Grundlagen für Sammler. Teil 1: Münzkauf

Ein Münzkauf sollte gut überdacht sein und nicht spontan passieren. Foto: Angela Graff.
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Wer möchte nicht seine Sammlung gern einmal „komplett“ seinen Freunden oder der Familie präsentieren. Der Aufbau einer Sammlung oder auch nur eines Themengebietes, kann Jahre, oft sogar Jahrzehnte dauern. Nicht selten klaffen auch Lücken in der Sammlung, und das kann viele Gründe haben. Es kann sich dabei um recht seltene und demnach entsprechend teure Münzen handeln. Solche Stücke werden ja auch nicht an jeder Ecke angeboten. Hier zahlt sich Geduld immer aus. Wer dabei zudem auch mit etwas Skepsis an die Sache herangeht und sich nichts „aufschwatzen“ lässt, hat den richtigen Weg eingeschlagen. Münzen sammeln, nicht selten eine Passion fürs Leben, braucht Weile.

Um Lücken in der Sammlung zu schließen, wird man nicht selten vor dem Problem stehen, noch fehlende Münzen auf dem Zweitmarkt zu erwerben. Oft hilft dabei schon ein entsprechendes Angebot in der Zeitung oder man steht vor dem Schaufenster einer Münzhandlung und das begehrte Stück liegt plötzlich zum Greifen nahe. Was sollte man dann tun, sofort in das Geschäft stürmen? Welche Möglichkeiten gibt es noch für einen gut überlegten Kauf? Zurück zum Münzgeschäft, wir stehen ja immer noch vor den Auslagen im Schaufenster. Ich selbst habe mir in solch einer Situation folgende Fragen gestellt:

  • Wie lange versuchst Du schon, dieses Stück zu kaufen?
  • Welche Versuche hast Du dabei schon unternommen, und an welchen Orten hast Du nach dieser Münze gesucht?
  • Hast Du aktuell noch ein zweites Angebot (eventuell günstiger) vorliegen?
  • Ist der Händler ein Fachhändler?

Natürlich habe ich mir dann noch die Preisfrage gestellt. Kann und darf ich damit leben, ohne gleich vor den Familienrat zitiert zu werden? Wie unterschiedlich groß menschliche Füße ausfallen, so sind leider auch die Sparstrümpfe der Sammler immer unterschiedlich groß. Diese Frage muss sich also stets jeder selbst beantworten und dann seine Entscheidung treffen.

In der Gegenwart gibt es ja nicht nur den Fachhändlerbesuch im Geschäft, sondern man kann aus einer großen Palette von Angeboten wählen. Ein Besuch von Münzmessen oder regelmäßig stattfindenden Münzbörsen bietet sich ebenfalls an. Angebote im Internet scheinen heute offenbar der Renner zu sein; dabei gibt es Angebote von Privatleuten, Händlern und sogar Online-Auktionen. Allerdings kauft man im Internet nicht immer günstig und gut ein, dass sollte man wissen.

Fehlt noch etwas? Na klar, es gibt noch die Möglichkeit ein Stück einzutauschen! Doch hier muss man sagen, der Tausch von Münzen steht fast nirgendwo mehr auf der Tagesordnung. „Jetauscht und jekabbelt wird bei’de Briefmarkensammler, dann geh bei die. Hier, meene Münzen musste noch richtig koofen!“ Das bekam ich erst jüngst am Stand einer Berliner Münzenbörse zu hören. Interessant, interessant, tauschen will also kaum noch jemand. Nachfragen kostet trotzdem nichts und bleibt auch weiterhin erlaubt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Egal wo Sie Ihr schon lange begehrtes Stück auch finden, zwingen Sie sich ruhig zu bleiben und überstürzen Sie nichts. Besonders bei Angeboten aus dem Internet sollte man tief durchatmen, denn schon ein einziger Mausklick kann den Kauf besiegeln. Münzkauf ist immer eine Vertrauenssache und sollte gut überlegt sein. Lassen Sie sich mit der Zeit ein recht dickes Fell wachsen, um im rauen Wind der Realität nicht gleich zu frieren. Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann besuchen Sie oft Münzbörsen, Sammlermärkte und Münzmessen. Man trifft dort Gleichgesinnte und bekommt recht schnell Kontakt zu den Händlern. Auf alle Fälle bekommt man hier sehr leicht Routine und wird schnell einige Stammhändler kennenlernen, bei denen es sich lohnt Ausschau zu halten. Den Fach-Plausch gibt es gratis dazu. Wichtig: Beschaffen Sie sich im Voraus möglichst viele Informationen, damit Sie genug Argumente beim Kaufgespräch griffbereit haben. Verhandlungsgeschick ist nicht jedermanns Sache, aber erlernbar! Ein wenig Lehrgeld zahlt allerdings jeder.

Silbermünzen aus Deutschland werden gern gesammelt. Foto: Angela Graff.

Internetkäufe

Man muss sich schon sehr sicher sein, wenn man im Internet einen Münzkauf tätigt. Meist bleibt es doch die berühmte „Katze im Sack“. Fragen Sie vor dem Kauf nach Garantien. Dürfen Sie zum Beispiel das gekaufte Stück zurückgeben? Gibt es über das Stück Zertifikate oder Gutachten? Ist das Porto angemessen und wird die eventuelle Postsendung ausreichend versichert? Kalkulieren Sie stets eventuelle Probleme ein und sei das Angebot auch noch so günstig. Hat Ihr Kauf im Internet weitere Folgen, zum Beispiel ein Abo? Denken Sie beim Internetkauf grundsätzlich daran, dass Sie nie die Münze, sondern nur ein Foto gesehen haben!

Privatkauf / Tausch

Hier ist es schon etwas einfacher, eine Entscheidung zu treffen. Sie werden vor dem Kauf das begehrte Stück auch einmal selbst begutachten können. Ist man danach noch immer unsicher, dann lohnt sich die Frage nach einer „Reservierung“. Die Frage nach einem Tausch ist unter Sammlern immer erlaubt. Eventuell haben Sie ein doppeltes Stück, was man mit in die Waagschale der Verhandlung werfen kann?

Der Kauf beim Fachhändler

Der Fachhändler wird eine Münze immer mit den entsprechenden Hintergrundinformationen anbieten. Hier können Sie gleichzeitig mit einer umfassenden Beratung rechnen. Auch die Möglichkeit einer zeitlichen Reservierung ist meist gegeben. Außerdem führt ein Fachgeschäft für Münzen und Medaillen auch zusätzlich ein umfangreiches Angebot von Zubehör. Der Händler kann Ihnen aus der umfangreichen Sammler-Literatur das passende aussuchen. Ein Kauf mit entsprechender Rechnung ist dabei obligatorisch. Viele Münzhändler sind zudem noch in Fachverbänden und Vereinen organisiert. Einige Händler führen regelmäßig Auktionen durch und haben dazu informative Auktionskataloge gratis ausliegen. Solche Kataloge und die Ergebnislisten nach der Auktion sind gute Anhaltspunkte, um sich einen Preisüberblick zu verschaffen.

Münzauktionen / Versteigerungen

Hand aufs Herz, wer war schon einmal bei einer Münzauktion live dabei? Ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, es ist immer ein informatives Erlebnis! Wer dort erfolgreich mitbietet, kann dann meist anschließend sein ersteigertes Stück gleich mitnehmen. Eine Auktion hat immer ihre eigenen Bestimmungen und genau geregelte Abläufe. Die sollte man dabei genau kennen und sich im Auktionskatalog näheres Wissen aneignen. Bei vielen Auktionshäusern kann man die Münzen vor der Auktion besichtigen, allerdings stehen die meisten wichtigen Infos im Katalog. Alle haben einmal angefangen, also keine Scheu und fragen Sie bei Unklarheiten das Auktionshaus. Man wird für Sie da sein und Sie ausführlich beraten. Man muss natürlich nicht selbst vor Ort sein, um mitzubieten, sondern kann, wenn man das Stück bereits im Voraus gesehen hat, auch ein schriftliches Gebot abgeben. Es gibt da viele Möglichkeiten, um „dabei zu sein“. Eine richtig ausgefüllte Rechnung ist auch hier natürlich ein guter Beleg für den Kauf und immer selbstverständlich.

Do!

  • Kaufe nur in Ruhe und mit Zeit.
  • Kaufe nach Möglichkeit beim Fachhändler.
  • Kaufe nach Möglichkeit nur Münzen, welche Du selbst begutachten konntest.
  • Besorge Dir aktuelle Informationen zur Münze, sie sind immer nützlich.
  • Frage auch nach einer eventuellen Tauschmöglichkeit.

Don’t!

  • Nichts ungesehen kaufen! Münzfotos sind keine Beweise!
  • Lasse Dich nicht zum Kauf drängen.
  • Kaufe nichts ohne eine ausgestellte Rechnung oder Quittung!
  • Akzeptiere keine Kopien von Zertifikaten oder Gutachten!

Nach dem erfolgreichen Kauf einer Münze, stellt sich meist die Frage nach einer guten und vor allem sicheren Aufbewahrung. Dieser Frage gehe ich im zweiten Teil der Serie etwas näher auf den Grund.

 

Mehr über unseren Autor numiscontrol, alias Reiner Graff, erfahren Sie in seinem Who’s-who-Eintrag.

Einige seiner besonders beliebten Artikel in der MünzenWoche behandeln „2-Euro-Raritäten. die wahren Schätze im Geldbeutel“, „Die Wertentwicklung der ersten Euromünzen des Vatikans“ und „Unentdeckte Schätze bei Umlaufmünzen“. Zuletzt hat er Sammler an das Thema Münzpflege herangeführt.