Im Rahmen der Ausstellung „Ein fürstlicher Numismatiker. Großfürst Georgi Romanow. Schicksal und Erbe“ zeigt das Moskauer Museum des Internationalen Numismatischen Clubs einzigartige Exponate aus der Sammlung des Großfürsten Georgi Romanow.
Die bedeutende Sammlung des Großfürsten
Die Münzsammlung des Großfürsten Georgi Romanow aus dem 19. und 20. Jahrhundert ist der Ausgangspunkt für so bedeutende wissenschaftliche Arbeiten wie dem „Korpus der russischen Münzen des 18.–19. Jahrhunderts“. Dieses Werk ist zu einer Art Periodensystem in der Welt der Numismatik geworden und gilt noch immer als „das Handbuch“ für Münzsammler und Forscher russischer Münzen. Das Buch beschreibt nicht nur die Objekte des kulturellen Erbes der Numismatik, sondern trägt auch zu einer detaillierteren Auseinandersetzung mit Zusammenhängen, Prozessen und Fakten bei, die uns ein tieferes Verständnis für die Geschichte Russlands ermöglichen. Das „Korpus der russischen Münzen des 18.–19. Jahrhunderts“ wurde zu Lebzeiten des Großfürsten nicht fertiggestellt, diente jedoch als Basis aller Kataloge russischer Münzen, die in den letzten 100 Jahren erstellt wurden.
Heute ist es nicht möglich, alle Objekte der Sammlung zusammenzubringen, da die Sammlung vor und nach dem Tod des Sammlers in alle Winde zerstreut wurde. Ein bedeutender Teil befindet sich heute in der Smithsonian Institution in den USA, der Pariser Nationalbibliothek sowie in Museumssammlungen und Privatsammlungen in Russland und Europa.
Münzen aus verschiedenen Schatzfunden
Die Besucher der Ausstellung können Münzen sehen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entdeckt wurden. Eines der bemerkenswertesten Exponate ist eine Zlatnik-Münze, d. h. ein Exemplar der ersten russischen Goldmünzen. Die Münze gehörte dem Kiewer Fürsten Wladimir dem Großen, wurde 1863 als Teil des Kinburn-Schatzes entdeckt und 1885 vom Großfürsten Georgi Romanow für viel Geld erworben – 1300 Rubel (das war damals eine beträchtliche Summe). In den 1920er Jahren befand sich die Münze in der Münzstätte Leningrad, dann gehörte sie dem Sowjetischen Philatelistenverband und wurde schließlich im Jahre 1930 als Teil der Museumssammlung des Staatlichen Historischen Museums in Moskau vorgestellt.
1898 wurde in der Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale im Kiewer Höhlenkloster ein Schatz gefunden, und die Eremitage erwarb einige der darin enthaltenen Münzen und Medaillen. Ein paar Jahre später erhielt der Direktor der Eremitage einen Brief von Großfürst Georgi Romanow. In diesem Brief schrieb er, dass der Kaiser ihm fünf Münzen aus den Dubletten des Kiewer Schatzes geschenkt habe. Ein Teil der Münzen aus diesem Schatz ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Neben Museumsexponaten, die bereits in anderen Ausstellungen gezeigt wurden, können Museumsbesucher Münzen und Medaillen sehen, die noch nie zuvor ausgestellt wurden. Insbesondere handelt es sich um Münzen aus einem Koffer, der zufällig in den Gewölben der Außerordentlichen Petrograder Kommission gefunden wurden. Der Inhalt des Koffers wird heute im Museumbestand der Eremitage aufbewahrt.
Ein Großfürst im Sammelfieber
Außerdem zeigt die Ausstellung Münzen aus der Sammlung des Heimatmuseums für Geschichte und Regionalgeschichte P. W. Alabin. in Samara. Diese Münzen stellen vermutlich den Anfang der numismatischen Reise des Großherzogs dar. Das Sammelfieber packte ihn bereits im Alter von 14 Jahren. Er begann damit, Münzen auf dem armenischen Basar in Tiflis zu kaufen. Bald umfasste seine Sammlung etwa 700 Kupfermünzen.
Im Museum des Internationalen Numismatischen Clubs werden neben Münzen auch die Schuldscheine ausgestellt, die der Großfürst den Besitzern der Münzen überließ. Bis zum Alter von 18 Jahren verfügte er nämlich nicht über die notwendigen Mittel, um seine Sammlung um besonders wertvolle Münzen zu erweitern. Er konnte sich lediglich Kupfermünzen leisten und war gezwungen, Gold- und Silbermünzen im Tausch gegen Schuldscheine zu erwerben. Als er volljährig wurde, bezahlte er sie.
Mehr als nur Münzen
Im Rahmen der Ausstellung werden auch weitere Originalstücke präsentiert: persönliche Gegenstände und Einrichtungsgegenstände, Fotografien, Dokumente, Bücher, Pläne, Skizzen, die vom Leben des Georgi Romanow erzählen und die Atmosphäre und Kultur des Sammlertums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vermitteln.
Die Ausstellung „Ein fürstlicher Numismatiker. Großfürst Georgi Romanow. Schicksal und Erbe“ kann noch bis zum 31. März 2020 im Museum des Internationalen Numismatischen Clubs (Bolshoj Afanasyewsky Gasse, 24, Moskau) besucht werden. Mehr Informationen finden Sie auf der offiziellen Website des Museums.
Sie sind noch kein Experte auf diesem Gebiet? Hier finden Sie einen ersten Überblick über die Münzgeschichte Russlands.
Am 31. Januar 2019 versteigerte das Osnabrücker Auktionshaus Künker ein Platinset von 1839 aus dem Besitz des Großfürsten.
Und falls Sie sich für die erste russische Goldmünze interessieren, schauen Sie sich auf Wikipedia die wichtigsten Merkmale des Zlatnik an.