Nur zwei ernstzunehmende Bieter soll es im Wettstreit um die Bücherrechte aus der Konkursmasse von F+W Media gegeben haben. Den siegreichen Zuschlag erhielt Penguin Random House, die weltweit größte Verlagsgruppe, deren Mitglieder jährlich für rund 15.000 gedruckte Bücher und mehr als 100.000 e-Books verantwortlich zeichnen.
5,6 Mio. $ für die Rechte an mehr als 2.000 Büchern
Die Verlagsgruppe Penguin Random House, die 2013 entstand und an der der deutsche Medienkonzern Bertelsmann 75 % der Anteile hält, zahlte 5,6 Mio. $ für F+W Books, die Buchabteilung von F+W Media. Sie ist verantwortlich für rund 120 Neuerscheinungen pro Jahr. Außerdem gehört zum Deal ein Portfolio der Rechte an mehr als 2.000 reichhaltig illustrierten Katalogen, darunter der bekannte Standard Catalogue of World Coins. Die neu erworbenen Rechte werden von der Penguin Publishing Group verwertet.
Vor dem Bankrott soll die gesamte Sparte einen jährlichen Umsatz von 22 Mio. $ erbracht haben, 20 % davon im Vereinigten Königreich, den Rest in den Vereinigten Staaten. Ein Großteil davon dürfte auf die beliebten Anleitungen zum kreativen Schreiben zurückgehen, die unter dem Label „Writers Digest“ vermarktet wurden.
350.000 $ für sechs Zeitschriften aus dem Sammlerbereich
Während F+W Books en bloc verkauft wurde, spaltete man die verschiedenen Zeitschriften in thematischen Gruppen. Für den Sammler-Bereich gab es zwei ernsthafte Konkurrenten. Cruz Bay Publishing Inc. überbot die International Gem Society LLC mit 350.000 $. Dafür erhält sie die F+W Collectibles Group mit sechs Zeitschriften-Titeln, zu denen auch die Numismatic News und der Bank Note Reporter gehören. Cruz Bay Publishing ist Teil der Active Interest Media Gruppe, die sich auf Zeitschriften spezialisiert hat, die weniger als 100.000 Leser pro Ausgabe erreichen. Cruz Bay Publishing hatte während der Auktion nicht nur im numismatischen Bereich eingekauft. Sie bot (vergebens) auf Zeitschriften, die sich mit Handarbeiten beschäftigen, und kaufte Titel zum Thema Holzbearbeitung, Gartenbau und Genealogie.
Insgesamt erzielte der Zeitschriften-Bereich 7,75 Mio. $.
Eine dritte Auktion wird sich mit den verschiedenen Communities beschäftigen, die von F+W Media gegründet wurden.
Zweifel bleiben
Das Problem dieser Auktion fasst ein Artikel im Digital Reader folgendermaßen treffend zusammen: „Kennen Sie die Geschichte aus der Bibel, wenn Salomon befiehlt, ein Baby in der Hälfte durchzuschneiden, um den Streit, wer die Mutter war, beizulegen? Springender Punkt der Geschichte ist die Tatsache, dass es keine befriedigende Lösung darstellt, ein Baby durchzuschneiden, aber wer auch immer sich mit dem F+W Bankrott beschäftigt, kümmert sich nicht darum.“
Auch wenn der Digital Reader mehr Sorge hat wegen des Writers Digest, für den eine einzige Redaktion Bücher und Zeitschriften publizierte, online Workshops durchführte und eine erfolgreiche Konferenz organisierte, sieht man im numismatischen Bereich genauso, dass die Bedenken begründet sind. Ein erfahrenes Team von Experten produzierte in ständiger Zusammenarbeit eine Palette von Produkten: Bücher, Zeitschriften, den beliebten Coty-Award, Münzbörsen und vieles mehr. Wie sich das fachliche Niveau der Publikationen verändern wird, wenn diese Zweige aufgeteilt werden, wird spannend zu beobachten sein.
The Digital Reader jedenfalls nennt den Ausverkauf von F+W Media eine Organernte, bei der die Verantwortlichen hoffen, dass noch irgendwer kommen möge, um den Rest des Leichnams zu erwerben, bevor er im Schlachthaus auf die Abfallrutsche geworfen wird.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Um die Summen in ein Verhältnis zu setzen: Im Jahr 2017 investierte F+W Media noch 15 Mio. $ für Restrukturierungsmaßnahmen. Sie waren in einem halben Jahr verpulvert. Für Verkäufe von Spartenpublikationen im Frühjahr 2018 kamen knapp 7 Mio. $ herein. Die Gesamtschulden summieren sich auf 105,2 Mio. $.
Da sind die rund 13,5 Mio. $, die für das Tafelsilber von F+W Media bisher erlöst wurden, eher ein guter Witz. Die Leidtragenden werden die Schuldner sein. Wie viele es sind, weiß keiner so ganz genau. Man schätzt zwischen 1.000 und 5.000. Ihre Liste umfasst weit mehr als 500 Seiten!
Es ist gut, dass Gründer Chet Krause, der vor ziemlich genau drei Jahren starb, dies nicht mehr miterleben muss. Er hatte 1988 eine ESOP gegründet. Krause Publications wurde damit zu einer Aktiengesellschaft, an der die Angestellten Aktien hielten. Allerdings entschied 2002 eine Gruppe der größten Aktienbesitzer, Krause Publications an eine Investorengruppe zu verkaufen.
Zum Bankrott von F+W Media lesen Sie bitte unseren Beitrag vom 21. März 2019.