03-03-2013 – 06-03-2013
Auktion 211-213
Traumpreise für römisches Gold
Vom 4. bis zum 7. März 2013 fanden in München die Auktionen 211 bis 213 der Giessener Münzhandlung, Gorny & Mosch statt. Die Ergebnisse beweisen: Der Markt ist gesund. Ob Raritäten in Toppqualität oder ausgesuchte Ware im unteren dreistelligen Bereich, Sammler und Investoren sind bereit, gute Preise für gute Münzen zu zahlen. Ein neuer Trend ist der derzeitige Höhenflug von römischem Gold in bester Erhaltung, hier gab es einige Überraschungen …
Auktion 211 – Hochwertige Münzen der Antike
Nur 18 keltische Münzen waren im Angebot, geschätzt mit 20.000 Euro. Auf fast 32.000 Euro stieg der Verkaufspreis – nicht exorbitant, aber höchst zufriedenstellend, was zeigt, dass keltische Münzen in herausragender Qualität ihre Liebhaber finden.
Nr. 224. Griechen / Attika. ATHEN. Tetradrachme, nach 449 v. Chr. Starr Tf. 22f. Vorzüglich. Schätzung: 5.000 Euro. Endpreis: 12.650 Euro.
Dies war typisch für die Auktion und galt auch für die Abteilung „Griechen“. Nehmen wir als Beispiel eine einfache Tetradrachme aus Athen, von feinem, aber nicht seltenem Stil, voll zentriert und auf einem ungewöhnlich großen Schrötling scharf geprägt. Das Kabinettstückchen stieg von seiner Schätzung mit 5.000 Euro auf einen Endpreis von 12.650 Euro. Proportional noch teurer wurde ein Diobol aus Kebren, unauffällig bis zu dem Moment, in dem man ihn durch die Lupe betrachtete. 500 Euro war er taxiert. Sein neuer Besitzer war bereit, dafür 5.750 Euro auszugeben. Nennen wir hier noch ein drittes Beispiel dafür, was derzeit das Herz von Münzfreunden höher schlagen lässt. Gleich zwei Münzen aus Lykien erlebten einen Höhenflug: Ein Stater des Dynasten Kuprilli mit einem eindrucksvollen Zeuskopf in bester Erhaltung kletterte von einer (zugegeben niedrigen) Schätzung mit 2.500 Euro auf 19.550; ein Stater des Teththiveibi erreichte bei einer Schätzung von 2.000 Euro das gleiche Resultat.
Und damit nach Rom, denn hier warteten die echten Überraschungen. Alle Aurei wurden, sofern sie vorzüglich waren, weit über den doch eigentlich recht realistischen Schätzungen verkauft. Dies begann schon bei den republikanischen Prägungen. Der etwas schwach ausgeprägte, aber vorzügliche und sehr seltene Aureus von Caesar, auf der Vorderseite eine Victoria, auf der Rückseite ein Kranz mit COS QVINC, war mit 6.500 Euro geschätzt und brachte 14.950 Euro. Noch höher stieg ein Aureus mit dem Doppelporträt von Marc Anton und Octavian (Schätzung: 20.000 Euro / Endpreis: 32.200 Euro).
Nr. 547. Römische Kaiserzeit. AUGUSTUS, 27 v. Chr.-14 n. Chr. Aureus, 29-17, Brindisi(?). RIC 268. Aus Kricheldorf 8 (1969), 198. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzung: 20.000 Euro. Endpreis: 57.500 Euro.
Der ebenfalls mit 20.000 Euro geschätzte Aureus des Octavian aus Brindisi kletterte gar auf ein Endergebnis von 57.500 Euro, ob das an der bezaubernden Rückseite lag oder an der Provenienz aus einer Kricheldorf-Auktion von 1969, muss dahingestellt bleiben.
Nr. 579. Römische Kaiserzeit. GALBA, 68-69. As, 69. RIC – (vgl. 491f). Äußerst seltene Variante. Dunkelgrüne, ungereinigte Patina. Vorzüglich. Schätzung: 1.500 Euro. Endpreis: 12.075 Euro.
Natürlich brachten auch Denare und Bronzen von herausragender Qualität herausragende Preise. Nennen wir hier als einziges Beispiel ein As des Galba, das wir wegen seiner unberührten Schönheit trotz der relativ niedrigen Taxe von 1.500 Euro schon in unserer Auktionsvorschau gezeigt hatten. Das begehrenswerte Stück kostete am Ende mehr als 12.000 Euro – und das eindeutig zurecht. Beenden wir den Nachbericht zur ersten Auktion noch mit ein paar weiteren Beispielen für den derzeitigen Goldrausch – es handelt sich mit Ausnahme des letzten Stückes ausschließlich um Aurei:
Nr. 579A. Römische Kaiserzeit. OTHO, 69. Aureus. RIC 7. Selten. Gutes vorzüglich. Schätzung: 50.000 Euro. Endpreis: 80.500 Euro.
Otho (50.000 / 80.500 Euro), Lucilla (7.500 / 21.850 Euro), Septimius Severus (15.000 / 80.500 Euro), Probus (10.000 / 29.900 Euro), Diocletian (15.000 / 52.900 Euro) und Crispus, Solidus (15.000 / 29.900 Euro).
Auktion 212 – Antike Münzen und Lots
Es folgten die antiken Münzen und Lots – und daran kann man wirklich erschließen, wie gesund der Markt ist. Von 2.487 Stücken wurden beachtliche 1.826 verkauft und das für einen Gesamtpreis von 630.000 Euro. Und natürlich gab es hier – auf niedrigerer Ebene – beeindruckende Ergebnisse. Ein Kenner erkannte die außergewöhnliche Seltenheit eines Obols aus Koressos mit seinem primitiv anmutenden Stempelschnitt. Das sehr schöne Stück war mit 200 Euro geschätzt. Fast 1.500 Euro zahlte sein stolzer neuer Besitzer.
Nr. 1172. Griechen / Sizilien. SYRAKUS. Tetradrachme, 510-485. Boehringer 46. Vom Meister des großen Arethusakopfes. Gutes sehr schön. Schätzung: 1.000 Euro. Endpreis: 12.650 Euro.
Zum absoluten Überflieger wurde eine Tetradrachme aus Syrakus, deren Stempel der „Meister des großen Arethusakopfes“ geschnitten hatte. Das attraktive Los in gutem sehr schön wurde mit 800 Euro ausgerufen. Der Endpreis betrug mehr als das Zehnfache, 12.650 Euro.
Und natürlich zogen auch die Lots wieder jede Menge engagierter Bieter an. Die Gesamtschätzung lautete auf 62.000 Euro; am Ende spielten die 116 Nummern 72.000 Euro ein.
Auktion 213 – Mittelalter und Neuzeit
Und schon sind wir bei den Münzen der Neuzeit angekommen. Der erste Teil der Auktion bestand aus einer beeindruckenden Medaillensammlung. Das herausragende Stück, eine Dreifaltigkeitsmedaille von 1544 von Hans Reinhard dem Älteren, brachte trotz seiner perfekten Provenienz und Erhaltung nur bescheidene 27.600 Euro. Man kann dem Bieter zu diesem glücklichen Kauf nur gratulieren. Andere Medaillen dagegen übertrafen die Erwartungen, so eine Medaille 1631 von J. von Loof auf den Sieg der Vereinigten Provinzen über die königlich-spanische Flotte (1.000 / 4.140 Euro), …
Nr. 4051. Historische Medaillen / Niederlande. FRIEDRICH HEINRICH VON ORANIEN-NASSAU, 1625-1647. Medaille 1645 von J. von Loof auf die Einnahme der Stadt Hulst. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzung: 6.000 Euro. Endpreis: 11.500 Euro.
… die Medaille vom gleichen Stempelschneider auf die Einnahme der Stadt Hulst 1645 (6.000 / 11.500 Euro), die Medaille von Dadler auf die Hochzeit des Prinzen Wilhelm (3.500 / 8.050 Euro) oder die Medaille 1731 auf die 500-Jahrfeier der Stadtgründung von Danzig (750 / 3.450 Euro). Mit fast 15.000 Euro, also ebenfalls weit über seiner Schätzung von 10.000 Euro, wurde der preußische Reichstaler von 1705 mit dem Motto Friedrichs I. SVVM CVIQVE verkauft.
Erfreuliche Ergebnisse findet man auch in der Abteilung Altdeutschland. Hier gab es eine bayerische Überraschung: Ein unauffälliger Madonnentaler Maximilians I. von 1624 brachte das Siebenfache seiner Schätzung von 250, also 1.725 Euro. Das nächste Los, ein 5 Dukaten Stück auf die Neubefestigung der Stadt aus dem Jahr 1640 stieg von seiner Schätzung mit 3.000 auf 12.650 Euro.
Bemerkenswert waren auch die Zuschläge beim Reichsgold. Seltenheiten sind immer noch heiß begehrt und umkämpft. 20 Mark 1905 A aus Mecklenburg-Strelitz mit einer Auflage von nur 1.000 Stück in vorzüglich bis Stempelglanz war mit 7.000 Euro geschätzt gewesen. Seinem neuen Besitzer war es 11.500 Euro wert. 20 Mark 1874 B aus Schaumburg-Lippe, mit 3.000 geprägten Stücken ebenfalls selten, aber nur gut sehr schön erhalten, brachte trotzdem 6.325 Euro bei einer Schätzung von 3.000 Euro.
Nr. 4592. Italien / Venedig. MARINO FALIERO, 1354-1355. Dukat o. J. Paol. 30-1. Minimal gewellt. Vorzüglich. Schätzung: 3.000 Euro. Endpreis: 23.000 Euro.
Zur Überraschung der Auktion wurde ein Dukat des venezianischen Dogen Marino Faliero. Das Stück ist von großer historischer Bedeutung. Marino Faliero war der eine Doge, der einen Staatsstreich wagte. Was dazu führte, werden wir nie wissen, weil alle Dokumente nach dem geheimen Gerichtsverfahren verbrannt wurden. Jedenfalls enthauptete man den Mann am 17. April 1355 auf derselben Treppe, auf der man ihm etwa ein halbes Jahr zuvor den Cornu Ducale aufgesetzt hatte. Kein Wunder, dass während seiner kurzen Regierung so wenige Dukaten geprägt worden waren. 23.000 Euro brachte das Stück, das mit 3.000 Euro geschätzt gewesen war.
Statten wir noch Russland einen Besuch ab. Auch hier gab es beeindruckende Ergebnisse, so zum Beispiel eine Schulpreismedaille von Paul I., verliehen im Jahr 1887 (15.000 / 40.250 Euro).
Nr. 5132. Russland. NIKOLAUS II., 1894-1917. Imperial – 10 Rubel Gold 1897, Münzstätte St. Petersburg. Bitkin 319. Ex WCN A 46 (6/2011), 1100. Von äußerster Seltenheit. Fast Stempelglanz. Schätzung: 100.000 Euro. Endpreis: 172.500 Euro.
Zur teuersten Münze der gesamten Auktion wurde ein Imperial, eine 10 Rubel Goldmünze von 1897 von allergrößter Seltenheit, wohl nur in winziger Auflage als Geschenkmünze hergestellt. Das fast stempelglänzende Stück war mit 100.000 Euro geschätzt und wurde mit 172.500 Euro verkauft.
Eigentlich hatten alle mit einem anderen Spitzenreiter gerechnet. Ein bislang unedierter Rubel Pauls I. aus dem Jahr 1798, wohl unik und von großem numismatischen Interesse, war mit 200.000 Euro geschätzt gewesen. Das Interesse an dieser Rarität war groß. Zahlreiche Sammler und Händler reisten zur Besichtigung an. Letztendlich blieben aber zu viele Fragen (genauer Prägeanlass, Weg der Münze bis zur Auktion etc.) offen, die mit den aktuell zur Verfügung stehenden Daten nicht ausreichend beantwortet werden konnten. So verzichteten die Interessenten auf ein Gebot, bis neue Hintergründe zur Provenienz offen gelegt werden.
Alle Ergebnisse finden Sie im Internet auf der Seite von Gorny & Mosch.
Nachverkäufe über Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.
Einlieferungen für die kommende Oktoberauktion 2013 werden ab sofort bis 2. August 2013 entgegengenommen.
* Alle Preise inklusive 15 % Aufgeld.