25-09-2011 – 29-09-2011
Herbstauktionen Nr. 193-198
Herbstauktion Künker: 180000 Euro für einen Gulden Gustav Vasas
Die Schweden-Sammlung von Julius Hagander (1925-2009) sorgt weiter für Furore. Erzielte im März sein 1644 unter Schwedens Königin Christina in Riga geprägter sechsfache Dukat den Rekordzuschlag von 260000 Euro, so folgten in der Osnabrücker Herbstauktion weitere Spitzenergebnisse.
Die Schweden-Sammlung von Julius Hagander (1925-2009) sorgt weiter für Furore. Erzielte im März sein 1644 unter Schwedens Königin Christina in Riga geprägter sechsfache Dukat den Rekordzuschlag von 260000 Euro, so folgten in der Osnabrücker Herbstauktion weitere Spitzenergebnisse.
Nr. 5001: SCHWEDEN. Gustav Eriksson Vasa (1521-1560). Gyllen 1528. Ahlström 34 a (XR, dieses Exemplar). Appelgren 476. Dav. 8690. Hagander 1. Von allergrößter Seltenheit. Prachtvolle Patina, vorzüglich. Taxe: 50000 Euro, Zuschlag: 180000 Euro.
Spitzenreiter war dieses Mal der einzigartige Gulden von König Gustav Vasa aus dem Jahr 1528. Das Aktionshaus Künker hatte diesen schwedischen „Gyllen“ auf 50000 Euro getaxt. Die schriftlichen Gebote nannten Beträge von bis zu 120000 Euro. Im Steigenberger Hotel Remarque kletterten die Gebote weiter bis zum Zuschlag von 180000 Euro. Es war recht spannend. Sind Auktionen ein eher stilles Geschäft, so lösen derlei Ergebnisse lauten Beifall aus.
Nr. 5051: SCHWEDEN. Christina (1632-1654). Rose Ryal (4 Dukaten) o. J. (nach 1648), auf den Westfälischen Frieden. Ahlström 31 (dieses Exemplar, XR). Deth./Ord. 83. Fb. 14 a. Hagander -. Neumann -. Einziges bekanntes Expl. in Privatbesitz, sehr attraktiv, min. gewellt, vz. Taxe: 50000 Euro, Zuschlag: 170000 Euro.
Den gab es im Katalog 196 einige Nummern später abermals – und wieder mischte Christina mit. Für ihren vierfachen Dukat (Rose Ryal) o.J., nach 1648 in Riga auf den Westfälischen Frieden geprägt, waren ebenfalls 50000 Euro erwartet worden. Diese Taxe wurde in der Friedensstadt Osnabrück um das gut Dreifache auf 170000 Euro gesteigert. Diese herrliche, fast 14 Gramm schwere Goldmünze ist und bleibt nach Künkers Herbstaktion das einzige Exemplar in Privatbesitz.
Alle 219 Lose des zweiten Teils der Hagander-Sammlung wurden zugeschlagen, die Gesamttaxe um 111 Prozent überboten. Unter dem Strich waren das gut 1,7 Millionen Euro. Dutzende seiner Münzen und Medaillen fuhren fünfstelligen Ergebnisse ein. Zu ersehen sind die Ergebnisse im Internet, wie auch alle anderen Ergebnisse der einwöchigen Auktion mit sechs Katalogen. Von den knapp 8000 Nummern gingen nur 224 in den Nachverkauf. Die Prognose von 7,6 Millionen Euro wurde um rund 60 Prozent überboten, am Ende wurden es stolze 12 Millionen Euro. Damit ist klar, Hagander hat keineswegs die gesamte Auktionswoche dominiert.
Nr. 4279: ÖSTEREICH. Franz-Josef I. (1848-1916). Dukat 1881 KB. Fb. 240. J. 360. Schl. 36. Nur 43 Expl. Geprägt, vz. Taxe: 5000 Euro, Zuschlag: 24000 Euro.
Hochkarätiges Material hatte beispielsweise auch Franz Josef zu bieten, Österreichs Kaiser von 1848-1916, den auch Nichtsammler seines Backenbarts und seiner berühmten Gattin Sisi (Sissi) wegen kennen. Künker hat dem Kaiser für 788 Lose einen eigenen Katalog (Katalog 195) spendiert.
Die Sammler konnten aus dem Vollen schöpfen, und taten es dann auch: Das Gesamtergebnis von fast 900000 Euro lag um etwa 80 Prozent über den Erwartungen. Zwei Beispiele: 4 Dukaten 1859 Wien, Taxe 3000 Euro, Zuschlag 9500 Euro, sowie ein Dukat 1881 Kremnitz, Taxe 5000 Euro, Zuschlag 24000 Euro. Zwei Spezialsammlungen also, die man sich merken wird, nach denen zitiert werden kann.
Nr. 202: BITHYNIA, Kios. Stater 334/323 v. Chr.. Waddington, Rec. gen. 1, Pl. XLIX, 4. Wohl das einzige Exemplar im Handel. AV. L dez., gutes ss. Taxe: 15000 Euro, Zuschlag: 65000 Euro.
Begonnen hatte die Woche mit 1200 Nummern Antike im Katalog 193, deren Taxe um rund 40 Prozent auf knapp 1,8 Millionen Euro überboten wurde. Eine Tetradrachme 450/425 v. Chr. aus Trakien, Abdera, erzielte statt erwarteter 7500 Euro stolze 30000 Euro. Ein Stater 334/323 v. Chr. aus Bithynia, Kios, kam auf 65000 Euro (Taxe: 15000 Euro).
Nr. 2435: POLEN. Stephan Bathory (1576-1586). 3-Gröscher 1582. Iger O.82.1 a (dieses Expl., R7). Kopicki -. Von größter Seltenheit, kl. Stpl.riss, ss. Taxe: 2000 Euro, Zuschlag: 18000,- Euro.
Thema Silber: Der Katalog 194 erzielte mit rund 1800 Losen einen Gesamtzuschlag von gut 1,6 Millionen Euro. Das waren mehr als 60 Prozent der Taxe. Erstaunlich ein polnischer 3-Gröscher 1582 von Stephan Bathory, sehr selten, auf 2000 Euro geschätzt, erreichte 18000 Euro.
Einen Tausender weniger verlangte Albrecht Wallensteins Reichstaler 1629 aus Jitschin, der mit 5000 Euro im Katalog geführt war. Gut liefen, auch darauf sei nur beispielhaft hingewiesen, Brakteaten von Halberstadt, Helmstedt und Hessen. Ein mit 100 Euro ins Rennen gegangener Pfennig des Halberstädter Bischofs Meinhard von Kranichfeld (1241-1252) wurde für 2000 Euro zugeschlagen.
Sehr beliebt sind auch stets die umfangreichen Lots. Der Ersteigerer der Nummer 3840 (Taxe 2000, Zuschlag 5500 Euro) hatte übrigens ordentlich zu schleppen: 17,5 Kilogramm 19./20. Jahrhundert aus aller Welt.
Gold ist derzeit besonders stark gefragt, das bestätigte auch der Katalog 197. 3400 Nummern erreichten knapp 3,5 Millionen Euro, ein Plus von etwa 40 Prozent. Die Nase vorn hatte Polens König Kasimir (1649-1668). Sein Doppeldukat 1650 aus Fraustadt erreichte punktgenau die erwarteten 75000 Euro, und das gleiche Nominal 1656 aus Krakau vervierfachte seine Taxe auf 40000 Euro. Beim Reichsgold lag erwartungsgemäß ein „Goldfuchs“ zu 20 Mark 1875 aus Reuss vorn, aber nicht mit den erwarteten 30000, sondern 50000 Euro. Die Reichsmünzen (Gold und Silber) gingen sämtlich gut weg, die Taxe wurde um etwa 40 Prozent überboten.
Bleibt noch der letzte Auktionstag mit den Schwergewichten Russland und China im Katalog 198. Hier wurde die Gesamttaxe für rund 1300 Nummern auf knapp 2,6 Millionen Euro verdoppelt. Im Russland-Katalog kam der halbe Rubel (Poltina) 1701 Peter des Großen groß heraus, er verbesserte seine Taxe um 20000 auf 70000 Euro. Der auf 100000 Euro veranschlagte Proberubel von Peter II. aus dem Jahr 1727 wurde für 85000 Euro zugeschlagen, während sich der zweifache Rubel Katharinas I. von 1726 von 12500 auf glatte 40000 Euro verbesserte.
Überraschungen auch in China: Ein auf 5000 geschätzte Dollar der Provinz Pei-Yang von 1896 („Jahr 22“) war erst für 55000 Euro zu haben. Ein fünf Jahre alter Gold-Panda zu 10000 Yuan, immerhin ein Kilogramm Feingold, wechselte nicht für 35000, sondern für 65000 Euro den Eigentümer.
Rekordzuschläge dürfen nicht den Blick vor den zwei- bis vierstelligen Ergebnissen in Osnabrück verstellen, die es zuhauf gab. Ganz bescheiden kamen schließlich Franz Josef und seine Sisi daher: Gegen Ende des Kataloges 195 reichten 5 (fünf!) Euro für einen hübschen Bronzejeton 1867 auf ihre Krönung zum Herrscherpaar von Ungarn. Und Julius Hagander? Die Sammler sind gespannt auf die Auktion im März 2012, da kommt der dritte Teil seiner Sammlung nach Osnabrück.
Alle Ergebnisse und die detaillierten Auktionskataloge finden Sie auch im Internet.