08-03-2015 – 11-03-2015
Auktion 228-230
Spitzenpreise für römisches Gold
Vom 9. bis zum 12. März 2015 fand die Auktionswoche von Gorny & Mosch im Anschluss an die Numismata statt. Es war ein umfangreiches Angebot mit Münzen von der Antike bis zur Gegenwart. Mehrere Sammlungen wurden angeboten, darunter eine große Serie von Münzen der römischen Republik und eine Typensammlung französischer Münzen ab der Französischen Revolution.
Auktion 228 – Hochwertige Münzen der Antike
Mit 12.000 Euro war das Titelstück der Auktion Gorny & Mosch 228 geschätzt.
Nr. 44: SIKULOPUNIER (Sizilien). Tetradrachme, 320-310. Erworben 1945 bei Ratto. Herrlicher Stil! Fast vorzüglich. Taxe: 12.000,- Euro. Zuschlag: 24.000,- Euro.
Es war eine prachtvolle Tetradrachme der Sikulopunier, attraktiv getönt, von feinstem Stempelschnitt mit beeindruckender Provenienz. Und so konnte sich auch das Resultat sehen lassen. Die Münze wechselte mit 24.000 Euro den Besitzer. Nur die Hälfte, aber immerhin 12.000 Euro bei einer Schätzung von 7.000 Euro, erzielte die seltene Golddrachme von Karystos mit dem Kopf des bärtigen Herakles auf der Vorderseite und der liegenden Kuh auf der Rückseite.
Nr. 124: ATHEN (Attika). Didrachme, 545-515. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 26.000 Euro.
Auch die verschiedenen Stücke aus der Serie der athenischen Münzen fanden viele Interessenten. Die Wappenmünzen brachten dabei die höchsten Resultate: 26.000 Euro lautete der Zuschlag für die Didrachme mit Rad, 22.000 Euro für die Didrachme mit dem Gorgoneion, beide Stücke waren mit 10.000 Euro geschätzt gewesen. 14.000 Euro realisierte die erste archaische Eule der Serie, 16.000 das Stück mit dem attraktiven, voll auf dem Schrötling ausgeprägten Helmbusch, 12.000 Euro eine andere vorzügliche Tetradrachme mit einem wundervollen archaischen Lächeln Athenas.
Nr. 120: ATHEN (Attika). Tetradrachme, ca. 400-380. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 2.500,- Euro. Zuschlag: 6.500 Euro.
Das numismatisch interessanteste Stück der Serie dürfte die spätklassische Tetradrachme gewesen sein, auf der ein Stierkopf als Beizeichen anzeigt, dass die Münze vielleicht in Westkleinasien oder in der Levante geprägt wurde. Mit 2.500 Euro war dieses Los geschätzt, der Zuschlag erfolgte erst bei 6.500.
Nr. 340: RÖMISCHE REPUBLIK. L. Calpurnius Piso Frugi. Silberner Sesterz, 90 v. Chr. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 2.500,- Euro. Zuschlag: 11.000,- Euro.
Münzen der römischen Republik sind per se nicht selten. Und doch gibt es dazwischen immer wieder Raritäten, von denen nur der Kenner weiß, wie selten sie eigentlich sind. Nehmen wir als Illustration den silbernen Sesterz aus der nun wirklich umfangreichen Serie, die L. Calpurnius Piso Frugi um 90 v. Chr. mit dem Kopf des Apoll auf der Vorderseite und dem nach rechts galoppierenden Reiter auf der Rückseite prägen ließ. 2.500 Euro war das Stück geschätzt. Der Zuschlag erfolgte erst bei 11.000 Euro. Wenn man bedenkt, wie selten Sesterze aus dieser Zeit sind, ein hohes, aber durchaus ein angemessenes Resultat.
Fast noch wichtiger als die Seltenheit ist für Münzen der römischen Republik ihre Schönheit. Die Prägung des C. Publicius zum Beispiel aus dem Jahre 80 v. Chr., die auf der Rückseite den mit dem nemeischen Löwen ringenden Herkules zeigt, bleibt normalerweise im dreistelligen Bereich. Doch wenn das Stück vorzüglich ist, voll ausgeprägt, bestens zentriert und dazu noch eine schillernde Tönung aufweist, dann kann der Zuschlag schon mal auf 3.000 Euro steigen. Auch das Ergebnis von 1.600 Euro für einen Denar des Papius mit dem springenden Greif auf der Rückseite kann nur mit dessen Schönheit erklärt werden.
Nr. 727: GLYCERIUS, 473-474. Solidus, Ravenna. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 65.000,- Euro.
Keine Erklärung dagegen brauchen die Zuschläge für römisches Gold. Die muss man lediglich auflisten, um den Trend bestätigt zu sehen, dass römische und byzantinische Goldmünzen in ansprechender Erhaltung heute bei Sammlern mehr als beliebt sind: Tiberius, Stempelglanz, Schätzung: 5.000, Zuschlag: 13.000; Lucius Verus, Stempelglanz, Schätzung: 10.000, Zuschlag: 30.000; Caracalla, vorzüglich, Schätzung: 5.000, Zuschlag: 19.000; Philippus Arabs, vorzüglich, Schätzung: 25.000, Zuschlag: 36.000; Hostilian, gutes vorzüglich, Schätzung: 25.000, Zuschlag: 50.000; Glycerius, fast vorzüglich, Schätzung: 30.000, Zuschlag: 65.000; Michael III., gutes vorzüglich, Schätzung: 14.000, Zuschlag: 22.000.
Auktion 229 – Antike Münzen und Lots
Traditionell werden am zweiten Tag bei Gorny & Mosch die Münzen versteigert, die für die Sammler gedacht sind, die durchaus auf den Geldbeutel schauen müssen. Dass es darunter auch viel Material für engagierte Spezialsammler gibt, wissen alle. Nicht jeder konnte sich zum Beispiel die seltene Drachme des armenischen Herrschers Artavasdes III. für 18.000 Euro leisten, die dieser mit seinem eigenen Porträt und dem des römischen Kaisers Augustus herausgab und die in Auktion 228 versteigert wurde. Aber die meisten Armenien-Sammler fanden etwas für ihr Gebiet in der zweiten Auktion, bei der 15 armenische Münzen aufgerufen wurden. Von 120 bis 800 Euro reichten die Preise. Die Gesamtschätzung von 2.750 Euro wurde mit einem Gesamtzuschlag von 5.410 Euro weit übertroffen. Das ist natürlich nicht so spektakulär wie die Preise für römisches Gold, aber hinsichtlich der Freude der neuen stolzen Besitzer dürfte es kaum einen Unterschied gegeben haben.
Vor allem wer sich für das dritte Jahrhundert n. Chr. interessierte, wurde fündig. Nennen wir in diesem Zusammenhang nur zwei interessante Stücke: Eine Legionsprägung des Gallienus mit dem Wildschwein auf der Rückseite wurde bei einer Schätzung von 120 Euro für 700 Euro zugeschlagen. Ein Quinar des Probus auf seinen Sieg über die Germanen brachte 2.000 Euro bei einer Schätzung von 1.500 Euro.
Auktion 230 – Mittelalter und Neuzeit / Sammlung Frankreich und Kolonien / Sammlung Russland
570.000 Euro hatte die Gesamtschätzung von Auktion 230 betragen, auf 875.000 Euro lautete der Zuschlag. Zu finden waren in diesem Angebot viele spannende Stücke mit realistischen Schätzungen, was zahlreiche Kunden zu würdigen wussten.
Vor allem die vielen Ausbeute-Münzen stießen auf ein interessiertes und bietfreudiges Publikum. Alle Stücke wurden verkauft, zumeist weit über der Schätzung.
Nr. 3085: BRAUNSCHWEIG-CELLE / CALENBERG. Ernst August zu Calenberg, 1679-1698. Ausbeutetaler 1684 HB. Münzstätte Clausthal. Fast vorzüglich. Taxe: 1.200,- Euro. Zuschlag: 4.600,- Euro.
Besonders erwähnen wollen wir an dieser Stelle den Ausbeutetaler 1684 HB von Ernst August von Braunschweig-Calenberg (1.200 / 4.600 Euro), den Ausbeutetaler 1720 HCB von Georg I. Ludwig von Braunschweig (750 / 2.400 Euro) und die Ausbeute-Medaille 1847 von Friedrich August II. von Sachsen auf die Erträge der Grube Himmelfahrt samt Abraham zu Freiberg (1.000 / 2.600 Euro).
Natürlich ist es immer interessant zu sehen, wie sicher Sammler die Stücke herauspicken, die wirklich selten sind.
Nr. 3139: HESSEN. Ludwig IV. zu Marburg, 1567-1604. 1/2 Vereinstaler 1572. Sehr selten. Fast sehr schön. Taxe: 500,- Euro. Zuschlag: 3.600,- Euro.
So stieg ein äußerst seltener halber Vereinstaler von 1572, geprägt von Ludwig IV. zu Marburg, von seiner Schätzung mit 500 Euro auf 3.600 Euro, ein unsignierter schlesischer Patenpfennig von 1704 von 350 auf 1.800 Euro.
Für die Kunstfertigkeit, die auf ihre Herstellung verwendet wurde, waren die deutschen Medaillen des 16. Jahrhunderts, die unter den Nummern 3342 bis 3349 angeboten wurden, eigentlich immer noch viel zu günstig, obwohl sie keine schlechten Preise erzielten.
Nr. 3347: MEDAILLEN. Medaille 1565, signiert R (Lukas Richter). Aus Auktion Lanz 33 (1985), 66. Selten. Sehr schön. Taxe: 500,- Euro. Zuschlag: 2.200,- Euro.
So brachte, um nur ein Beispiel zu nennen, eine sehr schöne Medaille von Lukas Richter aus dem Jahr 1565, die auf der einen Seite den Sündenfall, auf der anderen den Beginn der Erlösung mit der Geburt Jesu zeigt, statt ihrer Schätzung von 500 Euro 2.200 Euro.
Höhepunkt der Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit war eine Typensammlung französischer Münzen nach der Revolution mit zahlreichen Medaillen und einer weiteren Partie von Münzen der französischen Kolonien. Suchen wir dort nicht nach den Rekordpreisen! Es ist erfreulich genug, dass es derzeit in Deutschland so viele Sammler für dieses Gebiet gibt, dass von den knapp 200 Münzen nur 16 nicht verkauft wurden. 45.000 Euro hatte die Gesamtschätzung betragen, der Zuschlag addierte sich auf 67.000 Euro, ein durchaus stolzes Ergebnis.
Nr. 3655: ITALIEN / CASALE / MONTFERRAT. Wilhelm II., 1494-1518. Bronzemedaille o. J. Selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 100,- Euro. Zuschlag: 2.400,- Euro.
Zur Überraschung der Auktion wurde eine Bronzemedaille mit dem Porträt Wilhelms II. von Montferrat, 1494-1518, die von 100 Euro auf 2.400 Euro kletterte. Fast einen genauso großen Sprung schaffte eine Medaille von 1580 mit den Wappen des Wilhelm Scheuhenstuel zu Weyching und seiner Frau Lucia Zandegger. Sie war ebenfalls mit 100 Euro geschätzt und wurde mit 2.000 Euro zugeschlagen.
Dass es sich immer lohnt, die Lots bei Gorny & Mosch ausführlich zu besichtigen, wurde besonders an Losnummer 3925 deutlich. Mit 50 Euro waren die 118 Stücke in unterschiedlichster Erhaltung geschätzt. Das Bietergefecht endete erst bei 1.000 Euro. Da müssen zwei Kenner eine große Seltenheit entdeckt haben.
Es folgten die islamischen Münzen mit einer Sammlung von osmanischen Prägungen. Zahlreiche Seltenheiten wurden angeboten, und die Kunden wussten diese Raritäten zu schätzen. So realisierte ein sehr schöner Altin von Selim I. aus dem Jahr 1517, Münzstätte Misr 4.200 Euro (Schätzung: 1.000 Euro) …
Nr. 4285: ISLAM / OSMANISCHES REICH. Abd al-Hamid I., 1187-1203 H. (1774-1789). 1 1/2 Altin 1187 H. / Jahr 7 (= 1773). Münzstätte Misr. Ziynet-Prägung nach Istanbuler Vorbild. Äußerst selten. Gelocht, sehr schön. Taxe: 1.000,- Euro. Zuschlag: 10.000,- Euro.
… und eine äußerst seltene Zinyet-Prägung nach Istanbuler Vorbild aus der Münzstätte Misr wechselte nach einem heißen Bietergefecht erst bei 10.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 1.000 Euro).
Zuletzt kam eine eindrucksvolle Sammlung russischer Münzen. Die erzielten Preise legen ein Zeugnis davon ab, dass der Rubel gegenüber dem Euro stark an Wert verloren hat. Vor allem für Münzen und Medaillen im unteren und mittleren Preissegment sind zahlreiche Käufer ausgefallen, so dass derzeit die Preise für russische Münzen und Medaillen relativ niedrig sind.
Nr. 5010: RUSSLAND. Peter I., 1682/89-1725. Bronzemedaille 1709 (spätere Prägung) auf die Schlacht bei Poltawa. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 100,- Euro. Zuschlag: 300,- Euro.
Wann konnte man das letzte Mal eine Bronzemedaille mit dem Porträt Peters I. auf die Schlacht bei Poltawa in vorzüglich bis Stempelglanz für 300 Euro kaufen? Verzeichnete bisher jede perfekte Münze und Medaille einen gewaltigen Sprung nach oben, müssen wir jetzt nach den Ausreißern lange suchen.
Nr. 5234: RUSSLAND. Alexander III., 1881-1894. Rubel 1889 AG, St. Petersburg. Sehr selten. Stempelglanz. Taxe: 7.500,- Euro. Zuschlag: 26.000,- Euro.
Nennen können wir hier nur einen Rubel von 1889 AG aus der Münzstätte St. Petersburg in Stempelglanz, der von 7.500 auf 26.000 Euro kletterte.
Nr. 5261: RUSSLAND. Orden und Ehrenzeichen: Weißer Adler-Orden. Garnitur von Ordensdekoration und Bruststern, nicht datiert (um 1910). I-II. Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 22.000,- Euro.
Die großen Raritäten – wie zum Beispiel der Weiße Adlerorden – wurden unter der Schätzung verkauft oder gingen – wie das silberne 5 Kopeken-Stück von 1860 SPB-FB aus St. Petersburg – gar zurück.
Alle Ergebnisse können im Internet eingesehen werden.
Die kompletten Kataloge sind ebenfalls online einsehbar: Katalog 228, 229 und 230.
Die nächste Auktion mit Kunst der Antike findet am 17. Juni 2015, die nächste Münzauktion vom 5. bis 9. Oktober 2015 statt. Einlieferungen für letztere werden bis 28. Juli 2015 entgegengenommen. Kontaktieren Sie Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung, Maximiliansplatz 20, D-80333 München, Tel. +49 / (0)89 / 24 22 643-0, Fax +49 / (0)89 / 22 85 513.