17-06-2012 – 21-06-2012
Auktionen 210-215
160.000 Euro für einen Ausbeutedukaten aus Goldkronach
Das Spitzenstück der Künker Sommer-Auktionen, die vom 18.-22. Juni in Osnabrück stattfanden, war zweifelsohne der goldene Ausbeutedukat aus dem Jahre 1803 des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III.
A 213, Los 5035: PREUSSEN. Friedrich Wilhelm III. (1797-1840). Dukat 1803 B. Ausbeute. Divo/S. 157. Fb. 2420. Müseler 49.1/13. Schl. 554.2. 2. bekanntes Expl., Stplgl. Taxe: 75.000 Euro. Zuschlag: 160.000 Euro.
Das seltene Exemplar stammt aus dem Gold der Grube Fürstenzeche in der Nähe des oberfränkischen Goldkronach. Es ist das einzige im Handel befindliche Exemplar, ein weiteres befindet sich im Staatlichen Münzkabinett im Bodemuseum, Berlin. Geschätzt mit 75.000 Euro erzielte das Stück einen Zuschlagspreis von 160.000.- Euro, der Sammler musste also inklusive Aufgeld und Mehrwertsteuer fast 200.000 Euro dafür ausgeben.
Dieser Zuschlag war der Höhe- und gleichzeitig Scheitelpunkt der einwöchigen Auktion im Hotel Steigenberger, die am 18. Juni zunächst mit Teil zwei einer Sammlung osmanischer Münzen begonnen hatte.
A 210, Los 1722: OSMANEN. Mahmûd II. 1223-1255 H. Neuer Beshlik 1223 H. Ölçer -; KM -. RRR, perfekte gleichm. Ausprägung, vz. Taxe: 2000 Euro. Zuschlag: 7500 Euro.
Diese Kollektion enthielt wieder etliche Raritäten mit teils beachtlichen Zuschlägen. Hier ein Beispiel: Ein auf 2.000 Euro geschätzte neuer Beshlik 1223 H. aus der Münzstätte Qustantînîya (Konstantinopel / Istanbul) erreichte 7.500 Euro.
A 211, Los 2529: CHINA, Provinz Anhwei. 1 Dollar (7 Mace, 2 Candareens) Jahr 23 (1897). Messingprobe versilbert. L./M. vgl. 192 A (dort in Kupfer). Wohl Unikum, vz. Taxe: 5000 Euro. Zuschlag: 145.000 Euro.
Aus dem folgenden Katalog 211 (Mittelalter-Neuzeit) ist vor allem die Messingprobe des chinesischen Dollars 1897 (Provinz Anhwei) zu nennen: ein versilbertes Unikum mit Stempelglanz und einer Taxe von 5.000 Euro. Der Zuschlag lag letztlich bei 145.000 Euro. Das Ergebnis wurde, so der Eindruck vor Ort, wie ein Paukenschlag registriert. So laut, da konnte der unmittelbar folgende Zuschlag von immerhin 46.000 Euro für eine Mace-Probe von 1897 (Provinz Sin Kiang / Sungarai) fast schon überhört werden. Dieses Unikum war ebenfalls auf 5.000 Euro getaxt.
Aber auch andere Sammelgebiete fuhren beachtliche Ergebnisse ein, die alle unter www.kuenker.de einsehbar sind. Ein Bespiel aus den USA: Ein kupferner Large Cent 1797 der Münzstätte Philadelphia stand mit 250 Euro im Katalog, wechselte dann aber erst für 15.000 Euro den Besitzer. Ein besonders attraktiver Guldiner o.J. (nach 1511) von Kaiser Maximilian I. wurde für 20.000 Euro verkauft, 5.000 Euro über seiner Schätzung. Um das Siebenfache legte der Reichstaler 1624 des Olmützer Erzbischofs Franz von Dietrichstein zu und war somit erst für 7.000 Euro zu ersteigern. Medaillen und Papiergeld belegten auch wieder die Bandbreite, die stets in Osnabrück geboten wird. Zu den Medaillen nur ein Beispiel: Auf 200 Euro war eine Silbermedaille 1681 auf den Hamburger Tuchhändler Wilhelm Stadtländer veranschlagt, die Sammler einigten sich schließlich auf einen Zuschlagspreis von 2.400 Euro. Papiergeld kam auch in der Haussammlung der Fürsten zu Solms-Hohensolms-Lich vor: Mehrere Guldenscheine aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erzielten Zuschläge zwischen 1.200 und 2.200 Euro. Die Spanne für die gut 300 Nummern des Solms-Kataloges reichte von 22 Euro (halber Batzen 1588, Taxe 20 Euro) …
A 212, Los 4225: SOLMS. Christian August (1714-1784). Konv.-Taler 1770. Dav. 2787. Joseph 458. Von größter Seltenheit, sehr attrakt. Expl., Tönung, kl. Schrf., vz-Stplgl. Taxe: 4000 Euro. Zuschlag: 34.000 Euro.
… und 34.000 Euro (Konventionstaler 1770, Taxe 4.000 Euro). Der Katalog des bedeutenden hessischen Adelshauses ist weit mehr als ein Auktionskatalog: Künker hat erneut ein gut gemachtes und informatives Zitierwerk vorgelegt. Der Katalog beinhaltete viele Raritäten, wie etwa eine Reichstalerklippe 1616 aus Lich. Das auf 2.500 Euro geschätzte Unikum erzielte 10.500 Euro.
In der Wochenmitte stand der zweite Teil der Sammlung Vogel (Katalog 213) mit zahllosen Besonderheiten in besten Qualitäten auf dem Programm. Bevor der preußische Dukat von 1803 aufgerufen wurde, gab es schon einige Aha-Erlebnisse. Etwa mit dem Goldabschlag zu 20 Dukaten des bayrischen Königstalers 1806 von Maximilian I. Joseph. Veranschlagt auf 50.000 Euro, wurde der Zuschlag auf 120.000 Euro hoch geboten. Ein Doppeldukat 1804 des Fürstentums Hohenlohe, ein Prachtstück und Unikat, wurde für 55.000 Euro verkauft, 25.000 Euro über der Schätzung. Nach dem Bietergefecht um die bereits erwähnte Goldkronacher Ausbeutemünze beeindruckten u.a. zwei auf 30.000 und 25.000 eingestufte Dukaten von 1804 des Herzogtums Württemberg. Der erste wechselte für 55.000, der zweite für 60.000 Euro den Eigentümer. Der zweite Teil des Kataloges 213 beinhaltete eine komplette Typensammlung des Kaiserreichs in Gold und Silber. Die teuersten Stücke überstiegen ihre Taxen deutlich: 10 Mark 1873 Mecklenburg-Strelitz wurde für 40.000 Euro zugeschlagen (Taxe: 30.000 Euro), 20 Mark 1872 Sachsen-Coburg-Gotha für 65.000 Euro (Taxe: 50.000 Euro), 3 Mark 1918 Bayern auf die Goldene Hochzeit des Königspaares für 32.000 Euro (Taxe: 20.000 Euro), und Friedrich der Weise, 3 Mark 1917 Sachsen, verlangte 67.500 Euro (Taxe: 60.000 Euro).
Der Katalog 214 enthielt Goldmünzen sowie den Teil mit Russischen Münzen und Medaillen. Glanzlicht bei den Goldprägungen wurde eine brasilianische Münze des Jahres 1732 zu 12.800 Reis. Mit dem Gegenstempel von Martinique gehört sie auf diese Insel und gleichzeitig in die Rubrik „unpubliziert“. Dem hielt die Taxe von 15.000 Euro nicht stand, zugeschlagen wurde das Unikum für 26.000 Euro. Für ein dekoratives Etui aus der Zeit des französischen Königs Louis XVIII. (1814-1824) mit drei Medaillen in Gold, Silber und Kupfer auf die Seeschlacht bei Malaga 1704 (Taxe: 15.000 Euro) wurden 31.000 Euro benötigt. Auf 3.000 Euro hat ein Dukat 1765 des Habsburgers Josef II. seine Taxe verdreifacht. Ein Bankportugalöser zu 10 Dukaten aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf den Hamburger Bürgermeister Johan Schulte verdoppelte seine Schätzung und erzielte einen Zuschlagspreis von 24.000 Euro. Auch bei den russischen Exponaten gab es Überraschungen. Elisabeths St. Petersburger Rubel 1757 mit ihrem Porträt von J. Dassier hat seine Schätzung knapp verdoppelt: der Zuschlag lag letztlich bei 97.500 Euro. Ein Familienrubel (im Wert von 1 1/2 Rubel oder 10 Zlotych) des Zaren Nikolaus von 1836/1837 war nicht für die veranschlagte 25.000 Euro zu haben. Für das attraktive, patinierte Exemplar mussten schließlich 44.000 Euro geboten werden. Ein Rubel von Alexander III. aus dem Jahr 1886 vervielfachte seine Schätzung von 1.000 auf 8.500 Euro.
A 215, Los 9400: RUSSLAND. Ordensset (2) des Kaiserlichen Ordens des heiligen Fürsten Alexander Newsky, 3. Modell (1858-1917), bestehend aus Kleinod mit Schwertern, Gold emailliert, sowie Bruststern mit Schwertern, Silber teils vergoldet, Gold- und Emailleauflagen. ZK2 3070, 3076. RR, II. Taxe: 35.000 Euro. Zuschlag 120.000 Euro.
Abermals hat das Haus Künker in diesem Sommer einen beachtlichen Katalog von Orden vorgelegt, die am letzten Tag der fünftägigen Auktionen zum Ausruf kamen. Das teuerste Objekt – ein Ordensset des Kaiserlichen Ordens des heiligen russischen Fürsten Alexander Newsky – kostete statt geschätzter 35.000 Euro stolze 120.000 Euro. Mit 360 Euro (Taxe 250 Euro) verließ ein „Berliner Eisen“ die Bühne, ein Gedenkkreuz auf den Sieg 1815 bei Waterloo/Belle Alliance. Das macht das Sammeln so spannend: Orden wie Münzen bringen ihre eigene Geschichte mit. Eindrucksvoll war die von Katalogautor Michael Autengruber in einem Vortrag dargestellte Geschichte um Napoleons verschwundene Orden. Sie wurden 1815 bei dem eben genannten Belle Alliance erbeutet, gelangten in preußischen Museumsbesitz, um dann 1945 den Weg in die Versenkung nach Russland anzutreten. Diese zweimalige Kriegsbeute war lang verschollen, tauchte spät wieder auf und konnte in diesem Sommer in Paris ausgestellt werden.
Insgesamt verkaufte das Auktionshaus Künker über 6.500 Nummern. Nur 266 Lose gingen in den Nachverkauf. Die Gesamtschätzung von gut sieben Millionen Euro wurde um etwa vier Millionen Euro überboten. Münzen und Orden, so das Fazit, verkaufen sich weiter sehr gut. Nach den Steigerungen für Russland, China und Gold meinten Händler untereinander: „Das Silber zieht an!“ Das wird sich ab dem 8. Oktober zeigen, wenn Künkers Herbstauktionen beginnen. Zusätzlich zum gewohnten Termin Anfang Oktober hat das Auktionshaus zwei weitere Tage Auktion für Ende Oktober angesetzt: die Künker Raritäten Auktion findet vom 30.-31. Oktober wie gewohnt in Osnabrück statt.