Gold & Ruhm – Geschenke für die Ewigkeit

Basler Antependium, um 1015/20 (Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge, Inv. Cl. 2350).
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Die Ausstellung des Historischen Museums Basel bildet den Höhepunkt des 1000-Jahr-Münsterjubiläums. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge in Paris, wo sich die Goldene Altartafel aus dem Basler Münsterschatz heute befindet. Die Ausstellung des Historischen Museums Basel findet vom 11. Oktober 2019 bis 19. Januar 2020 im Kunstmuseum Basel statt.

Die Gründung des Basler Münsters

Das Basler Münster wurde am 11. Oktober 1019 in Gegenwart Kaiser Heinrichs II. (1002–1024) geweiht. Dieser Akt schloss einen Prozess ab, der für die Region am Oberrhein prägend werden sollte: der Übergang Basels vom Burgundischen Reich zur Herrschaft des ostfränkisch-deutschen Königs um 1006. Heinrich II. und seine Nachfolger statteten den Basler Bischof mit zahlreichen Rechten und Gütern aus und machten ihn somit zum mächtigsten Fürsten in der Region. In der Folge stieg auch die Stadt am Rheinknie rasch von einer ländlich geprägten Siedlung zur städtischen Metropole auf. Dies zeigt sich bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, etwa im Bau einer Stadtmauer und später in wesentlich reicheren archäologischen Funden. Letztlich liegen in diesen Ereignissen Struktur und Entwicklung der trinationalen Region am Oberrhein begründet. Politisch legten die Ereignisse um 1019 die Grundlagen für die Stadtherrschaft der Bischöfe und den Ausbau ihrer Herrschaft am Oberrhein und im Jura, wovon letztlich auch die Stadt profitierte.

Die Heinrichsgaben

Die wertvollen Geschenke des Kaisers – die sogenannten Heinrichsgaben –bildeten den Grundstein für den Münsterschatz, der über Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten Kirchenschätze der Schweiz heranwuchs. Als Förderer der Stadt blieben Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde auch nach ihrem Tod im Gedächtnis Basels verankert, was durch ihre Heiligsprechung im Jahr 1146 beziehungsweise 1200 noch verstärkt wurde. Ihre wachsende Verehrung in Basel sowie deren politische Bedeutung für die Stadt bilden den Ausklang der spektakulären Ausstellung.

Ensemble des Schatzfunds von Liestal St. Martin (2005), im Vordergrund der durch Faltung entwertete Denar (Archäologie Basel-Land).

Der Schatzfund von Liestal

Münzen, Urkunden und Siegel gehören neben den archäologischen Objekten sowie den überwiegend kirchlichen Kunstwerken und Schriften zu den wenigen zeitgenössischen Überresten aus der Zeit Heinrichs II., die bis heute überdauert haben und wichtige Aussagen über diesen Kaiser und seine Zeit bieten können. So macht ein kleiner Schatzfund aus Liestal deutlich, dass sich der als schwach geltende burgundische König durchaus auch in der nördlichen Peripherie im Umland von Basel Geltung verschaffen konnte.

Basel, Denar König Konrads von Burgund (937–993), um 955 (Archäologie Basel-Land).

2005 wurde bei Ausgrabungen im Chor der Stadtkirche St. Martin in Liestal ein Gemeinschaftsgrab mit drei jungen Männern aufgedeckt. Einer der Männer verstarb eines gewaltsamen Tods und im Grab befand sich auch eine Barschaft in einem Geldbeutel, also ein Ensemble, das dem aktuellen Geldumlauf entnommen worden war. Es handelt sich dabei um 36 Silberdenare, die einen Wert von drei (Zähl-) Schillingen repräsentierten und möglicherweise in symbolischer Weise auch auf die drei Toten zu beziehen sind. Bemerkenswert ist auch die Zusammensetzung des Ensembles: Es handelt sich um 35 Basler Denare König Konrads des Friedfertigen (937–993) und einen halbierend zusammengefalteten Denar im Namen des schwäbischen Herzogs Burchard III. (954–973). Die Basler Denare wurden von einer ganzen Reihe von verschiedenen Stempelpaaren geprägt, zeigen aber alle dieselben Münzbilder und Legenden, auf der Vorderseite ein Langkreuz mit vier Kugeln auf einem Perlkreis, darum den königlichen Namen und Titel sowie rückseitig ein turmartiges Gebäude mit dem Stadtnamen BASILEA (Dannenberg 963).

Daraus kann man einerseits schließen, dass dieser Basler Münztyp – trotz seiner heutigen Seltenheit – in großen Mengen ausgeprägt wurde. Andererseits wird deutlich, dass es dem Basler Münzmeister als königlichem Amtsträger gelang, den herrscherlichen Münzzwang auch jenseits der Stadt Basel im weiteren Umland durchzusetzen, dass also ausschließlich der eine aktuelle Münztyp und keine auswärtigen oder alten Basler Münztypen im täglichen Geldverkehr gebraucht wurden. Den Erfolg der herrschaftlichen Kontrolle des Münzumlaufs bestätigt die 36. Münze, der durch Faltung entwertete Denar der schwäbisch-ostfränkischen Münzstätte Breisach, zumal er mit einer sehr ähnlichen turmartigen Darstellung die Basler Münzen imitierte, während er auf der anderen Seite den thronenden Christus nach dem Vorbild von Goldsolidi der byzantinischen Kaiser Konstantinos VII. (913–959) und Romanos I. (920–944) zeigt (Dbg. 901). Er wurde also trotz der versuchten Angleichung als auswärtige Münze erkannt und entwertet, so dass er nur noch zum reinen Silberwert und nicht mehr zum höheren Nominalwert angenommen werden konnte.

Esslingen, Denar Heinrichs II. (Dbg. 951), um 1003–1010 (Historisches Museum Basel).

Das Münzbildnis als Ausdruck des herrscherlichen Selbstverständnisses

Das Bildnis ist ein wichtiges, intuitives Element zur Charakterisierung einer Persönlichkeit – und ihres politischen Selbstverständnisses. Von Heinrich II. gibt es relativ viele Bildnisse, die auf seinen unmittelbaren herrscherlichen Umkreis zurückgehen. Dazu gehören auch Bildnisse auf Siegeln und Münzen, die zu Tausenden in den Städten, auf den Märkten und darüber hinaus das Bildnis des Münzherrn vergegenwärtigten. Münzen sind wesentlich kleiner als die großen „Majestätssiegel“, ihre Vielfalt und die wechselnden Bilder erlauben gleichwohl interessante Aussagen. Denn um 1000 gab jede größere Münzstätte eigene Münztypen aus, die nur in der eigenen Stadt und Herrschaft gültig waren. Zudem wurden sie immer wieder ungültig erklärt („verrufen“), um neue Münztypen mit neuen, klar unterscheidbaren Bildern herauszugeben. In königlichen Münzstätten erschien in dieser Zeit in der Regel das Bildnis des Herrschers als Garant für die Qualität und Gültigkeit der Münzen. So wurde in der ehemals herzoglich-schwäbischen Münzstätte in Esslingen demonstrativ das königliche, unbärtige Bildnis mit hoher Lilienkrone im Profil auf den Münzen angebracht, um die Wiedererlangung dieses Herzogsvorortes für das Königtum nach dem Tod Herzog Hermanns II. (997–1003) zu verdeutlichen.

Regensburg, Denar Heinrichs II. aus der Zeit der direkten Reichsverwaltung (Typ Dbg. 1076), 1009–1017 (Historisches Museum Basel).

Auch der beeindruckende Regensburger Porträttyp unterstreicht die direkte königliche Hoheit über das bayerische Herzogtum, nachdem der Aufstand von Heinrichs Schwager Herzog Heinrich V. (1004–1009 und 1017–1026) ihn zur direkten Übernahme des Herzogtums zwang. Die Kombination einer Büste im altrömischen Stil mit typisch ottonischem Vollbart und Krone steht zudem für den Anspruch auf die Nachfolge der ottonischen Kaiser.

Mainz, schwerer Denar Heinrichs II. mit frontaler Büste in byzantinischem Stil (Dbg. 788), um 1011–1024 (Historisches Museum Basel).

Der Anspruch auf kaiserliche Würden wird noch deutlicher bei einem Silberdenar der Münzstätte Mainz, der wohl im Zusammenhang mit einem Hoftag bald nach dem Tod des mächtigen Erzbischofs Willigis (975–1011) eingeführt wurde. Dort erscheint Heinrich II. in einem bärtigen frontalen Hüftbild mit Krone und Zepter nach byzantinischem Vorbild. Diese bildliche Angleichung an das «römische Kaisertum» der byzantinischen Kaiser ist daher auch dem unmittelbaren Umkreis des Herrschers zuzuordnen.

Dortmund, früher Denar König Heinrichs II. (Dbg. 749), um 1005–1010 (Historisches Museum Basel).
Dortmund, Denar König Heinrichs II. nach englischem Vorbild (Dbg. 752), um 1010–1014 (Historisches Museum Basel).

Dagegen sind die Bildnis-Münztypen des Königshofs und Handelszentrums im westfälischen Dortmund kaum auf königlichen Einfluss zurückzuführen, da Heinrich dort nur im Jahr 1005 einmal länger weilte. Nach einem Typ mit relativ ungelenk gestaltetem unbärtigem Profilbild mit flacher Krone (Dbg. 749) kam noch vor Heinrichs Kaiserkrönung 1014 ein barhäuptiger Bildtyp auf, der unmittelbar auf englische Pennies des Königs Aethelred II. (978–1016) zurückgeht, sich also an die Münzen der auswärtigen Handelspartner anlehnte (Dbg. 752).

Dortmund, Denar Kaiser Heinrichs II. (Dbg. 753), um 1014–1024 (Historisches Museum Basel).

Einige Zeit nach Heinrichs Kaiserkrönung wurde ein Profilbildnis mit Diadem eingeführt (Dbg. 753).

So lassen sich nur bestimmte Münzbildnisse auf den unmittelbaren Umkreis des Herrschers beziehen, und natürlich geben sie in der Regel nicht seine individuellen Gesichtszüge wider. Doch geben sie stets ein Bild von der Vorstellung eines königlichen Bildnisses.

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Januar 2020 im Historischen Museum Basel zu sehen. Mehr zur Ausstellung erfahren sie auf der Website des Museums.

Zur Ausstellung erscheint der wissenschaftliche, reich bebilderte Katalog Gold & Ruhm – Kunst und Macht unter Kaiser Heinrich II., im Hirmer Verlag, München. Herausgeber: Marc Fehlmann / Michael Matzke / Sabine Söll-Tauchert, 24 x 27 cm, gebunden, ISBN: 978-3-7774-3404-9.

In enger Zusammenarbeit mit dem Historischem Museum haben Forschende der Universität Basel den Basler Münsterschatz mit großartigen Ausnahmen digital verfügbar gemacht. Hier können Sie sich die Resultate ansehen.