18. Juni 2015 – Eine der international bedeutendsten Universalsammlungen von Münzen und Medaillen kehrt mit einer neuen Dauerausstellung an ihren Ursprungsort zurück. Im Georgenbau des Dresdner Residenzschlosses empfängt das Museum seit dem 6. Juni 2015 die Besucherinnen und Besucher mit einer einzigartigen Präsentation. So wie das Grüne Gewölbe oder die Rüstkammer wird künftig auch das Münzkabinett die Gäste in seinen Bann ziehen.
Das Dresdner Albertinum beherbergte das Münzkabinett seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Foto: Vitold Muratov / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Seit dem Ende des 2. Weltkriegs war das Münzkabinett mit einer kleinen Dauerausstellung im Albertinum untergebracht, was dem Umstand geschuldet war, dass dort auch noch mehrere andere Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine Heimstatt in der kriegszerstörten Stadt finden mussten.
Das Münzkabinett zog 2004 wieder aus, bevor das Albertinum grundlegend saniert und mit der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung in ein Haus für die Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart verwandelt wurde. Seit über 10 Jahren also musste sich das Museum auf kleine temporäre Präsentationen beschränken.
Blick in die Ausstellung.
Am 7. Juni 2015 hat nun ein neuer Abschnitt in der großen Geschichte der Sammlung begonnen: Als Schatzkammer inszeniert ist das Münzkabinett eine weitere große Attraktion im Dresdner Residenzschloss. Im zweiten Obergeschoß des Georgenbaus präsentiert die neue Dauerausstellung als eigenständiges Museum mit 3.300 Objekten auf 350 qm in vier Räumen den Universalcharakter der Sammlung. Ein weiterer Raum ist für Sonderausstellungen vorgesehen. Zusätzliche Informationen bietet ein interaktiver Katalog, der es auch ermöglicht, Münzen von Vor-und Rückseite zu betrachten, heranzuzoomen und die Geschichte hinter der Münze zu erfahren.
Blick in die Ausstellung.
Die Neueröffnung markiert einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Vollendung des Dresdner Schlosses als Residenz der Kunst und Wissenschaft. Möglich ist dies durch das kontinuierliche Engagement des Freistaates Sachsen und des Bundes. Zudem wissen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden für die Neueröffnung ihren langjährigen Partner, die Sparkassen-Finanzgruppe, an ihrer Seite.
Lucas Cranach der Ältere, Porträt Georgs des Bärtigen, Herzogs von Sachsen, um 1534.
Die Geschichte des Dresdner Münzkabinetts
Das Münzkabinett geht als eines der ältesten Museen Dresdens auf Herzog Georg den Bärtigen (1500-1539) zurück, der aufgrund der Silberfunde im Erzgebirge zu großem Reichtum gelangte und ebenfalls den Beinamen „Georg der Reiche“ trug. Anfangs war die Sammlung in dem nach ihm benannten Georgenbau, einem Teil des Residenzschlosses, untergebracht. Nun kehrt sie nach langer Zeit wieder dorthin zurück. Über Jahrhunderte hinweg wurde das Münzkabinett von den sächsischen Kurfürsten und Königen durch Ankäufe und Schenkungen erweitert, besonders unter August dem Starken und seinem Sohn August III.
Schon Anfang des 18. Jahrhunderts zählte es zu den berühmtesten seiner Art in Europa. In der Blütezeit des Barock hatte sich der Universalcharakter der Sammlung herausgebildet. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Museum auch zu einem wissenschaftlichen Forschungszentrum in Deutschland. Das Dresdner Münzkabinett gehört neben den Kabinetten in Berlin und München zu den drei großen Universalsammlungen Deutschlands.
Weströmisches Reich, Kaiserin Galla Placidia (421-450), Solidus, Münzstätte Ravenna, Gold, Dm 21,5 mm, 4,41 g. © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jens Dornheim.
Das weite Spektrum des Dresdner Münzkabinetts reicht von der Antike bis zur Gegenwart. Der in nahezu fünf Jahrhunderten gewachsene, circa 300.000 Objekte umfassende Bestand gliedert sich in Münzen aller Länder seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert bis zur Gegenwart, historische und moderne Medaillen, Orden und Ehrenzeichen, Banknoten und historische Wertpapiere, Münz-und Medaillenstempel, Petschafte, Modelle, prämonetäre Zahlungsmittel sowie münztechnische Maschinen und Geräte. Hervorzuheben ist die weltweit größte Sammlung an sächsischen Münzen und Medaillen.
Kurfürstentum Sachsen, Reichstaler 1772, 180,0 x 89,5 mm.
Jede Münze, jede Medaille, jedes historische Wertpapier ist mit einem Stück Welt- und Kulturgeschichte verknüpft und damit wertvoller Zeuge eines historischen Ereignisses. Sei es die Medaille, die anlässlich der Geburt des einzigen legitimen Nachfolgers Augusts des Starken geprägt wurde, seien es Medaillen, die Könige nach dem siegreichen Ende von militärischen Auseinandersetzungen als Prachteditionen in Gold und Silber herausgeben ließen, um sie verdienten Persönlichkeiten zu verleihen. Oder Münzen aus archaischer Zeit, die zum Handel benutzt wurden.
Das neueingerichtete Dresdner Münzkabinett im Georgenbau – Die Räume
Auftaktraum: Bergbau und Münzprägung in Sachsen
Die Wettiner gehörten seit dem Ende des 15. bis zum 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten deutschen Fürstenhäusern. Großen Anteil an dieser Machtposition und der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes hatten die reichen Silbererzvorkommen, deren erste Entdeckung im Freiberger Revier um 1168/1170 erfolgte.
Meißen, Markgraf Konrad von Wettin (1127-1156), Brakteat.
Am Anfang des meißnisch-sächsischen Bergbaus stand Otto der Reiche, der als Markgraf von Meißen einerseits über das Bergregal und somit über die Bodenschätze seines Landes verfügte, andererseits das Münzrecht besaß. Für das von den Bergleuten geförderte Silber bestand eine Abgabepflicht an die Landesherren. Silber war der Rohstoff zur Prägung von Münzen. Nach dem Rückgang der Silberförderung um 1350 ertönte mit der Entdeckung von Silbererzen am Schneeberg 1470 das Große Berggeschrei im oberen Erzgebirge.
Sachsen-Weißenfels, Herzog Johann Adolf I. (1680-1697), 1 1/2 Taler (Klippe) 1685, Silber, Dm 69,7 x 69,9 mm, 43,56 g. © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Katharina Rothe.
Bergstädte wurden gegründet und mehrere Münzstätten zur Ausprägung der großen Silbermengen eingerichtet. Zwischen 1524 und 1870 lieferte der Bergbau, der mit der Einrichtung der Bergakademie Freiberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer wissenschaftlichen Disziplin erhoben wurde, etwa 2716 t Silber. Dieser Reichtum sowie eine solide Münzpolitik ließ Sachsen zu einer tragenden Säule des deutschen Münzwesens werden. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts hielten bergmännische Themen Einzug in die Festkultur am kursächsischen Hof und dienten der dynastischen Demonstration von politischer und ökonomischer Stärke.
Blick in die Ausstellung.
Kabinettraum: Der Kosmos des Geldes
Geld war und ist Tauschmittel und Wertmesser innerhalb eines bestimmten Wirtschaftsgebietes.
Lydia, König Alyattes, 1/3 Stater (Trite), um 600 v.Chr., Mzst. Sardes, Elektron, Dm 13,5 mm.
Münzen sind seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. die bedeutendste Form des Geldes. Für das Gewicht der zumeist runden Metallstücke und ihren Feingehalt bürgt der Staat durch Bild und Aufschrift. Das Recht, Münzen zu prägen und Geld auszugeben, ist ein staatliches Monopol.
Polen, König Sigismund III. Wasa (1587-1632), 100 Dukaten 1621, Münzstätte Bromberg (Bydgoszcz), Gold, Dm 68,8 mm, 348,37 g (die schwerste Goldmünze im Bestand des Münzkabinetts). © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Roger Paul.
Neben der ökonomischen Aufgabe übernehmen Münzen aber auch eine kommunikative Funktion. Als Zahlungsmittel erreichen sie aufgrund ihrer Handlichkeit einen weit gestreuten Empfängerkreis, so dass sie mittels der Kombination von Bild und Schrift für die Verbreitung von Botschaften gerade in vergangenen Zeiten einen wichtigen Beitrag leisteten.
Baktrien, König Eukratides I. (170-145 v.Chr.), Tetradrachme, Silber, Dm 33,3 mm, 16,93 g Vorder- und Rückseite. © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Mirko Schöder.
Münzbilder haben mitunter propagandistischen Charakter, indem sie die für die Prägung Verantwortlichen in ein positives Licht rücken und deren Leistungen herausstellen.
Beiden zentralen Aspekten der Münzen – Geldfunktion und Kommunikationsmittel – trägt die Ausstellung Rechnung. Ausgehend vom universellen Charakter der Sammlung des Dresdner Münzkabinetts – sie verwahrt Münzen aus allen Zeiten und Ländern – wird in chronologischer Abfolge die Münzgeschichte vom Altertum bis zur Gegenwart vor allem im deutschen, aber auch im europäischen und weltweiten Kontext erlebbar. Der Bogen spannt sich über einen Zeitraum von mehr als 2500 Jahren, von der antiken griechischen Drachme bis zum Euro der Gegenwart.
Hans Reinhart d. Ä.: Dreifaltigkeitsmedaille, 1544, Silber, Dm 103,2 mm, © Münzkabinett. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Roger Paul.
Kabinettraum: Medaillen und Orden
Als reliefplastisches Kleinkunstwerk verbreitete sich die Medaille, eine Schöpfung der italienischen Renaissance, zu Beginn der Neuzeit in zahlreichen Ländern Europas. Von dem italienischen Wort „medaglia“ abgeleitet, wird damit ein meist aus Metall bestehendes handliches Erinnerungsstück mit bildlichen Darstellungen und anlassbedingten Aufschriften bezeichnet. Die Medaillenkunst folgt in der Formensprache der Entwicklung der Kunststile in den bildenden Künsten.
Heinrich Paul Groskurt: Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen als König August II. von Polen, Medaille auf die Polnische Thronbefestigung, o. J. (1712-1717), Silber, Dm 80,8 mm. © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Nora Henneck.
Im Verlauf der Jahrhunderte hat es von der Renaissance bis zur Gegenwart in jeder Epoche Blütezeiten und Zentren der Kunstgattung gegeben. Der Anspruch als Medium für fürstliche Repräsentation wird besonders im Barock mit der als „metallene Chronik“ verewigten Regierungsgeschichte der Herrscher sichtbar. Dass die Medaille bis heute eine höchst lebendige und auch der Moderne entsprechende Kunstäußerung geblieben ist, beweisen die Beiträge zeitgenössischer Künstler aus dem In- und Ausland.
Königlich Sächsischer Militär-St.-Heinrichs-Orden (gestiftet 1736), Großkreuz (1807-1815), Gold, Emaille, 110,0 x 72,0 mm. © Münzkabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Nora Henneck.
Die Auswahl der ausgestellten Orden und Verdienstmedaillen zeugt von der Vielfalt und Qualität eines weiteren Sammlungsbereiches des Münzkabinetts.
Blick in die Ausstellung.
Elbsaal: „Rund ums Geld“
Im Elbsaal werden acht verschiedene Themen „Rund ums Geld“ jeweils in einer eigenen Vitrine auf anschauliche Weise präsentiert. Diese Inszenierung soll die ansonsten überwiegend chronologisch orientierte Gestaltungsweise der Exposition aufbrechen.
Festung Landau, Graf Ezéchiel de Mélac, 4 Livres 4 Sous 1702 (Belagerungsmünze aus Tafelsilber), 64,7 x 56,3 mm; 25,52 g.
Behandelt werden interessante Kapitel wie Münze und Material, außergewöhnliche Geldformen oder originelle Münznamen. Unter dem Titel „Vom Taler zum Dollar“ wird der Siegeszug der seit mehr als einem halben Jahrtausend existierenden, weltweit erfolgreichsten Währung veranschaulicht.
Unternehmen Bernhard, in Deutschland hergestellte Fälschung einer britischen 5Pfund-Note 1935 der Bank of England aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, 133,0 x 210,0 mm.
Präsentiert werden außerdem Waagen und Gewichte, Fälschungen, Rechenpfennige und Spielmarken, weiterhin in Brauch und Aberglauben verwendete sowie zu Schmuck verarbeitete Münzen.
Nähere Informationen zum Münzkabinett finden Sie auf der offiziellen Museumsseite.
Welche schwierigen Vorbereitungen es erforderte, die Wirtschaftsminister der G7-Staaten im Münzkabinett willkommen zu heißen, lesen Sie hier.