Sie erreichen Sebastian Steinbach per Mail.
Mehr über Sebastian Steinbach erfahren Sie in unserem Who’s who.
Den Flyer der Tagung finden Sie hier.
Die Homepage der Abteilung Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Osnabrück erreichen Sie hier.