Fritz Rudolf Künker, D-Osnabrück

13-03-2016 – 17-03-2016

Auktion 273-276

240.000 Euro für einen 8fachen Dukaten der Stadt Danzig

Mehr als 3.000 Bieter aus aller Welt konkurrierten um die rund 5.700 Losnummern, die in den vier Auktionskatalogen der Künker Frühjahrs-Auktion zum Ausruf kamen. Sie sorgten dafür, dass der Gesamtschätzung von 7,3 Mio. Euro ein Gesamtzuschlag von 10,7 Mio. Euro gegenübersteht. Einen großen Anteil daran hatten die Münzen der römischen Kaiserzeit mit den vielen darin enthaltenen perfekten Aurei. Die Prägungen dieses Gebietes erzielten bei einer Schätzung von 1,4 Mio. Euro einen Zuschlag von 2,2 Mio. Euro.

Auktion 273: Antike

Natürlich gab es auch bemerkenswerte Ergebnisse bei den griechischen Prägungen. Beschränken wir uns stellvertretend auf ein Dekadrachmon aus Syrakus (75.000 / 80.000 Euro) und einen Elektronstater aus Kyzikos mit der Darstellung des Omphalos (7.500 / 12.000 Euro), um mehr Platz für die vielen interessanten Zuschläge aus dem Bereich der römischen Kaiserzeit zu haben.

Nr. 582: OCTAVIAN. Dupondius, 38 v. Chr., italische Münzstätte. Mit Divus Iulius Caesar. RPC 620. Sehr selten. Feine grüne Patina. Vorzüglich. Taxe: 5.000,- Euro. Zuschlag: 22.000,- Euro.

Gleich ob Gold, Silber oder Bronze, ob seltene Rarität oder relativ häufiges Stück, wenn eine Münze attraktiv war, wenn also Erhaltung, Prägung, Stil und Patina stimmten, hatte sie gute Chancen auf einen hohen Preis. Nehmen wir drei Münzen als Beispiel: Mit 5.000 Euro war ein sehr seltener Dupondius aus dem Jahre 38 v. Chr. geschätzt. Er zeigte auf der Vorderseite das Porträt Octavians, auf der Rückseite das seines vergöttlichten Adoptivvaters Caesar. Seine feine grüne Patina und ein für diese Emission herausragender Stil veranlassten einige Sammler, den Preis auf 22.000 Euro hochzutreiben. Dagegen nehmen sich die 1.700 Euro geradezu bescheiden aus, die für einen Quadrans des Caligula mit dem Pileus auf der Vorderseite gezahlt wurden. Denkt man aber daran, dass diese Stücke normalerweise in attraktiver Qualität mit 200 Euro – so auch die Schätzung – gehandelt werden, wird einem klar, dass dieser Quadrans nicht zum Durchschnitt gehörte: Er war perfekt! Und stammte aus einer Leu Auktion. 

Nr. 639: CALIGULA, 37-41. Mit Divus Augustus. Aureus, 37, Lugdunum. RIC 9. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 95.000,- Euro.

Nicht ganz perfekt, aber ausgesprochen selten waren zwei Aurei vom gleichen Typ, die auf der Vorderseite Caligula, auf der Rückseite den vergöttlichten Augustus zeigten. 60.000 Euro resp. 15.000 Euro lautete die Taxe. Im Ergebnis glichen sie sich einander an: Sie kosteten 95.000 resp. 75.000 Euro.
Überhaupt die Aurei, sie bringen in herausragender Qualität ja schon seit Jahren Höchstpreise. Beschränken wir uns an dieser Stelle auf einige wenige Namen und Zahlen: Vespasian (7.500 / 40.000 Euro), Commodus (25.000 / 34.000 Euro), Pertinax (15.000 / 36.000 Euro) und Caracalla (50.000 / 60.000 Euro.

Nr. 669: ARISTOBULOS von Armenia Minor. AE, Jahr 8 (= 61/62). RPC 3839. Sehr selten. Fast sehr schön. Taxe: 750,- Euro. Zuschlag: 24.000,- Euro.

Kamen diese Ergebnisse erwartet, waren andere Preise völlige Überraschungen, außer vielleicht für die Spezialsammler. Ein gutes Beispiel dafür ist eine unauffällige Bronzemünze, geschätzt mit 750 Euro. Sie zeigt auf der Vorderseite das Porträt des Aristobulos von Kleinarmenien. Nur die wenigsten werden den Namen Aristobulos schon einmal gehört haben. Herodes der Große und seine Stieftochter Salome – ja, die mit dem Schleiertanz und dem Haupt von Johannes dem Täufer – kennt dagegen jeder. Und Aristobulos war der Enkel des Herodes und der Ehemann der berüchtigten Salome, was den Preis des angebotenen Stückes auf 24.000 Euro klettern ließ!
Genauso viel, nämlich 24.000 Euro brachte ein allerdings bereits mit 3.500 Euro geschätzter, überaus seltener Sesterz der Domitia in lediglich fast sehr schön.
Dass auch ein Antoninian des 3. Jahrhunderts für eine Überraschung gut sein kann, bewies eine Prägung des Traianus Decius, perfekt erhalten, aus einer Kastner Auktion von 1976 und wohl ein Unikum. Er brachte statt der taxierten 500 Euro einen Zuschlag von 3.800 Euro.

Nr. 938: CONSTANTIN I., 306-337. Goldmedaillon zu 1 1/2 Solidi, 324, Nikomedia. Unikum. Vorzüglich. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 55.000,- Euro.

Schließen wir mit zwei spätrömischen Stücken. Ein Goldmedaillon zu 1 1/2 Solidi des Constantin I. wurde mit 55.000 Euro zugeschlagen (Schätzung: 10.000 Euro), ein Solidus des Priscus Attalus mit 65.000 Euro (Schätzung: 50.000 Euro).

Auktion 274: Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit / Sammlung Münzwaagen und Einsatzgewichte

Eine Fülle von interessanten Stücken aus Altdeutschland zusammen mit zwei Spezialsammlungen eröffneten Auktion 274. Sowohl die Serie von Prägungen aus Münster als auch die von sächsischen Münzen brachte äußerst zufriedenstellende Resultate. 

Nr. 2107: MÜNSTER. Ferdinand von Bayern, 1612-1650. 1/2 Taler 1633. Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 20.000,- Euro. Zuschlag: 24.000,- Euro.

Zum Spitzenreiter der Sammlung Münster wurde ein äußerst seltener Halbtaler des Ferdinand von Bayern aus dem Jahr 1633 (20.000 / 24.000 Euro), aber auch ein Reichstaler aus dem Jahr der Sedisvakanz von 1688 (3.000 / 7.000 Euro) und ein Reichstaler des Franz Arnold von Wolff-Metternich von 1714 (5.000 / 11.000 Euro) erzielten hohe Zuschläge. Die Lieblinge der Sachsen-Sammler waren die Schmetterlingsprägungen, die immer mal wieder mit der Gräfin Cosel in Verbindung gebracht werden, ohne dass es dafür bis jetzt einen echten Beweis gäbe. Das 16 Groschen-Stück kletterte auf 30.000 Euro (Schätzung: 10.000 Euro), das 4 Groschen-Stück auf 13.000 Euro (Schätzung: 3.000 Euro) und der Goldabschlag zu 11 Dukaten – um hier schon ein Ergebnis der Auktion 275 vorwegzunehmen – auf 65.000 Euro (Schätzung: 25.000 Euro).

Nr. 2935: DÄNEMARK. Svend Estridsen, 1047-1074. Denar, Lund. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 1.000,- Euro. Zuschlag: 6.500,- Euro.

Wer wikingerzeitliche Prägungen aus Großbritannien, Irland, Dänemark und Norwegen sammelt, der dürfte mit großer Spannung auf den Tag der Auktion 274 gewartet haben. Denn es kam eine umfassende Sammlung zur Versteigerung, die sich sowohl durch die Seltenheit der angebotenen Stücke auszeichnete als auch durch deren herausragende Erhaltung. Praktisch alle Lose brachten ein Mehrfaches ihrer Schätzung. Wir heben hier nur die jeweiligen Spitzenreiter hervor: Für Dänemark steht ein sehr seltener, voll zentrierter und voll ausgeprägter Denar des Svend Estridsen, geprägt in Lund. Das fast vorzügliche Stück, das auf der Vorderseite ein stilisiertes Lamm Gottes, auf der Rückseite einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen zeigt, wurde mit 6.500 Euro zugeschlagen (Schätzung: 1.000 Euro). 24.000 Euro brachte ein Penny Alfreds des Große, geprägt in London (Schätzung: 10.000 Euro).

Nr. 3167: IRLAND. Penny, Dublin. Phase I. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 2.500,- Euro. Zuschlag: 11.000,- Euro.

Überraschende 11.000 Euro realisierte ein anonymer irischer Penny im Namen Sithrics, geprägt in Dublin um 1000 (Schätzung: 2.500 Euro), und ein schwedischer Pfennig des 11. Jahrhunderts aus Sigtuna wechselte mit 3.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 750 Euro).
Schließen wir mit dem seltenen Cincuentin aus der spanischen Münzstätte Segovia: Runde 50.000 Euro war sein neuer Besitzer bereit, dafür zu zahlen (Schätzung: 30.000 Euro).

Nr. 4386: POLEN. Danzig, Stadt. 8 Dukaten 1644, mit Titel Wladislaws IV. (1632-1648). Äußerst selten. Fast Stempelglanz. Taxe: 150.000,- Euro. Zuschlag: 240.000,- Euro.

Auktion 275: Goldprägungen / Russische Münzen und Medaillen

Spitzenreiter der Auktion 275 – und gleichzeitig teuerste Münze der gesamten Auktionswoche – wurde ein 8facher Dukat von 1644 mit dem Titel Wladislaws IV. (1632-1648). Das bereits mit 150.000 Euro geschätzte Stück von größter Seltenheit wurde erst mit 240.000 Euro zugeschlagen!
Doch dieser Superlativ soll uns nicht davon abhalten, ein paar andere interessante Ergebnisse zu goutieren. So hatten die Sammler von mittelalterlichen Münzen der Schweiz mindestens genauso gespannt darauf gewartet, wie die merowingische Prägung aus der Walliser Abtei Saint-Maurice zugeschlagen würde: 22.000 Euro entsprachen mehr als dem Doppelten der ursprünglichen Schätzung mit 10.000 Euro.

Nr. 4055: FRANKREICH. Louis XIII., 1610-1643. Huit louis d’or à la tete laurée 1640, Paris. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 120.000,- Euro.

Historisch korrekt war diese Rarität unter Frankreich eingeordnet und vermehrte damit die vielen französischen Münzen, die sehr attraktive Preise brachten. Teuerstes Stück wurde, wie bereits seine Schätzung mit 100.000 Euro vermuten ließ, der achtfache Louis d’or à la tete laurée von 1640 mit einem Zuschlag von 120.000 Euro. In seinem Schatten stand der äußerst seltene und sehr attraktive Florin Philippes VI. von 1346 (40.000 / 55.000 Euro) und ein 2 Pistolen-Stück von 1619, das Moritz von Nassau für sein Fürstentum Orange herausgeben ließ (15.000 / 28.000 Euro).
Fast schon Routine sind die Preise, die aktuell die beeindruckenden britischen 5 Guinea-Stücke erzielen, wenn sie in ansprechender Erhaltung zur Auktion kommen. Hier die drei Spitzenreiter aus Auktion 275: George II. (15.000 / 42.000 Euro), George I. (12.500 / 30.000 Euro) und William III. (12.500 / 26.000 Euro).

Nr. 4916: WÜRTTEMBERG. Karl, 1864-1891. Goldabschlag zu 20 Dukaten von den Stempeln des doppelten Vereinstalers 1871 auf die Wiederherstellung des Ulmer Münsters. Aus Sammlung Vogel. Äußerst selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 30.000,- Euro. Zuschlag: 38.000,- Euro.

Natürlich gab es auch im Bereich Altdeutschland einige interessante Ergebnisse, so brachte ein Goldabschlag im Gewicht von 10 Dukaten anlässlich der Eröffnung der neuen Börse in Bremen im Jahr 1864 statt der taxierten 20.000 Euro 32.000 Euro. Ein Hamburger Portugalöser zu 10 Dukaten auf den Pinneberger Interims-Rezeß wechselte mit 30.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 15.000 Euro) und ein Goldabschlag im Gewicht von 20 Dukaten auf die Wiederherstellung des Ulmer Münsters aus den Stempeln des doppelten Württemberger Vereinstalers von 1871 realisierte 38.000 Euro (Schätzung: 30.000 Euro).
Die teuerste russische Münze wurde ein 5 Rubel-Stück, geprägt 1909 in St. Petersburg, in Polierter Platte (10.000 / 18.000 Euro).

Auktion 276: Deutsche Münzen ab 1871 u. a. die Sammlung Lorenz

Ein äußerst ungewöhnliches Angebot an extrem seltenen deutschen Kleinmünzen war im letzten Katalog der Künker Frühjahrs-Auktionswoche zu finden. Und diese Kleinmünzen brachten sehr gute Preise. 

Nr. 5506: DEUTSCHES KAISERREICH. 1 Pfennig 1887 E. J. 1 Anm. Nur 25 Exemplare geprägt. Stempelglanz. Taxe: 10.000,- Euro. Zuschlag: 23.000,- Euro.

So zum Beispiel die letzte Prägung der Münzstätte Dresden, ehe die Münzprägung nach Muldenhütten ausgelagert wurde. Es handelte sich um einen Pfennig von 1887, eine seltene Variante, die nur in 25 Exemplaren geprägt wurde und die man an dem besonders dicken Punkt nach dem G erkennt. Mit 10.000 Euro stand das Stück im Katalog. Bei 23.000 Euro wurde es zugeschlagen. Ebenfalls mit 10.000 Euro war der Pfennig geschätzt, der 1905 anlässlich des Münzbesuchs von Friedrich August III. in Muldenhütten geprägt worden war. Er brachte 15.000 Euro.

Nr. 5747: DEUTSCHES KAISERREICH. Sachsen. Friedrich August III., 1904-1918. 3 Mark 1917 E. Friedrich der Weise. J. 141. Polierte Platte. Taxe: 60.000,- Euro. Zuschlag: 70.000,- Euro.

Die seltenste deutsche Reichsmünze „Friedrich der Weise“ wechselte mit 70.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 60.000 Euro). Und wie hoch viele Sammler perfekte Qualität schätzen, bewiesen die 16.000 Euro, die der neue Eigentümer für ein württembergisches 5 Mark-Stück von 1874 in unberührter Polierter Platte zu zahlen bereit war (Schätzung: 5.000,- Euro).
Mit 570.000 Euro war das Reichsgold insgesamt geschätzt gewesen. Der Gesamtzuschlag lag bei 740.000 Euro, ein beeindruckendes Ergebnis, das wohl nur wegen der fantastischen Erhaltungen erzielt worden war. Nehmen wir als Beispiel das 20 Mark-Stück 1872 von Georg II. von Sachsen-Meiningen, das schon normalerweise selten ist und kaum in Polierter Platte gefunden wird (35.000 / 55.000 Euro).

Nr. 6424: BRD. 50 Pfennig 1949 J. J. 384. Nur sieben Exemplare bekannt. Polierte Platte. Taxe: 5.000,- Euro. Zuschlag: 24.000,- Euro.

Weimarer Republik, Drittes Reich, BRD und DDR, hier waren die Überraschungen vor allem im Bereich der Kleinmünzen zu entdecken. 50 Reichspfennig 1925 F der Weimarer Republik in Polierter Platte realisierten 32.000 Euro (Schätzung: 10.000 Euro), 50 Pfennig 1949 J der BRD in Polierter Platte 24.000 Euro (Schätzung: 5.000 Euro) und 50 Pfennig 1949 A der DDR in fast Stempelglanz 13.000 Euro (Schätzung: 5.000 Euro).
Schließen wir mit zwei Ergebnissen aus der Sammlung Lorenz: Die Probe zu 20 Pfennig 1886 A mit glattem Rand in Kupfer-Nickel wurde mit 6.000 Euro zugeschlagen (Schätzung: 1.000 Euro), die durch Lochung entwertete Probe zu 2 DM 1950 D 7.000 Euro (Schätzung: 5.000 Euro).

Alle Ergebnisse finden Sie online hier

Die Juni-Auktion findet vom 20. bis zum 24. Juni 2016 statt. Die Kataloge dafür können Sie bestellen bei Künker, Nobbenburgerstr. 4a, 49076 Osnabrück; Tel: + 49 541 96202 0; Fax: + 49 541 96202 22; oder über E-Mail.