Ausübung eines betrügerischen Geschäftsmodells, Verletzung des Markenrechts der Royal British Legion durch den gewerbmäßigen Verkauf und Besitz zum Weiterverkauf von Poppy-Ansteckern (mit der Mohnblume, die in Großbritannien an den Ersten Weltkrieg erinnert). Dies waren die Anklagepunkte, zu denen sich Henry Lyttel, 29, schuldig bekannte. Diese Vergehen standen in Zusammenhang mit seinem Unternehmen Croft Militaria Ltd, das er von seiner Wohnadresse aus betrieb.
Am Dienstag, 9. Juni 2020 verurteilte Richter Jonathan Bennett am Derby Crown Court Henry Lyttel zu zwei Jahren Gefängnis mit 18-monatiger Bewährung und wies ihn an, in den nächsten 12 Monaten 100 Stunden unbezahlte Arbeit für seine Verbrechen zu verrichten. Außerdem wurde ihm die Tätigkeit als Unternehmensleiter für fünf Jahre untersagt und ihm wurde eine Ausgangssperre von sechs Monaten auferlegt.
Richter Bennett sagte, Lyttel sei „für eine raffinierte und professionelle Unternehmung verantwortlich“, sei „durch Unaufrichtigkeit und Geld motiviert“ und habe „das Heldentum und die Tapferkeit der Soldaten ausgebeutet“. Er fügte hinzu, Lyttel habe „Profit gemacht, indem er die gute Arbeit der Royal British Legion und die guten Zwecke, die sie unterstützen, ausnutzte“.
Beamte, die für Handelsnormen zuständig sind, begannen 2016 nach Beschwerden von Ordenssammlern aus dem ganzen Land mit den Ermittlungen gegen Lyttel und sein Unternehmen.
In den eingegangenen Beschwerden hieß es, dass Lyttel, der über eine Firmenwebsite verfügte und online unter dem Namen „badgeman2005“ handelte, gefälschte Tapferkeitsmedaillen und Militärabzeichen verkaufte, darunter Militärkreuze und Distinguished Flying Crosses sowie Anstecknadeln mit dem Mohn-Emblem, das als Markenzeichen der Royal British Legion geschützt ist.
Die Beamten führten daraufhin Testkäufe über eBay durch.
Experten für militärische Orden, darunter der Militärhistoriker und Ehrenzeichenexperte Mark Smith (MA OMRS), untersuchte die Stücke; ein Mohnblumen-Anstecker wurde von der Royal British Legion geprüft, um festzustellen, ob sie gefälscht waren oder nicht.
Nach Prüfung der Mohn-Anstecknadeln sagte die Royal British Legion (RBL), dass die Mohn-Anstecker ihr eingetragenes Markenzeichen verletzten und dass das Unternehmen durch den Verkauf nicht genehmigter Anstecknadeln einen Gewinn auf Kosten einer Wohltätigkeitsorganisation erzielen würde, die gegründet wurde, um Spenden für ehemalige Wehrdienstleistende und ihre Familien zu sammeln. Die RBL bestätigte auch, dass Croft Militaria Ltd. nicht befugt war, das Mohn-Emblem zu verwenden und nie einen Beitrag an die Wohltätigkeitsorganisation geleistet hatte.
Im Laufe der komplexen Untersuchung stellten die Beamten fest, dass Lyttel Ordenssammlungen von Auktionen gekauft hatte, bei denen Ordenssätze, die Offizieren zugeschrieben wurden, zum Verkauf standen.
Er recherchierte die Offiziere und fand heraus, dass diese eine besondere Auszeichnung für Tapferkeit, wie etwa ein Militärkreuz, erhalten hatten, aber dass der eigentliche Ordeb nicht in dem zum Verkauf stehenden Satz enthalten war.
Die fehlende Orden wurde dann angefertigt und gealtert, um den Wert des Satzes beträchtlich zu erhöhen. So wurde beispielsweise eine Sammlung von sechs Orden gefunden, die im Februar 2016 bei einer Auktion für £320 an Lyttel verkauft wurde.
Aus der Auflistung ging hervor, dass der Empfänger der Orden auch ein Distinguished Flying Cross (DFC) erhielt, dass das Ehrenzeichen jedoch nicht Teil des versteigerten Loses war. Die darauffolgende eBay-Auflistung von Croft Militaria Ltd zeigt denselben Satz mit einem Distinguished Flying Cross und einem Preis von £2.500, was einem Gewinn von £2.180 entspricht.
Als die für Handelsnormen zuständigen Beamten das Grundstück von Lyttel durchsuchten, fanden sie eine großangelegte und ausgeklügelte Einrichtung zur Herstellung von Orden, wie sie über eBay verkauft wurden, vor.
Prägestempel für die Herstellung von Rohlingen, geprägte, aber unfertige Orden sowie Materialien zur Alterung und Patinierung der hergestellten Stücke wurden zusammen mit einer großen Anzahl von Mohn-Anstecknadeln beschlagnahmt.
Tapferkeitsauszeichnungen, die von der Firma verkauft wurden, wurden nicht als Kopien oder Repliken bezeichnet, sondern vielmehr aus echten Materialien, wie z.B. Silber, hergestellt und in einem mit dem der Royal Mint identischen Verfahren geprägt. Anschließend wurden sie mit oxidierenden Chemikalien behandelt, um sie besonders alt aussehen zu lassen, so dass sie äußerlich den Eindruck erweckten, aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu stammen. Die hohen Preise, zu denen die Orden auf den Markt gebracht wurden, vermittelten ebenfalls den Eindruck, dass es sich um die echten Artikel handelte.
In Zusammenarbeit mit Militärmedaillenexperten schätzten die für Handelsnormen zuständigen Beamten, dass das Unternehmen Lyttel mehr als £72.000 (ca. 80.000 Euro) mit dem Verkauf von gefälschten Orden und etwa £10.000 (ca. 11.000 Euro) mit dem Verkauf von gefälschten Mohn-Anstecknadeln verdiente.
Es wird nun ein Strafverfahren eingeleitet, mit dem Versuch, das von Lyttel und Croft Militaria Ltd. erwirtschaftete Geld zurückzuerhalten.
In Minnesota wurde kürzlich ein Münzhändler wegen seines betrügerischen Vorgehens beim Verkauf von gefälschten Münzen zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt.