Der Stockholmer Münzhändler Roberto Delzanno war die letzten Jahre umtriebig. 2019 erschien sein 450 Seiten umfassender Katalog der schwedischen Goldmünzen zwischen 1512 und 2020, der erst kürzlich mit dem Buchpreis der IAPN (International Association of Professional Numismatists) ausgezeichnet wurde. 2020 folgte dann der zweibändige Katalog der schwedischen Münzen zwischen 995 und 2022, insgesamt ganze 1326 Seiten stark. Ursula Kampmanns Rezension dazu finden Sie hier.
Nun folgt ein sinnvoller nächster Schritt: Ein Katalog im Taschenbuchformat, der die wesentlichen Informationen der großformatigen Vorgänger bündelt. Das „Myntårsboken“ (Münzjahrbuch) beinhaltet alle schwedischen Münzen von 995 bis 2021, sortiert nach Herrschern. Daran schließen sich gesonderte Kapitel zu Geldscheinen und Medaillen an. Wie dem „Jahrbuch“ im Titel zu entnehmen ist, sind jährliche Neuauflagen beabsichtigt.
Was fehlt?
Die naheliegende Frage ist nun, was bei der Transformation dreier großer in einen kleinen Katalog verloren gegangen ist. Zum einen gibt es Materialkürzungen. Es fehlen beispielsweise die Prägungen der schwedischen Besitzungen in der Großmachtzeit. Für deutsche Leser bedeutet das, dass die Prägungen der schwedisch besetzten Städte im Dreißigjährigen Krieg hier nicht zu finden sind. Auch der Umfang der aufgenommenen Medaillen wurde reduziert, diese sind nun in einem extra Kapitel aufgeführt.
Vor allem aber wurden die vielen umfangreichen Erklärungstexte zu Münzen, Münzstätten und auch den Herrschern vollständig gestrichen. Die hatten besonders viel Platz eingenommen, weil sie jeweils auf Deutsch, Englisch und Schwedisch abgedruckt waren. Gleichzeitig konnte Delzanno so gleichzeitig einen Kritikpunkt an seinem Katalog beheben, denn nicht selten sorgten die mehrsprachigen und langen Texte für Verwirrung.
Talar du svenska?
Der Katalog ist also im besten Sinne auf das Wesentliche reduziert. Die Angaben zu den Münzen umfassen deren Katalognummern in den verbreiteten Katalogen sowie in Delzannos eigenen Bänden, ihre Seltenheit, bei raren Stücken die Anzahl der bekannten Exemplare sowie den Preis in verschiedenen Erhaltungsgraden. Wer schon mit Delzannos Katalogen gearbeitet hat, wird sich mühelos zurechtfinden, da das bisherige System übernommen wurde. Alle anderen – und vor allem internationale Leser – werden sich erst ein wenig einarbeiten müssen, da die Erklärungen zur Benutzung und zu den Abkürzungen im Vorwort nur auf Schwedisch vorliegen. Die Erhaltungen werden ebenfalls nur im skandinavischen System angegeben. Der Einführung ist zu entnehmen, was die deutschen und englischen Entsprechungen dieser Erhaltungsgrade sind.
Alles in allem bekommt man hier wirklich etwas geboten. Daten zu über 1000 Jahren schwedischer Numismatik wurden sinnvoll auf das Wesentliche reduziert. Das „Myntårsboken“ ist dabei weniger Lesebuch als die großformatigen Kataloge des Autors, sondern dient eher als praktisches Handbuch, das bequem auf jede Münzbörse mitgenommen werden kann. Zudem können es auch internationale Leser sehr gut verwenden – nach einer kleinen Einarbeitung und dem Nachschlagen einiger schwedischer Wörter. Mit einem Preis von gerade einmal 10 Euro gibt es keinen Grund, seine Bibliothek nicht um dieses Übersichtswerk zu erweitern.
Hier haben wir Ihnen das zweibändige Sveriges Myntbok vorgestellt.
Im Gegensatz zu den bisherigen Werken des Autors kann dieses momentan nicht über Gietl bestellt werden. Gehen Sie dazu am besten auf die Website von Roberto Delzanno.
In den USA ist der Katalog über das Coin & Currency Institute zu erwerben.