Archäologischer Jahrhundertfund im Salzburg Museum

Der Hortfund von Neumarkt am Wallersee. © Salzburg Museum.
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Zum 100. Jubiläum des Salzburger Museumsvereins gelang der Erwerb eines archäologischen Jahrhundertfundes. Ein einzigartiger spätkeltischer Hortfund aus Goldschmuck und Silbermünzen wurde von Archäologen des Bundesdenkmalamts geborgen und gelangt nun durch den Salzburger Museumsverein in die Sammlung des Salzburg Museum.

Bereits die Fundgeschichte der spätkeltischen Deponierung aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. liest sich spektakulär: Mai 2021, Freitag Nachmittag erreichte die Salzburger Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamtes eine telefonische Fundmeldung aus Neumarkt am Wallersee. Beim folgenden Ortstermin präsentierte der Finder drei keltische Großsilbermünzen, zwei glatte Fingerringe und einen massiven Armreif aus Gold. Durch die weitere archäologische Untersuchung mittels des Bundesdenkmalamtes konnten noch 25 Tetradrachmen, zwei verzierte goldene Fingerringe und als buchstäbliches Glanzstück ein Torques (Halsreif) ebenfalls aus Gold freigelegt und dokumentiert werden.

Durch diese sofortige und ordnungsgemäße Kontaktaufnahme mit dem Bundesdenkmalamt konnte der Fund durch Dr. Peter Höglinger zwischenzeitlich auch bereits unter Denkmalschutz gestellt werden.

Der Hortfund von Neumarkt am Wallersee kann schon jetzt als eine hochkarätige Bereicherung des spätkeltischen Kulturerbes in Österreich mit europäischer Ausstrahlung gelten. Neben seiner herausragenden Qualität eröffnet der Fund insbesondere durch die genaue Dokumentation seiner Entdeckung und Bergung wertvollste Forschungsgrundlagen für die Kultur der späten Eisenzeit.

Der geborgene Goldschmuck. © Salzburg Museum.

Nach intensiven Verhandlungen ist es durch den Einsatz des Salzburger Museumsvereins nunmehr gelungen, den Hortfund für das Salzburg Museum zu erwerben. In der ältesten und umfangreichsten Sammlung zur Kunst- und Kulturgeschichte Salzburgs stellt der Hortfund von Neumarkt am Wallersee eine einzigartige Ergänzung des archäologischen Bestandes auf Augenhöhe mit dem Helm vom Pass Lueg und der Schnabelkanne vom Dürrnberg dar.

„Das materielle Kulturerbe erfährt durch den Hortfund von Neumarkt am Wallersee eine herausragende Bereicherung. Als Museumsreferent ist es mir eine große Freude, dass der Fund durch die Ehrlichkeit seiner Finder, die Maßnahmen des Bundesdenkmalamtes, die Bemühungen des Salzburg Museum und den finanziellen Einsatz des Salzburger Museumsvereins nunmehr Teil unserer öffentlichen Sammlungen in Salzburg werden kann. Als Gewinn für Wissenschaft und Forschung, als Highlight für Kulturinteressierte und als faszinierender Botschafter der Vergangenheit Salzburgs für unsere Jugend.“ Dr. Wilfried Haslauer, Landeshautpmann.

„Es ist ein besonderer Glücksfall, dass sich die einmalige Chance für den Ankauf des Jahrhundertfundes genau im Jahr des 100-jährigen Jubiläums des Salzburger Museumsvereins ergeben hat. Und es ist Anlass für einen besonderen Dank an bald 15.000 Mitglieder des Salzburger Museumsvereins, die durch ihre Unterstützung und Förderung solche einzigartigen Erwerbungen dann auch tatsächlich möglich machen. Das erfüllt uns im Vorstand und Ausschuss des Vereins mit großer Freude und Dankbarkeit.“ Dr.in Brigitta Pallauf, Landtagspräsidentin / Präsidentin Salzburger Museumsverein.

„Die Geschichte des Salzburg Museum ist ohne die Förderung und Unterstützung des Salzburger Museumsvereins nicht vorstellbar. Das beweist einmal mehr und in besonderer Weise der Ankauf des sensationellen spätkeltischen Hortfundes. Mit der Aufnahme in die Sammlung des Salzburg Museum wird Salzburg um ein herausragendes Kulturgut bereichert. Ebenso wird die Bevölkerung Salzburgs durch den wunderbaren Fund reich beschenkt. Dafür möchte ich mich im Namen des Kuratoriums des Salzburg Museum bei allen Beteiligten herzlich bedanken.“ Bernhard Auinger, Bürgermeister-Stellvertreter / Kuratoriumsvorsitzender Salzburg Museum.

Die 28 boiischen Tetradrachmen, Silber. © Salzburg Museum.

„Wir können heute den besonderen Stellenwert des Hortfundes von Neumarkt am Wallersee noch gar nicht in seiner Gesamtheit ermessen. Wir wissen jedoch schon jetzt um seine herausragende Bedeutung für Wissenschaft und Forschung sowie um die Freude, die er Besucher*innen des Salzburg Museum bereiten wird. Und wir sind als Museum ungemein dankbar, dass der Hortfund von nun an mit unserer Sammlung verbunden ist. Dafür gilt unser Dank den Findern, dem Bundesdenkmalamt und dem Salzburger Museumsverein.“ Hon.-Prof. Mag. Dr. Martin Hochleitner, Direktor Salzburg Museum.

„Das Salzburg Museum kann stolz auf einige weltberühmte archäologische Objekte in seiner Sammlung sein. Dazu gehören auch herausragende ‚Jahrhundertfunde‘: Für das 19. Jahrhundert steht der bronzezeitliche Kriegerhelm vom Pass Lueg und das 20. Jahrhundert glänzt mit der keltischen Schnabelkanne vom Dürrnberg. Der Gold- und Silberschatz aus Neumarkt setzt diese Tradition der ‚Jahrhundertfunde‘ im dritten Jahrtausend fort. Als Experte der spätkeltischen Eisenzeit freue ich mich besonders auf die wissenschaftliche Analyse dieses einzigartigen Hortfundes, die wir mit internationalen Kooperationen planen.“ Priv.-Doz. Dr. habil. Holger Wendling, Leiter Fachbereich Archäologie Salzburg Museum.

„Viele außergewöhnlich glückliche Aspekte sind mit diesem herausragenden Fundkomplex zu verbinden: die ungestörte Erhaltung über gut zwei Jahrtausende, die Wiederentdeckung unter Einhaltung aller denkmalschutzrechtlichen Vorgaben durch die Finder und die seltene Gelegenheit zur archäologischen Ausgrabung in situ (durch das Bundesdenkmalamt). Als krönender Abschluss wurde dank der gemeinsamen Bemühungen aller Beteiligten dieser einzigartige Schatzfund durch den Salzburger Museumsverein erworben und kann künftig für alle Interessierten im Salzburg Museum präsentiert werden.“ Dr. Peter Höglinger, Referent Archäologie Salzburg Bundesdenkmalamt.

Tetradrachme, Silber. © Salzburg Museum.

Historischer Hintergrund

Der Schatzfund ähnelt europaweit bekannten Deponierungen goldener Schmuckstücke mit Silber- oder Goldmünzen aus den letzten Jahrhunderten vor Christus. Im ostkeltischen Mitteleuropa sind sie jedoch noch seltener als im Gebiet des ehemaligen Gallien und auf den britischen Inseln.

Zusammensetzung, Herkunft und Erhaltung des Depots sowie die exakt dokumentierte und archäologisch verifizierte Befundsituation sind nicht nur im Bundesland Salzburg, sondern in ganz Österreich und darüber hinaus einzigartig.

Die Herstellung der Objekte ist um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. anzusiedeln. Ihre Deponierung dürfte nur wenige Jahrzehnte später stattgefunden haben. Der Grund hierfür ist vorerst unbekannt. Jedoch gilt das 1. Jahrhundert v. Chr. als Zeit wirtschaftlicher, sozialer und politischer Krisen. Vielleicht handelt es sich daher um einen unter drohender Gefahr in Zeitnot wenig sorgfältig verborgenen Schatz. Möglicherweise führten aber auch kultische Motive wie eine Opfergabe zur Vergrabung im Boden. Zweifellos gehörten die 28 Großsilbermünzen sowie der prunkvolle Goldschmuck einer hochrangigen Person. Die boiischen Münzprägungen weisen in das Gebiet des heutigen Tschechien und der Slowakei.

Archäologische und archäometrische Analysen sollen nun helfen, die offenen Fragen zur Herkunft der Objekte, den Motiven und Umständen ihrer Verbergung sowie der spätkeltischen Geschichte in der Region Salzburg zu klären.

 

Besuchen Sie die Website des Salzburg Museums.

Verantwortlicher Kurator ist Priv.-Doz. Dr. Holger Wendling, Leiter des Fachbereichs Archäologie am Salzburg Museum.

Die Mitarbeiterin für Numismatik am Salzburg Museum ist Alexandra Hylla.

Vor kurzem wurde in Brandenburg ein weiterer spektakulärer keltischer Schatzfund gemacht.

Haben Sie schon von dem Raub des größten keltischen Goldfunds des 20. Jahrhunderts gehört?