Der Finanz- und Messeplatz Leipzig vom 13. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts

Uwe Schirmer: Der Finanz- und Messeplatz Leipzig vom 13. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Geldwesen – Waren und Zahlungsverkehr – Rentengeschäfte. (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse, Band 85, Heft 2.) Hirzel S. Verlag, Stuttgart 2021. 68 Seiten, keine Abbildungen. Kartoniert, 23,5 x 16,8 cm. ISBN 978-3-7776-3025-0. 30 Euro.
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„Leipziger Messe“ – das verbinden die meisten heutzutage mit der großen Buchmesse. Die ist allerdings nur ein Überbleibsel aus einer langen Geschichte Leipzigs als eine der bedeutendsten Handelsstädte Europas. Leipzig war Umschlagplatz zwischen Ost und West, die Bezugsquelle von Fernhandelswaren für große Teile Mitteldeutschlands und ein Finanzplatz, der größer war als Frankfurt am Main. Die fundamentale Bedeutung Leipzigs als Messestadt ist, obwohl in der Wirtschaftsgeschichte gut dokumentiert, im Allgemeinen wenig bekannt. Um so verdienstvoller ist es, wenn mehr Literatur zu dem Thema erscheint. Uwe Schirmer, Professor für thüringische Landesgeschichte an der Universität Jena, hat dazu einen fundierten Aufsatz verfasst, der als Monografie in der Reihe Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig veröffentlicht wurde.

Leipzigs Rolle als Finanzplatz

In Der Finanz- und Messeplatz Leipzig vom 13. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts legt Schirmer auf 68 Seiten vor allem Leipzigs Rolle als Finanzplatz dar. Die Messe lockte mehrmals im Jahr große Mengen an Kaufleuten von nah und fern auf die Märkte der Stadt. Dabei profitierte Leipzig vom nahen Silberbergbau im Erzgebirge. Der Autor betont in seinen Untersuchungen die große Rolle von bargeldlosen Transaktionen wie den Wechselbriefen, über die der Handel abgewickelt wurde. In Leipzig wurde im großen Stil Anteilsscheine an Bergwerken und kursächsische Staatspapiere gehandelt.

Es ist ein großer Zeitraum, der hier auf wenigen Seiten behandelt wird. Untergliedert ist der Aufsatz in drei Zeitabschnitte. Zunächst geht es um die geschichtliche Entwicklung bis 1458. Es folgt die Blütezeit Leipzigs als Finanzplatz im überregionalen Metallhandel zwischen 1458 und 1565, in der süddeutsche Kaufleute in den Mansfelder Kupferbergbau und den erzgebirgischen Silberbergbau investierten. Dann folgt die Phase von 1550 bis 1631, als vermehrt Leipziger Kaufleute die Funktion der sich zurückziehenden süddeutschen Kaufleute übernahmen und der Leipziger Stadtrat selbst als großer Finanzakteur auf der Messe in Erscheinung trat.

Das dünne Büchlein umfasst nur diesen Aufsatz und enthält keine Abbildungen, wohl aber einigen Tabellen. Natürlich sollte man von einem Aufsatzband in einer wissenschaftlichen Abhandlungsreihe kein Buch für die Allgemeinheit erwarten. Klarer gesagt: Hierbei handelt es sich um einen wissenschaftlichen Aufsatz, untermauert mit zahlreichen Literaturstellen und Archivquellen. Es ist ein tiefgehendender, fundierten Beitrag zur Wirtschaft- und Finanzgeschichte des Spätmittelalters und der Frühneuzeit zu einem sehr konkreten Thema. Sollten Sie sich für genau dieses Thema auf einem wissenschaftlichen Niveau interessieren, ist das Buch sicher etwas für Sie. Ansonsten sind solche konkreten Aufsätze, zumal bei einem Preis von 30 Euro für 68 Seiten, eher etwas für die Universitätsbibliotheken. In denen sollte dieser Band allerdings nicht fehlen. Wer eine gemütliche Feierabendlektüre sucht, ist hier falsch.

 

Das Buch können Sie über die Seite des Hirzel-Verlages bestellen. Dort finden Sie auch weitere Publikationen des Autoren zu mitteldeutschen Wirtschaftsthemen.