Der dicke Sterbe-Doppeltaler Christians II. nach Jahrzehnten wieder im Handel

Dieser dicke Sterbe-Doppeltaler ist das einzige bekannte Exemplar im Handel. Ein solcher Typ wurde seit Jahrzehnten nicht mehr angeboten. Aktuell ist er beim Auktionshaus Höhn für Auktion 96 gelistet als Los 9160: Christian II., Johann Georg I. und August 1591-1611. Dicker Doppeltaler 1611. Schätzung: 30.000 Euro.
[bsa_pro_ad_space id=4]

Ein dicker Sterbe-Doppeltaler Christians II. wird Ende Mai in der 96. Auktion der Leipziger Münzhandlung versteigert. Der äußerst seltene Typ, der unter Keilitz/Kahnt „Die sächsischen albertinischen Münzen 1547-1611“ unter der Nr. 278 ohne Abbildung angeführt wird, wurde in letzten Jahrzehnten nicht im Handel angeboten. Das letzte durch Gewicht eindeutig rekonstruierbare Vorkommen in einem Verkaufskatalog kann man wohl aus der in Leipzig versteigerten Sammlung Leyser am 10. Oktober 1791 auf S. 344, Nr. 461 entnehmen.

Der dicke Sterbe-Doppeltaler Christians II.: Gold und Silber, aber immer selten

Der Stempel dieses Stückes wurde bei unterschiedlich dickem Schrötling einerseits für Goldprägungen zu 8, 10, 11 und 14 Dukaten (siehe Keilitz/Kahnt 218, 219, Schnee 779 Anm., Keilitz/Kahnt 220), andererseits für Silberprägungen im Taler und Doppeltalergewicht (Keilitz/Kahnt 277, 278) verwendet.

Dieses Stück ist nicht nur als ein Zeugnis der sächsischen Numismatik zu bewerten, sondern durch seinen besonderen Anlass als eine zeitgenössische Quelle eines fürstlichen Staatsaktes. Der Beschreibung bei Madai 2965 heißt es „Dieser medaillenförmige Gedächtnisthaler, darauf die Titulatur von Jülich, Cleve und Berg zuerst vorkommt, ist unter die vornehmsten Leichenbegleiter im Gold und Silber ausgetheilet worden. Auch ist noch anzumerken, daß, wider vor- und nachheriger Observanz, der Titul eines Churfürsten dem Herzoge zu Sachsen vorgesetzet worden.“

Der dicke Sterbe-Doppeltaler Christians II. als Teil der fürstlichen Selbstdarstellung

Laut Johann Sebastian Müllers (1634-1708) Annalen (S. 261-262) wurde der Churfürst am Sonntag den 23. Juni 1611, nachdem er sich zu Dresden bei einem Ringrennen etwas erhitzt und darauf einen starken Trunk Biers getan habe, Abends über der Mahlzeit vom Schlage getroffen, sodass er 3 Stunden danach verschied. Seinem Bruder und Nachfolger Johann Georg I. sollen vor Trauer die Tränen in den Augen gestanden haben. Am 6. August fand das Begräbnis in Freiberg statt. In diesen 44 Tagen wurde ein für einen Churfürsten würdiges und pompöses Begräbnis geplant, dass in den Printmedien der damaligen Zeit, wie zum Beispiel einer entsprechend gedruckten Leichenpredigt, wie jene Druckfassung Johan Bormann zu Wittenberg oder anderen Leichenbegängnisschriften als Staatsakt höchster Güte hervorgehoben wurde. Bei Wilhelm Ernst Tentzels „Saxonia Numismatica“ lesen wir hingegen auf S. 356 ff., dass der Churfürst am 23. Juni eines unvorhersehbaren Todes gestorben sei. Ein damaliges Gerücht hieße, dass sich sein Gesundheitszustand im Zuge seiner Trunksucht stark verschlechtert habe, dies will Tentzel in seiner Beschreibung nicht so sehen.

Daniel Bretschneider d. Ältere (ca. 1550-1625) hat die Beisetzung des sächsischen Kurfürsten Christians II. im Bild dokumentiert.

Am 4. August, so Tentzel, gingen die Exequien zu Dresden an und wurden am 6. August durch die Beisetzung der Churfürstlichen Leiche in das Freibergische Erb-Begräbnis vollendet. Zu diesem Anlass sollen Begräbnis-Münzen, wie sie Tentzel auf S. 358 beschreibt, ausgegeben worden sein, die in Gold und in Silber geprägt wurden. Bei einem solchen staatlichen Akt handelte es sich um eine große Prozession, bei welcher in einem Rahmenprogramm aus Andachten und Predigten an den verblichenen Herrscher gedacht wurde. Dieser Leichenzug wurde vom berühmten Maler Daniel Bretschneider d. Ältere (ca. 1550-1625) für die Nachwelt künstlerisch bewahrt.

Damit auch ja niemand diese prunkvolle Beisetzung vergessen sollte, gab man sicherheitshalber „Flyer“ zum Mitnehmen heraus.

Es wurden auch Begleitheftchen dazu herausgegeben, um für die teilnehmenden Personen diesen Tag in ewigbleibender Erinnerung zu halten.

Sowohl die Gold- als auch die Silbervarianten dieser einzigartigen Gedächtnismünze stellen numismatische Raritäten dar, die in einer äußerst geringen Auflage herausgegeben wurden und dem Handel der letzten 100 Jahre kaum bekannt sind. Die damit offenkundige Seltenheit und numismatische Bedeutung dieses Stückes beeindruckt und erstaunt gleichermaßen und verleiht somit diesem Schaustück einen unglaublichen Seltenheitscharakter. Neben diesem Doppeltaler werden weitere über 300 Münzen aus Sachsen in überwiegend prachtvollen Erhaltungen angeboten. Für diese Auktion sind noch bis Anfang April Einlieferungen möglich, die ihren Platz in dem hochwertigen Auktionskatalog finden werden.

 

Mehr über das Unternehmen finden Sie auf der Website des Auktionshauses Höhn.

Dort können Sie sich auch zum Thema Einlieferung informieren.

Auch eine Generation später blieben fürstliche Leichenfeiern ein wichtiges Thema in der aristokratischen Lebenswelt. Das dokumentieren besonders eindrücklich die Löser auf die Bestattung von Johann Friedrich von Braunschweig-Calenberg.