D-Osnabrück, Künker

19-06-2011 – 23-06-2011

Auktion 188-192

Sachsensammlung komplett aufgelöst

Vom 20. bis zum 24. Juni 2011 hielt das Auktionshaus Künker seine 188. bis 192. Auktion ab. Das Ergebnis? Wie immer überzeugend: 7.000 Nummern in fünf Katalogen brachten 9,2 Millionen Euro.

Über 7.000 Nummern und mehrere bedeutende Sammlungen in fünf Katalogen; 3.000 Bieter und ein mit 9,2 Millionen Euro um 52 Prozent über den Taxen liegender Gesamtzuschlag; dazu zwei Fachvorträge und ein Empfang im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses – das just 40 Jahre alt geworden Auktionshaus Künker hat eine ungewöhnlich erfolgreiche Sommerauktion hingelegt. Der Empfang durch die Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler, übrigens eine von Münzen begeisterte Historikerin, galt den ausländischen Kunden des führenden Auktionshauses. Im 500 Jahre alten Rathaus hat man längst erkannt, dass Künker die Stadt Osnabrück zu einer Drehscheibe der internationalen Numismatik gemacht hat.
Zunächst aber ein „Heimspiel“: Im Katalog 188 steckte eine 122 zählende Sammlung Osnabrücker Münzen, die statt 126.000 Euro 236.000 Euro erzielte. Am zweiten Tag folgte die Sachsensammlung eines Wahl-Osnabrückers, des gebürtigen Sachsen Gerhart Rother. Die 1115 Lose des Kataloges 189 wurden im überfüllten Auktionssaal komplett zugeschlagen. Aber nicht für erwartete 740.000 Euro, sondern für über 1,2 Millionen Euro. Die Auktionsteilnehmer waren schon am Vorabend durch Prof. Dr. Paul Arnold auf das, ja: aufregende Sammelgebiet Sachsen eingestimmt worden. Der designierte Eligiuspreisträger aus Dresden 2011 sprach über „Die Gedenkprägungen des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen – Münzen oder Medaillen?“ Manche in Nürnberg geprägte „Münze“ des Reichsstatthalters entpuppt sich als repräsentative Medaille – auf die angekündigte Publikation von Arnolds Arbeit darf man sich freuen.

1549: SACHSEN. Friedrich III. der Weise (1486-1525). Teilvergoldete Silbermedaille 1532. Katz 55 a. Slg. Merseb. 421. Von großer Seltenheit, gepr. Original, Patina, teilvergoldet, vz. Zuschlag: 18.000 Euro.

Die Sachsensammlung, durch böhmische Brakteaten und für Polen geprägte Stücke auch „international“, enthielt etliche Raritäten. Stellvertretend drei Beispiele: Die dreifache Reichstalerklippe 1676 des Kurfürsten Johann Georg II. (Taxe: 10.000 Euro), ging für 28.000 Euro über den Tisch. 32 Groschen 1709 von Friedrich August I. (7500 Euro) war erst für 35.000 Euro zu haben. Einen Tausender mehr verlangte Friedrich August III. (I.) für seinen doppelten Konventionstaler 1780, von dem es nur 20 Stück gibt.
Nach dem sächsischen Idiom füllten französische Stimmen den Auktionssaal, wurde doch mit dem Katalog 190 eine bedeutende französische Sammlung aus Privatbesitz mit vielen Proben und interessanten Serien aufgelöst. Ein Angelot d’or o.J. (4.000 Euro) von Henri VI d’Angleterre, 1422-1453, kam auf 24.000 Euro. Ein 54,89 Gramm schwerer Dickabschlag (Piéfort) der Probe (Essai) des fünffachen Franken 1853 (2500 Euro) verlangte stolze 41.000 Euro. Beispiel drei: Ein Probe-Piaster 1879 für Französisch Cochinchina in PP kletterte von 10.000 auf 26.000 Euro. Und wenn Sie mehr über den historischen Hintergrund dieser Probe wissen wollen, können wir Ihnen einen Artikel der MünzenWoche empfehlen. Klicken Sie hier.

357: SIEBENBÜRGEN. Sigismund Bathory (1581-1602). Reichstaler 1589. Dav. 8800. Resch 35. Sehr selten, vz. Zuschlag: 60.000 Euro.

Gold läuft besser denn je, da könnte man die Höhepunkte des Kataloges 191 gar nicht alle aufzählen. Also auch hier nur wenige Beispiele. Der Krakauer fünffache Dukat 1611 des polnischen Königs Sigismund III., ein blitzsauberes Stück in jeder Beziehung, verbesserte sich von 30.000 auf 70.000 Euro. Fiel das Sammelgebiet Siebenbürgen schon am ersten Tag im Katalog 188 auf, weil Sigismund Bathorys Reichstaler 1589 (7500 Euro) imposante 60.000 Euro forderte, so legte das ungarische Fürstentum im Goldkatalog mit mehreren Zuschlägen bis zu 44.000 Euro nochmals nach. Für 100 Lire 1880 des italienischen Königs Umberto I. (50.000 Euro) reichten 48.000 Euro.

5402: BERMUDAS. Elizabeth II (seit 1952). 600 Dollars 2006, aus der Serie „Bermuda Shipwrecks“. Fb. vgl. 44 (dort von 2007). Gold, nur 30 Expl. geprägt, PP. Zuschlag: 34.000 Euro.

Im Bermudadreieck wurden, wenn man so will, 34.000 Euro versenkt. Denn das war der Zuschlag für die dreieckige kiloschwere Goldmünze zu 600-Dollar der Bermudas, 2006 auf den Untergang des Großseglers „Constellation“ im Jahr 1943 geprägt.
Die deutschen Sammelgebiete waren gut vertreten. Hier sei auf ein unediertes Unikum aus Preußen verwiesen: Der Friedrichs d’or 1756 A des Alten Fritz (5.000 Euro) fehlt bei v. Schrötter und mit diesem Jahrgang auch bei Olding; er kam auf 9500 Euro. Teil II des Kataloges 191 wurde von den immer gut laufenden deutschen Münzen ab 1871 eingenommen. Auch wenn der Bayernkönig Ludwig III. ein eher unwirsches Gesicht macht, sein anlässlich seiner Goldenen Hochzeit 1918 geprägtes Dreimarkstück holte statt erwarteter 17500 Euro immerhin 21.000 Euro. Das Silber war ausgangs des Ersten Weltkriegs so knapp, dass er nur etwa 130 dieser Jubiläumsmünzen prägen lassen konnte. Nicht entscheidend häufiger sind die 2.000 im Jahr 1895 hergestellten 10 Neu-Guinea-Mark. Das vorliegende, auf 25.000 Euro getaxte Stück fuhr 27.000 Euro ein.
Russland, Teil I im Katalog 192, verkaufte sich abermals teurer als geschätzt. Zar Peter III. zehnfacher Rubel 1762 kam auf 38.000 Euro (35.000 Euro), das gleiche Nominal 1886 von Alexander III. auf 26.000 Euro (10.000 Euro).

8683: POLEN. Goldene Medaille „Virtuti Militari“ (1792) bzw. Orden des Militär-Kreuzes (1792) bzw. Militärischer Orden des Herzogtums Warschau (1807) bzw. Militär-Orden Polens (1815) bzw. Militär-Orden „Virtuti Military“ (seit 1919), 1. Modell. RRRR, II. Zuschlag: 80.000 Euro.

Wie Orden und Ehrenzeichen, siehe Teil II. des Kataloges 192, zu beurteilen sind, mit dieser Frage tun sich Numismatiker etwas schwerer. Künkers Experte für die Phaleristik, der Konstanzer Michael Autengruber, referierte über „Auszeichnungen im Spannungsfeld zwischen Original und Fälschung – Eine begriffliche Abgrenzung zur Numismatik“. Das Gebiet der Orden sowie Ehren- und Gedenkzeichen sei komplexer, die Echtheitsfrage also nicht so einfach zu beantworten wie bei Münzen. „Eine Kopie“, so Autengruber, „ist harmlos, eine Fälschung ist es nicht.“ Aber sauber deklarieren müsse man die Stücke, und das tue man in Osnabrück. Man konnte sich unter rund 1.000 Losen bedienen, und statt erwarteter 360.000 Euro erzielte das Auktionshaus Künker 560.000 Euro.
Die goldene Medaille des ersten Modells des “‘Virtuti Militari‘ (1792) bzw. Orden des Militär-Kreuzes (1792) bzw. Militärischer Orden des Herzogtums Warschau (1807) bzw. Militär-Orden Polens (1815) bzw. Militär-Orden ‚Virtuti Military‘ (seit 1919)“ war auf 50.000 Euro getaxt. Spannung im Auktionssaal, bis ein telefonischer Bieter bei 80.000 Euro den Zuschlag erhielt. Die nächstfolgende Medaille desselben Ordens, nun aber in Silber, steigerte seine Taxe von 5.000 Euro um ein Mehrfaches auf 38.000 Euro. Beide Stücke aus dem Königreich Polen verließen die internationale Drehscheibe, wie zu erfahren war, in Richtung Heimat, in die Republik Polen.

Noch eine kleine Fußnote zur Osnabrücker Sommerauktion: Nur 400 Lose gingen in den Nachverkauf. Alles Nähere nicht nur in den Katalogen und in der Ergebnisliste, sondern auch im Internet.