Zeltwand hoch und Scheinwerfer an, die Ausgrabung im Museum ist eröffnet: Seit dem 4. September 2022 zeigen der Archäologische Dienst des Kantons Bern und das Bernische Historische Museum aktuelle archäologische Funde aus dem Berner Boden. Die Ausstellungsreihe startet mit spektakulären Entdeckungen aus der keltischen und römischen Stadt Brenodurum auf der Engehalbinsel bei Bern.
Die Archäologie im Kanton Bern live miterleben: Das bietet das neue Ausstellungsformat „Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden“. Mit Schaufeln, Bagger, Spitzhacke und Staubsauger werden jedes Jahr faszinierende Hinterlassenschaften aus vergangenen Zeiten aus dem Berner Untergrund ans Tageslicht befördert. Aktuell präsentiert das Bernische Historische Museum im originalgetreu inszenierten Ausgrabungszelt regelmäßig die neuesten Entdeckungen der Berner Archäolog:innen. Die Funde erzählen bisher unbekannte Geschichten und bieten überraschende Einblicke in vergangene Lebenswelten. Die erste Ausstellung zeigt Neufunde von der Engehalbinsel. Diese zeugen von der alltäglichen Verwendung von Münzen in einer keltischen und römischen Stadt.
Brenodurum – das älteste Bern
Die von der Aare umflossene Engehalbinsel wurde vom 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. von den Helvetiern, einem keltischen Stamm, bewohnt. Die Stadt trug wahrscheinlich den Namen Brenodurum und war eine der größten im heutigen Schweizer Mittelland. Kurz vor der Zeitenwende entstand gleichenorts eine römische Kleinstadt, die bis ins 3. Jahrhundert intensiv genutzt wurde. Das Wissen zu dieser versunkenen Stadt ist Ausgrabungen von Archäolog:innen und Begehungen (Prospektionen) durch ehrenamtliche Mitarbeitende des Archäologischen Dienstes zu verdanken. Letzteren gelangen 2022 im Reichenbachwald spektakuläre Neufunde, die nun ins Museum und so an die Öffentlichkeit gelangen.
Keltisches Münzwesen und römischer Münzschatz
In Städten wie Brenodurum prägten die Helvetier Münzgeld. So besteht eines der ausgestellten Ensembles aus keltischen Silbermünzen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und aus der ersten gesicherten Goldmünze der Fundstelle. Zu den Münzen gesellen sich Silbergussreste und ein münzstempelähnliches Werkzeug aus Messing, das auf die keltische Silbermünzproduktion vor Ort hinweist.
Wenige Jahrzehnte jünger ist der ausgestellte Schatz aus 65 keltischen und römischen Silbermünzen. Er wurde um 20 v. Chr. in einem Gefäß im Boden deponiert, als das Gebiet der Helvetier bereits zum Römischen Reich gehörte. Münzschätze aus dieser Zeit sind rar und waren schon damals wertvoll.
Ein Gewinn für die Archäologie und die Berner Bevölkerung
Die neue Zugänglichkeit und Erlebbarkeit von archäologischen Funden ist ein Ergebnis der Partnerschaft des Archäologischen Dienstes und des Historischen Museums. Während die Kooperation in den letzten Jahren punktuell gepflegt wurde, stärken die beiden Institutionen nun langfristig die Zusammenarbeit in ihren Kernaufgaben Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln. Mit dem neuen Format „Archäologie aktuell“ wird das Museum am Helvetiaplatz zum Schaufenster der Berner Archäologie. „Aussergewöhnliche Entdeckungen, auf die Archäolog:innen bei ihrer Grabungsarbeit immer wieder stossen, sollen zukünftig nicht im Funddepot verschwinden, sondern zeitnah in unserem Museum für ein paar Monate zu besichtigen sein. So gibt es beim Museumsbesuch immer wieder überraschende Funde und Geschichten zu erleben.“, sagt Thomas Pauli-Gabi, Direktor des Bernischen Historischen Museums.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bernischen Historischen Museums.
Letztes Jahr wurden in einer Wanderausstellung in der Schweiz Funde aus dem Kanton Bern präsentiert.