Das Limesmuseum in Aalen hat eine neue, inhaltlich konzipierte Gestaltung. Sie stammt von den Stuttgarter Szenografen ATELIER BRÜCKNER, entwickelt in engem Austausch mit den Kuratoren des Archäologischen Landemuseums Baden-Württemberg. Am 24. Mai wurde die Eröffnung mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann gefeiert.
Die Ausstellung macht den 164 Kilometer langen Limes-Abschnitt, der im heutigen Baden-Württemberg liegt, für Besucher erlebbar. Sie erhalten zwei Zugänge: Im abgedunkelt inszenierten Erdgeschoss tauchen die Besucher in die Lebenswelt der Römer und Germanen am Limes ein. Im lichtdurchfluteten Obergeschoss geht es um die Erforschung der ehemaligen Grenzlinie und wie sie sich heute präsentiert. Großformatige Illustrationen prägen die unterschiedlichen Raumbilder.
Das 1964 eröffnete Museumsgebäude, saniert durch Egger Kolb Architekten, befindet sich am Standort eines römischen Reiterkastells, das rund fünf Kilometer südlich der antiken Limes-Linie liegt. Es war das größte nördlich der Alpen. Von etwa 160 bis 260 n. Chr. war hier die Ala II Flavia, eine Elitetruppe des römischen Imperiums, stationiert. Die Ausstellung betont den Zusammenhang zum antiken Ort und stellt seine Geschichte vor.
Im Erdgeschoss lernen die Besucher das Leben am Limes kennen. Sie betreten militärische und zivile Lebensbereiche: einen Limes-Wachturm, das Kastelldorf und das Kastell mit Blickbezug zum archäologischen Park, ein Stabsgebäude und eine Reiterkaserne. Die Raumeinheiten sind dicht mit Objekten bestückt und spiegeln so die Fundlage wider. Insgesamt sind im Museum 1500 originale Objekte zu sehen, darunter zahlreiche Alltagsgegenstände wie Kochgefäße aus Keramik, Schlüssel aus Bronze und Eisen sowie Lederschuhe, welche die Zeit überdauert haben. Zu den wertvollsten Exponaten zählen Fragmente von Paraderüstungen, die unter anderem aus Welzheim, Ruit und Aalen stammen. Sie sind in der Lebenswelt ‚Reiterkaserne’ ausgestellt.
Die Lebenswelten ordnen sich um einen dunkel inszenierten Panoramaraum, der das antike Aalen ins Zentrum rückt. Ein detailreiches Zinnfigurendiorama aus dem Jahr 1972 und eine großformatige umlaufende Illustration ergänzen sich. Die Illustration (Burkard Pfeifroth) stellt mit animierten Einspielungen antike Personen vor, welche die Besucher auf dem Rundgang durch das Erdgeschoss begleiten. Sie sind aus antiken Inschriften bekannt. Dem Präfekten Marcus Ulpius Dignus, Herr über 1000 Reitersoldaten, begegnet der Besucher im Stabsgebäude; der Ärztin Claudia Messorina und ihrer Tochter Aurelia im Kastelldorf. Sie stehen als Silhouetten im Raum und erzählen aus ihrem Alltag.
Ein heller, lichtdurchfluteter Tageslichtraum empfängt die Besucher im Obergeschoss. Die umlaufenden Panoramawände zeigen raumhohe, hochformatige Fotografien baulicher Befunde (Fotograf: Günther Bayerl), die der Illustrator Burkard Pfeifroth grafisch ergänzt und mit einer stilisierten Horizontlinie verbindet: Eine zusammenhängende Übersicht der 14 antiken Limes-Orte Baden-Württembergs entsteht. Wichtige Funde sind den Orten zugeordnet. Die Besucher erkunden sie interaktiv an Medienstationen und lernen dabei unterschiedliche Forschungsmethoden kennen.
Beispielsweise geht es beim Ort Öhringen darum, eine antike Inschrift zu lesen und damit den Fundort als Brunnenheiligtum zu deuten, während Rainau-Dalkingen mit den ausgestellten antiken Eichenpfosten der Limes-Palisade dazu einlädt, mehr über die Methode der Dendrochronologie (Baumringdatierung) zu erfahren. Die Medienstation ‚Der Limes in Baden-Württemberg’ ist übergeordnet. Sie bietet ein Geländemodell der Limes-Linie in Baden-Württemberg mit einem interaktiven Blick auf deren ehemalige Funktion als Signalkette und den Forschungsmethoden Luftbild und Laserscan.
Die Forschung zum Limes hat seine Deutung als Grenzwall verändert. Dies zeigt auch die Überschrift ‚Der Limes. Eine Grenze für Rom’ am Eingang der Ausstellung. Hier, am Rande des römischen Reiches, wurden vielfache Handelsbeziehungen und ein offener kultureller Austausch gepflegt. Der Epilog der Ausstellung blickt auf Grenzen und Grenzbauten der Gegenwart wie der jüngeren Vergangenheit, darunter beispielsweise auf die Berliner Mauer: Was bedeuten Grenzen für uns und in unserer Zeit? Tatsache ist, dass uns der Limes als gemeinschaftliches europäisches Kulturgut verbindet. „Der Umgang mit Grenzen ist etwas, das wir gestalten können,“ so Dr. Martin Kemkes, Hauptkurator der Ausstellung (Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg).
Der Limes ist das längste Bodendenkmal in Europa. Seit 2005 zählt der obergermanisch-raetische Limes zum UNESCO-Welterbe. Zusammen mit dem Hadrianswall und dem Antoninuswall in Großbritannien bildet er die transnationale Welterbestätte „Grenzen des römischen Reichs“. Das Limesmuseum Aalen, ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg, ist das zentrale Museum zur Vermittlung des UNESCO-Welterbes im Südwesten Deutschlands.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Limesmuseums.