Ursula Kampmann
4. Juli 2013 – Im Jahr 77 nach der Hedschra (696 n. Chr.) entschloss sich der umayyadische Herrscher Abd al-Malik eine große Münzreform in Gang zu setzen. Bis dahin hatte man arabische Silbermünzen nach dem Vorbild der sasanidischen Drachmen benutzt, die althergebrachte Symbole aufwiesen, die dem Islam fern standen, ja teilweise unvereinbar mit der neuen Botschaft waren. Lediglich kleine arabische Inschriften wiesen auf die neuen Münzherren und ihre revolutionäre Weltsicht hin. Diese hoch interessanten Zeugnisse einer der wichtigsten Epochen der Menschheitsgeschichte stehen bei Münzsammlern derzeit noch ein wenig im Schatten. Dies ist für Lernwillige eine große Chance, denn noch sind Unikate und große Seltenheiten für wenig Geld auf dem Markt zu haben.
Ernst Günther Weber, Arabo-Sasanidische Drachmen, in: Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte, Hg.: Bremer Numismatische Gesellschaft. 2013. 120 Seiten, durchgehend farbig illustriert. DIN A4. Kartoniert. Fadenheftung. 24 Euro zuzüglich Versandkosten.
Einer, der diese Gelegenheit beim Schopf gepackt hat, ist Ernst Günther Weber. Er hat seine Sammlung nun im 8. Band der Bremer Beiträge zur Münz- und Geldgeschichte publiziert. Und es ist eine bemerkenswerte Sammlung. Sie besteht aus 208 Stücken, geprägt zwischen 651/2 und 793/4. Darin versteckt sind 20 unike sowie einige äußerst seltene Münzen, die er der Wissenschaft hiermit zugänglich macht.
Kernstück des Buchs ist die aufwändige Publikation der Sammlung. Jede Münze ist mit Durchmesser und Gewicht abgebildet, die darauf erscheinende Schrift ist wiedergegeben und aufgelöst. Die vier wichtigsten Referenzwerke werden zitiert. Dazu kommentiert der Autor die Stücke, die seine besondere Aufmerksamkeit gefunden haben, ausführlich.
Dem Katalog schickt der Autor eine dreiseitige, ins Englische übersetzte Einleitung voraus, in der er kurz auf Abkürzungen, sein System der Transliteration und die Jahreszahlen eingeht. Nützlich ist seine sprechende Erklärung des Münzbildes, die es auch dem Ungeübten ermöglicht, die für eine Bestimmung zentralen Stellen auf der Münze zu finden. Auf eine historische Einführung verzichtet der Autor, da er – durchaus zurecht – feststellt, dass dies in den Werken von John Walker, Heinz Gaube und im neuesten Katalog des Ashmolean Museum ebenfalls zu finden sei. Doch schrieb Walker und Gaube 1967 bzw. 1973, und die Sylloge des Ashmolean Museum von 2002 sind leider in englischer Sprache publiziert, so dass es den deutschen Leser schon gefreut hätte, wenn er sich auch auf Deutsch über den aktuellen Forschungsstand hätte informieren können.
Im Anhang gibt der Autor noch eine Zusammenfassung zu den Gegenstempeln auf den Drachmen, und fasst tabellarisch die Münzen seiner Sammlung zusammen.
Die große Überraschung kommt dann, wenn man den Preis dieses wichtigen Buchs zur Arabo-Sasanidischen Prägung betrachtet: 24 Euro zuzüglich Versandkosten – 2 Euro im In- 6 Euro im Ausland. Da muss man schon eher von einer Schutzgebühr sprechen. Die Bremer Numismatische Gesellschaft hat wieder einmal die Numismatik bereichert.
Bestellen können Sie das Buch über Auktionen & Münzhandel, Dr. Christoph Stadler e. K.
Einen Beitrag über die große Münzreform des Abd al-Malik finden Sie hier.