von Annika Backe
24. März 2016 – Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) betreibt in Syrien systematisch die Zerstörung antiker Baudenkmäler. Schwer getroffen hat es vor allem die Oasenstadt Palmyra. Dort sprengte der IS 2015 die Tempel von Bel und Baal-Schamin sowie den berühmten Triumphbogen in die Luft und zerstörte damit unwiederbringlich kulturelles Erbe der Menschheit.
Hadrianstor in Palmyra, im Herbst 2015 von Milizen des IS gesprengt. Quelle: Wikicommons.
Als Zeichen gegen den Terror fügen ausländische Institutionen nun mithilfe neuester Technik Zerstörtes wieder zusammen. Zum Einsatz kommt dabei der größte 3D-Drucker der Welt, der sich im chinesischen Shanghai befindet. Er stellt von den auf der Basis Dutzender Fotos erstellten Computermodellen Rekonstruktionen der antiken Gebäude her. Diese Rekonstruktionen werden laut dem Institut für Digitale Archäologie in Oxford ab dem 19. April 2016 auf dem Londoner Trafalgar Square und dem Times Square in New York ausgestellt.
Das Institut für Digitale Archäologie (IDA) ist eine Kooperation zwischen den Universitäten von Harvard und Oxford sowie dem Museum der Zukunft in Dubai. Spezialisiert auf den Einsatz von 3D-Technologie für Konservierungs- und Restaurierungsprojekte, nimmt das IDA in den Krisenregionen des Nahen Ostens mit 3D-Kameras Fotos von bedrohten Monumenten auf.
Was der eine Wissenschaftler begrüßt, sieht der andere kritisch. So sprach sich Frau Prof. Dr. Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), in einem Artikel in der Tageszeitung Die Welt vom 5. Oktober 2015 gegen ein „Disneyland der Archäologie“ aus. Ihrer Meinung geht es jetzt vor allem darum, mit den Kollegen in Syrien zusammenzuarbeiten, Studenten gezielt im Schutz des kulturellen Erbes auszubilden, bilaterale Studien- und Restaurierungsprogramme einzurichten. Auch durch die so vor Ort entstehenden Arbeitsplätze seien derartige Maßnahmen wirksamer und nachhaltiger als jedes 3D-Projekt.
Dass ein nachhaltiges Engagement in und für Syrien angestrebt werden muss, bestreitet sicher niemand. Eine Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern im Nahen Osten schließt ein Projekt wie das nun vorgestellte jedoch nicht aus. Um die breite Öffentlichkeit zu erreichen, ist Anschaulichkeit gefragt. Das Ziel muss schließlich sein, auf allen Ebenen das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass in Syrien unermessliche Kulturschätze der Zerstörungswut des IS zum Opfer fallen – jeden Tag.
Die wesentlichen Informationen für diesen Beitrag entstammen einem Artikel des Committee for Cultural Policy vom 2. Januar 2016.
Hier finden Sie die Website des Instituts für Digitale Archäologie.
Über die Zerstörungen des IS in Syrien berichtete die MünzenWoche hier und hier.
Den ganzen Artikel von Prof. Friederike Fless lesen Sie hier.
In diesem Artikel der MünzenWoche lesen Sie mehr zu Frankreichs Initiative zur Rettung bedrohter syrischer Kunst.
Und wenn Sie bei der virtuellen Rekonstruktion des zerstören Syrien mithelfen möchten, können Sie Fotos einstellen auf #NEWPALMYRA.