Es ist sicher nicht an der Tagesordnung, dass ein Numismatiker mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wird. Auf Antrag von Ministerpräsident Reiner Haseloff wurde Dr. Manfred Mehl wegen seiner Verdienste um die Numismatik und Geldgeschichte des Landes Sachsen-Anhalt so geehrt. Wegen der aktuellen Situation wurde die eigentliche Ordensverleihung auf unbestimmte Zeit verschoben, wir möchten aber nicht versäumen, ihm bereits jetzt zu dieser Ehre zu gratulieren.
Der Autor wichtiger Corpora
Jeder, der Manfred Mehl kennt, weiß, dass er immer gerade dabei ist, ein Buch zu schreiben. Noch während er eine seiner schwergewichtigen Monographien fertigstellt, trägt er bereits das Material für die nächste zusammen. Barby, Hildesheim, Magdeburg, Merseburg, Naumburg, Quedlinburg: Jedes dieser zum größten Teil im eigenen Verlag publizierten Corpora zeichnet sich dadurch aus, dass Autor Manfred Mehl dafür nicht nur die Münzen katalogisiert, sondern sie in ihren archivalischen und historischen Zusammenhang einbettet. Dank seiner beeindruckenden Kenntnisse des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Latein ist er in der Lage, alle Urkunden zu nutzen. Durch seine vielen Übersetzungen lässt er den Nutzer seiner Corpora von dieser Fähigkeit profitieren.
Nur die wenigsten wissen, dass Manfred Mehl nicht nur ein Fachmann im Bereich der mittelalterlichen Numismatik ist. Er kennt sich ebenfalls ausgezeichnet mit Banknoten aus. So hat er nicht nur den „Rosenberg“, also den wichtigsten Katalog der Banknoten des Deutschen Reiches ab 1871, mehrfach bearbeitet, sondern auch viele weitere Werke zu Banknoten und Notgeldscheinen veröffentlicht.
Manfred Mehl dürfte zu den fruchtbarsten wissenschaftlichen Autoren der deutschen Numismatik gehören. Viele seiner Werke beschäftigen sich mit großen Münzständen, die heute in Sachsen-Anhalt liegen, was ihm die große Ehre eingetragen hat.
Ein Leben zwischen Schule und Wissenschaft
Manfred Mehl wurde im Jahr 1939, also im Jahr des deutschen Überfalls auf Polen, in Schneidemühl geboren. Schneidemühl war nach dem Friedensvertrag von Versailles Hauptstadt der Provinz Posen-Westpreußen. 1945 wurde das umbenannte, heute in Polen gelegene Piła im Rahmen der sowjetischen Eroberung fast vollständig vernichtet. Die zurückgebliebene Zivilbevölkerung musste fliehen. Zu den Flüchtlingen zählte der 6jährige Manfred Mehl.
Seine Familie fand 1949 eine neue Heimat in der Nähe von Hildesheim, wo er das humanistische Gymnasium besuchte. Im Andreanum, einer Institution, die ihre Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen kann, wurde Manfred Mehls lebenslange Begeisterung für die Geschichte, die Numismatik und die Sprachen gelegt. Er studierte anschließend in Hamburg Griechisch, Latein, Alte Geschichte, Archäologie und last but not least Slawistik.
Statt für eine wissenschaftliche Karriere entschied er sich im Jahr 1966 für den Schuldienst. Er hat Generationen von Schülern nicht nur die Liebe zur lateinischen und zur russischen Sprache vermittelt, sondern auch die Begeisterung fürs Rudern. 2002 schied er als Oberstudienrat aus dem Schuldienst aus. Kurz darauf promovierte ihn die Universität Leipzig zum Doktor phil., eine längst überfällige akademische Anerkennung seines faktisch durch unzählige Publikationen erwiesenen Wissens.
Die Hamburger Münzfreunde
Bereits 1969 trat Manfred Mehl dem Verein der Münzenfreunde in Hamburg bei. Seit 1990 ist er dessen Vorsitzender. Wer einmal ein Vereinstreffen der Hamburger Münzfreunde besucht hat, wird über ihren hohen Frauenanteil erstaunt sein. Zu den Treffen erscheinen nicht nur Ehepaare, sondern Manfred Mehl darf stolz darauf sein, dass die meisten Witwen nach dem Tod ihres Sammler-Ehemannes und dem Verkauf von dessen Sammlung auch weiterhin dem Verein treu bleiben. Grund dafür ist, dass Manfred Mehl es geschafft hat, in „seinem“ Verein eine spannende, historisch eingebettete Numismatik zu propagieren. Außerdem sind die von ihm organisierten und meist selbst geführten Vereinsausflüge legendär. Auch andere Vereine schätzen in ihm einen Referenten, der in der Lage ist, hoch komplexe Themen spannend und anschaulich darzustellen.
Bereits 2003 erhielt Manfred Mehl für sein numismatisches Werk den Eligiuspreis der Deutschen Numismatischen Gesellschaft. 2012 folgte der Ehrenpreis der Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte. Ferner wurde Manfred Mehl bereits zweimal mit dem Buchpreis der International Association of Professional Numismatists ausgezeichnet und erhielt 1995 die Dankes-Medaille des Landtagspräsidenten von Sachsen-Anhalt. Dazu kam 2003 die Goldene Ehrennadel der Stadt Hildesheim.
Der schönste Preis aber ist für Manfred Mehl die Tatsache, dass seine Vereinsmitglieder mittlerweile seit 30 Jahren alles daran setzen, um nur ja keinen Vortragsabend zu verpassen.
Eine Brücke zur russischen Welt
Dank seines Studiums der Slawistik spricht Manfred Mehl fließend russisch. Er ist ein regelmäßiger Gast in russischen Münzkabinetten und ein enger Freund vieler bedeutender russischer Numismatiker. Das hat auch wissenschaftliche Folgen. So ist es ihm zu verdanken, dass der in der Ermitage lagernde Münzfund von Chotin, der eine Fülle von bisher völlig unbekannten deutschen Brakteaten enthielt, in deutscher Sprache publiziert werden konnte.
Eine verdiente Anerkennung!
Wir freuen uns mit Manfred Mehl über diese verdiente Anerkennung seiner großartigen Leistungen um die Münz- und Geldgeschichte Sachsen-Anhalts und darüber hinaus.
Und wir wünschen ihm und uns, dass er noch viele weitere Münzcorpora publiziert! Jedes einzelne von ihnen bereichert die Numismatik.
Wenn Sie Manfred Mehl zu seiner Ehrung gratulieren möchten, können Sie es per E-Mail tun.