03-02-2016 – 01-01-1970
Auktion 271
Künker in Berlin: Mehr als eine Viertelmillion Euro für einen Holey Dollar und seinen Dump
Es waren nur 912 Lose, die am 4. Februar 2016 in der Berlin-Auktion von Künker im Rahmen der World Money Fair versteigert wurden, aber diese 912 Lose brachten beeindruckende 6,6 Mio. Euro bei ihrer ursprünglichen Schätzung von 4,8 Mio. Euro.
Nr. 291: DEUTSCHLAND / SACHSEN. Johann Georg I., 1615-1656. 10 Dukaten 1630, Dresden, auf die 100-Jahrfeier der Übergabe der Augsburger Konfession. Geprägt mit den Stempeln des Reichstalers. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 12.500,- Euro. Zuschlag: 44.000,- Euro.
Viele stattliche Ergebnisse wurden erzielt. Doch im Bereich Altdeutschland gab es einen ganz klaren Favoriten: Die knapp 90 Lose aus Sachsen realisierten insgesamt rund eine halbe Million Euro. Und das zum Teil weit über der ursprünglichen Schätzung. So brachte ein Taler Johanns I. o. J. in gutem vorzüglich, geprägt in Zwickau zwischen 1525 und 1532, 19.000 Euro (Schätzung: 10.000 Euro), und ein 10 Dukaten-Stück von 1630 auf die 100-Jahrfeier der Übergabe der Augsburger Konfession wechselte gar mit 44.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 12.500 Euro). Prozentual gesehen den höchsten Sprung – von 8.000 auf 26.000 Euro – machte ein eigentlich unauffälliger, aber fast stempelglänzender Dukat von 1763.
Nr. 401: RDR. Ferdinand I., 1522-1558-1564. Schautaler 1528, Hall, Stempel von Ulrich Ursentaler. Auf die Teilnahme des Erzherzogs am Tiroler Landtag und auf seine Erbhuldigung. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 50.000,- Euro.
Ähnliche Überraschungen gab es auch bei den Münzen des Römisch-Deutschen Reichs. So hatten sicher viele Sammler den Schautaler auf die Huldigung Ferdinands I. durch den Tiroler Landtag von 1528 bewundert, dessen Stempel Ulrich Ursentaler geschnitten hatte. Dass das Stück in der Auktion aber von 20.000 auf 50.000 Euro klettern würde, hatte niemand erwartet. Und dabei war diese Münze noch nicht einmal die teuerste der Abteilung. Das wurde mit 95.000 Euro ein 10 Dukaten-Stück von 1659, geprägt in Wien für Leopold I. und vorzüglich erhalten (Schätzung: 60.000 Euro).
Nr. 499: FRANKREICH. Consulat, 1799-1804. 5 Francs AN 10 (1801/1802) A, Paris. Probe von A. Dupré in Gold. Gadoury 563a. Exemplar der fürstlichen Privatsammlung von Louis II., Fürst von Monaco. Einziges bekanntes Exemplar in Privatbesitz. Fast Stempelglanz. Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 170.000,- Euro.
Die aufregendste Münze in der umfassenden Serie französischer Gepräge war eine Probeprägung zum 5 Francs-Stück aus dem Jahr 1801/02, die eigentlich schon während der Alleinherrschaft Napoleons entstand, aber noch auf die Gestaltung der republikanischen Münzprägung zurückgriff. Die aus dem Besitz von Louis II., Fürst von Monaco, stammende Probe wechselte erst mit 170.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 125.000 Euro).
Nr. 624: UNGARN. Wladislaus II., 1490-1516. Vierfache Reichstalerklippe 1626 CC, Kaschau. Dav. 4716. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 110.000,- Euro.
Eine Fehlprägung des norwegischen 1/4 Speciedaler Christians V. von 1685, bei der aus Versehen zwei Rückseitenstempel verwendet worden waren, erzielte – trotz seiner „nur“ sehr schönen Erhaltung – 13.000 Euro bei einer Taxe von 2.000 Euro. Eine vierfache Reichstalerklippe des Gabriel Bethlen, Fürst von Siebenbürgen von 1613 bis 1629 brachte 110.000 Euro (Schätzung: 100.000 Euro). Und der spanische Cincuentín von 1631 kletterte von 40.000 auf 70.000 Euro.
Nr. 625: AUSTRALIEN / NEW SOUTH WALES. 5 Shilling (Holey Dollar) 1813. Geprägt auf einem 8 Reales-Stück 1777 von Mexiko, Carlos III., 1759-1788, Münzstätte Mexiko City. Sehr selten. Vorzüglich. Gegenstempel: Vorzüglich. Taxe: 25.000,- Euro: Zuschlag: 230.000.- Euro.
Zur Überraschung der Auktion – allerdings nur für diejenigen, die sich nicht mit australischer Münzprägung beschäftigen – wurde ein so genannter Holey Dollar, eine Ikone der Numismatik von Down Under. Dort behalf man sich in Zeiten größter Münzknappheit damit, aus einer Schiffsladung von spanischen 8 Reales-Stücken Kleingeld herzustellen. Man stanzte ein Loch aus und gewann so eine 5 Shilling-Münze, den Holey Dollar, und dazu 15 Pence, Sammlern bekannt als Dump. Mit 25.000 Euro war der bei Künker angebotene Holey Dollar geschätzt, mit 10.000 der Dump. 230.000 brachte ersterer, 44.000 zweiterer, zusammen 274.000 Euro.
Nr. 672: USA / TERRITORIAL GOLD COINAGE OF CALIFORNIA. Wass, Molitor & Co. 50 Dollars, 1855. Fb. 83. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 35.000,- Euro. Zuschlag: 42.000,- Euro.
Weniger überraschend waren die Preise, die für die frühen amerikanischen Goldmünzen erzielt wurden. Das Token von Francis Lovelace, ausgegeben für New York zwischen 1668 und 1673, wurde mit 26.000 Euro zugeschlagen (Schätzung: 10.000 Euro), ein fast vorzüglicher 1/4 Dollar, geprägt 1796 in Philadelphia, mit 38.000 Euro (Schätzung: 15.000 Euro) und eine auf den Goldfeldern Kaliforniens 1855 ausgegebene Privatprägung im Wert von 50 Dollars von Wass, Molitor & Co. mit 42.000 Euro (Schätzung: 35.000 Euro).
Nr. 733: RUSSLAND. Elisabeth, 1741-1761. Rubel 1757, St. Petersburg. Diakov 430. Sehr selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 140.000,- Euro.
Mit rund 150 Nummern russischer Münzen und Medaillen schloss die Berlin-Auktion. Auch wenn die Preise nicht mehr ganz so hoch sein mögen wie vor der russischen Wirtschaftskrise, waren doch viele Ergebnisse durchaus bemerkenswert. Sie zeigen, dass es für gute Qualität immer noch genug Sammler gibt, die sich jetzt über verhältnismäßig niedrige Preise freuen dürfen. Hier die herausragenden Ergebnisse: Elisabeth. Rubel 1757, St. Petersburg, Diakov 430, fast Stempelglanz (75.000 / 140.000 Euro); Katharina II., 2 Kopeken in Kupfer, 178., St. Petersburg, Novodel der Probe, Diakov N1156, vorzüglich (1.000 / 11.000 Euro); Alexander I., Rubel 1807, St. Petersburg, Novodel in Kupfer, Bitkin H70, vorzüglich (35.000 / 65.000 Euro); Nikolaus I., Rubel 1828, St. Petersburg, Bitkin 106, PP (1.000 / 14.000 Euro); Nikolaus I., Goldmedaille 1826 auf die Krönung in Moskau, fast Stempelglanz (25.000 / 110.000 Euro).
Nr. 398: DEUTSCHLAND / KAISERREICH. Silbermedaille 1900 auf den Krieg („Boxeraufstand“) in China. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 600,- Euro. Zuschlag: 2.600,- Euro.
Beschließen wir unseren Nachbericht mit der Silbermedaille von 1900, die an die unrühmliche deutsche Beteiligung beim Kampf gegen die Boxer erinnert: Das mit 600 Euro geschätzte Stück brachte mehr als sein Vierfaches mit 2.600 Euro.
Hier finden Sie alle Ergebnisse der Auktion 271.
Die Frühjahrsauktion von Künker findet vom 14. bis zum 18. März 2016 statt. Die Kataloge können bestellt werden bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail.
Einen Vorbericht zu dieser Auktion finden Sie natürlich bei uns in der MünzenWoche.